# taz.de -- Bootsunglück im Mittelmeer: 40 Menschen ertrinken vor Tunesien
       
       > Nahe der Hafenstadt Mahdia ist ein Boot verunglückt. Das nordafrikanische
       > Land geht hart gegen Migrant:innen vor – auch unterstützt von der EU.
       
 (IMG) Bild: 40 weitere Menschen starben auf ihrem Weg in ein besseres Leben, mithilfe der EU
       
       taz | Vor der Küste der tunesischen Hafenstadt Mahdia sind in der Nacht auf
       Mittwoch mindestens 40 Menschen ertrunken. Auf dem verunglückten neun Meter
       langen Metallboot befanden sich laut Justizkreisen insgesamt 70
       Migrant:innen aus der Elfenbeinküste und Guinea, darunter viele Mütter
       mit Kindern. Sie waren gegen Mitternacht von einem Strand beim
       nahegelegenen Salakta von Schmugglern losgeschickt worden.
       
       Nach nur wenigen Kilometern bekam das überladene Boot Schlagseite und sank
       innerhalb weniger Minuten. Nachdem auf dem Wasser treibende Überlebende per
       Handy lokale Behörden alarmierten, rettete ein Patrouillenboot der
       tunesischen Küstenwache 30 Menschen.
       
       Zwischen den Küstenstädten Mahdia und Sfax leben seit über zwei Jahren bis
       zu 20.000 Migrant:innen aus West-und Zentralafrika und
       Bürgerkriegsflüchtlinge aus Sudan. Sie wurden aus den Städten verbannt und
       warten in selbst gebauten Zelten inmitten der [1][Olivenhaine] auf die
       Überfahrt nach Italien.
       
       Die [2][Nationalgarde zerstört regelmäßig die autonom organisierten 20
       Lager], zu denen weder die humanitären Helfer der Vereinten Nationen noch
       tunesischer NGOs Zugang haben. Weil Migrant:innen willkürlich verhaftet
       und an der algerischen Küste ausgesetzt werden, fürchten viele in den Camps
       den Kontakt mit jeglichen Institutionen.
       
       ## Leben in der Illegalität
       
       „Obwohl es in diesem Jahr nur wenige Boot geschafft haben den Schiffen der
       Küstenwache zu entwischen, hoffen wir stattdessen weiterhin auf einen Platz
       in den Booten“, sagt Abubakr Bangura aus Sierra Leone der taz in al Amra.
       In dem südlich von Mahdia gelegenen Fischerdorf sehen zwar viele die
       Anwesenheit der Migrant:innen kritisch, gleichzeitig sind diese Teil des
       lokalen Wirtschaftskreislaufs geworden.
       
       Trotz des Verbotes Migranten anzustellen, an sie Wohnungen zu vermieten, im
       Taxi mitzunehmen oder Medikamente zu verkaufen, verdienen viele als
       informelle Tagelöhner das nötige Geld zum Überleben in den Zeltlagern. Für
       die Überfahrt nach Lampedusa nehmen die Schmuggler 500 Euro, die
       Metallboote werden in Hinterhofwerkstätten in wenigen Stunden
       zusammengeschweißt.
       
       „Die ohne Kiel konstruierten Boote sind schon mit 40 Menschen an Bord
       lebensgefährlich“, sagt ein Fischer im nördlich von Sfax gelegenen La
       Louza. „Wenn die Schmuggler aus Geldgier mehr an Bord nehmen, bringt schon
       eine leichte Panik das Boot aus dem Gleichgewicht.“
       
       Die im Rahmen eines [3][EU-Abkommens] mit Drohnen und Flugzeugen
       ausgerüstete tunesische Küstenwache hat im letzten Jahr über 70.000
       Migrant:innen aus den Booten geholt. Dieses Jahr dürften es sogar mehr
       sein. Seit es Anfang der Woche zwei Boote nach Lampedusa geschafft haben,
       herrscht in den Camps verhaltene Euphorie, trotz des Unglücks vor Mahdia.
       „Viele hier haben nichts mehr zu verlieren“, sagt Abubakr Bangura aus
       Sierra Leone der taz. „Sie sind bereit, für ein normales Leben alles zu
       riskieren.“
       
       23 Oct 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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