# taz.de -- Umgang mit Big Tech: Gegenwind für Google
> Bußgelder, Beschwerden, Zerschlagung? Eine Frist der EU für den Konzern
> läuft – nun kommt Druck in weiteren Bereichen. Google verteidigt sich.
(IMG) Bild: Google hat gerade kein gutes Image in Europa, aber die USA halten die schützende Hand über den Konzern
Berlin taz | Der Countdown läuft: Noch rund 45 Tage hat der Tech-Konzern
[1][Google] Zeit, um gegenüber der EU-Kommission darzulegen, wie er eine
kartellrechtliche Konzentration bei seinem Geschäft mit
Online-Werbetechnologien entgegenwirken will. Die Auflage ist [2][Teil
einer Reihe von Maßnahmen], mit denen die Kommission gegen eine
marktbeherrschende Stellung des IT-Konzerns im Bereich
Online-Werbetechnologien vorgeht, die der Konzern bestreitet.
Derweil gibt es weiteren Gegenwind. Mehrere Bürgerrechts-NGOs, darunter
Lobbycontrol und Digitalcourage, haben eine [3][Petition] für eine
Zerschlagung des Konzerns initiiert – bislang sind gut 100.000
Unterschriften gesammelt. Und eine Allianz von Bürgerrechtsverbänden und
Medienwirtschaftsorganisationen hat diese Woche bei der Bundesnetzagentur
Beschwerde gegen einen Google-Dienst eingereicht.
Es geht dabei um „AI Overviews“. Damit erhalten Nutzer:innen per
Künstlicher Intelligenz generierte Antworten auf Suchanfragen direkt in der
Ergebnisliste von Google. Auf die entsprechenden Quellen, etwa die
Webseiten von Medien, klicken müssen die Nutzenden dann nicht mehr.
Als „Traffic-Killer“ bezeichnet den Dienst Daniela Beaujean,
Geschäftsführerin des Verbandes Vaunet, der private Audio- und
audiovisuelle Medien in Deutschland vertritt. „Im Ergebnis reduziert Google
AI Overviews die Reichweite und Auffindbarkeit unabhängiger und
demokratierelevanter privater Medien.“ In den USA [4][zog in der
vergangenen Woche] der Verleger von Zeitschriften wie „Rolling Stone“,
„Billboard“ und „Variety“ in der Sache vor Gericht.
## Kritik an Qualität der Zusammenfassungen
Laut Matthias Spielkamp, Geschäftsführer von Algorithmwatch, gibt es mit AI
Overviews ein weiteres Problem: „Googles KI-Zusammenfassungen sind
fehlerhaft und bisweilen irreführend, wie jede generative KI.“ Google sei
durch den Digital Services Act, eines der großen EU-Plattformgesetze,
verpflichtet abzuschätzen, ob bei neuen Diensten Risiken entstehen und
diese Risiken dann zu minimieren. Diese Abschätzung habe der Konzern nur
unzureichend vorgenommen.
Google selbst antwortete auf Anfrage, dass man sich „leidenschaftlich –
vielleicht mehr als jedes andere Unternehmen – um die Gesundheit des
Web-Ökosystems“ kümmere. „Wir verfolgen einen besonderen Ansatz beim Aufbau
unserer KI-Erfahrungen: Sie sind darauf ausgelegt, das Web hervorzuheben“,
erklärte ein Sprecher des Konzerns.
Doch auch aus der Bundesregierung kommt explizite Kritik am Geschäftsmodell
des US-Konzerns: „Am besten wäre es, wenn Google zerschlagen würde“, sagte
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer am Freitag im Podcast [5][„Berlin
Playbook“] von Politico. „Die verdienen hier Milliarde um Milliarde mit
riesigen Margen und schleichen sich über Dublin raus.“
Dublin ist der EU-Sitz diverser US-Konzerne, weil dort steuerlich für sie
günstige Bedingungen herrschen und die Datenschutzaufsicht wenig konsequent
ist. Weimer forderte auch eine stärkere Regulierung auf EU-Ebene. Die
Europäische Union sei zwar „gut unterwegs, aber wir brauchen deutlich
mehr“.
