# taz.de -- Generalstreik in Israel: Die gesellschaftlichen Gräben vertiefen sich
       
       > Die Massenproteste gegen die Politik der israelischen Regierung nehmen zu
       > und werden härter. Doch das Kabinett Netanjahu schert sich nicht darum.
       
 (IMG) Bild: Tel Aviv am Sonntag: Protest während eines landesweiten Streiks, zu dem die Familien von Geiseln aufgerufen hatten
       
       Es gibt kaum etwas, das die israelische Protestbewegung für ein Abkommen
       mit der Hamas und für ein Ende der Kämpfe in Gaza nicht schon ausprobiert
       hat: Massenproteste, offene Briefe, Generalstreiks, Autobahnblockaden. Die
       Mobilisierung dafür ist ausgesprochen erfolgreich, am Sonntag nahm laut
       Schätzungen jeder zehnte Israeli an einem Streik gegen die [1][geplante
       Ausweitung des Krieges in Gaza] teil.
       
       Doch die Proteste lassen Regierungschef Benjamin Netanjahu und seine
       Minister weitgehend unbeeindruckt: Netanjahu warf den hunderttausenden
       Landsleuten auf den Straßen gar vor, mit ihren Aktionen die Hamas zu
       unterstützen. Die harsche Reaktion zeigt: Der Druck wächst. Doch er reicht
       noch nicht, solange er die politische Stabilität der Regierung nicht
       gefährdet. Die sitzt weiter fest im Sattel, im aktuellen Kabinett kümmert
       sich jeder um seine Agenda: Die Siedler zielen auf die Besetzung und
       Annexion Gazas, die Ultraorthodoxen auf den Ausbau politischer Privilegien
       und eine massive staatliche Finanzierung religiöser Schulen. Netanjahu
       selbst geht es darum, an der Macht zu bleiben.
       
       Teile der Protestbewegungen gehen derzeit zu Methoden über, die schwerer zu
       ignorieren sind. Zuletzt stürmten Aktivisten der arabisch-israelischen
       Bewegung Standing Together („Zusammenstehen“) eine der meistgesehenen
       TV-Shows des Landes und forderten ein Ende des Krieges. Besonders die
       Kritik von 19 ehemaligen Chefs der Sicherheitsbehörden hatte Gewicht. Auch
       Wehrdienstverweigerung oder Steuerstreiks wären Schritte, mit denen schon
       im Protest gegen den autoritären Justizumbau 2023 gedroht wurde.
       
       Auch der internationale Druck nimmt zu, sei es über die [2][Anerkennung
       eines palästinensischen Staates] oder die [3][eingeschränkten
       Waffenlieferungen aus Deutschland]. Selbst wenn bisher kein Bruch im
       Kabinett absehbar ist: Ob die Proteste und der internationale Druck die
       Machtbasis Netanjahus wirklich erschüttern, bleibt offen. Doch der Unmut
       wächst, und die Gräben in der israelischen Gesellschaft werden immer
       tiefer.
       
       18 Aug 2025
       
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