## Google verteidigt sich
„Wirtschaftsführer in ganz Europa warnen permanent davor, dass mehr
Tech-Regulierung Europas Wachstum behindern und nicht fördern wird“,
kritisiert ein Sprecher von Google Weimers Äußerung. Die Dienste des
Unternehmens schafften „Milliarden an Wert für die deutsche Wirtschaft.“
Dass es auf EU-Ebene zu strengeren Regeln kommt, ist ohnehin
unwahrscheinlich. Derzeit geht die Tendenz eher in die andere Richtung. Das
hat einerseits mit dem Erstarken rechter Kräfte in mehreren
Mitgliedsstaaten zu tun, die eine deregulierende Politik ins
Europaparlament bringen. Und andererseits mit der Angst der EU-Kommission,
dass strenge Regeln gegenüber Big Tech und eine konsequente Umsetzung
US-Präsident Trump in dem von ihm gestarteten Handelsstreit zu höheren
Zöllen bewegen.
19 Sep 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Google/!t5007580
(DIR) [2] https://germany.representation.ec.europa.eu/news/online-werbung-kommission-verhangt-fast-3-milliarden-euro-geldbusse-gegen-google-2025-09-08_de
(DIR) [3] https://www.lobbycontrol.de/macht-der-digitalkonzerne/das-google-monopol-zerschlagen-120865/
(DIR) [4] /Wegen-KI-Zusammenfassungen/!
(DIR) [5] https://open.spotify.com/episode/6yS6ec9K6fqDKtxyTyjaHm
## AUTOREN
(DIR) Svenja Bergt
## TAGS
(DIR) Digitalisierung
(DIR) Plattformökonomie
(DIR) Google
(DIR) Big Tech
(DIR) Kartellrecht
(DIR) Social-Auswahl
(DIR) Google
(DIR) Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
(DIR) Verbraucherzentrale
(DIR) Snapchat
(DIR) Big Tech
(DIR) Telegram
(DIR) Online-Plattform
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Nach Milliarden-Strafe der EU: Google will sein Werbegeschäft fairer machen
Die EU-Kommission hatte dem US-Konzern eine Geldstrafe aufgedrückt und mit
Zerschlagung gedroht. Sie prüft jetzt, ob ihr die Änderungen reichen.
(DIR) Digitale Plattformen sollen bezahlen: Leitplanken für digitale Medienvielfalt
Große Plattformen gewinnen immer mehr Einfluss auf die Medienlandschaft,
doch bei ihrer Regulierung gibt es Lücken. Ein Gesetz soll das jetzt
ändern.
(DIR) Fakeshops im Internet: Betrüger haben ein zu leichtes Spiel
Jeder achte Online-Shopper ist bereits Opfer eines Fakeshops geworden. Die
Betrüger werben bei Google und Meta. Verbraucherschützer kritisieren das.
(DIR) EU-Kommission gegen Apple, Google, Snap: Europa will die Jugend schützen
Google und Apple sowie Snapchat und YouTube nehmen den Kinder- und
Jugendschutz nicht ernst, kritisiert die EU - und wird nun aktiv.
(DIR) Die Macht der Tech-Konzerne eindämmen: „Wir müssen so gut werden wie die“
Was tun gegen die Macht von Big Tech? Auf der Digitalkonferenz
re:publica zeigen Expert:innen, woran es scheitert – und wie es besser
ginge.
(DIR) Neonazis im Internet: Rechtsextremer Problemfall Telegram
Der Verfassungsschutz warnt in einer Analyse, wie vielfältig Rechtsextreme
das Internet für sich nutzen. Vor allem Telegram bereitet ihnen Sorge.
(DIR) EU-Kommission sieht Verstöße: Elon Musks X droht Strafe
Die Plattform X verstößt in mehreren Bereichen gegen EU-Recht, sagt die
EU-Kommission. Die Gestaltung der Plattform könne Nutzer in die Irre
führen.