# taz.de -- Fazit des UN-Meeresgipfels: Beinahe Schutz für internationale Gewässer
       
       > Fünf Tage lang wurde bei der UN-Ozeankonferenz in Nizza über Meeresschutz
       > beraten. Was beschlossen wurde – und was nicht.
       
 (IMG) Bild: Bedrohtes Ökosystem, hier noch intakt: Fische schwimmen im Ribbon Reef 10 vor Australien
       
       Nizza taz | Noch nie war die Aufmerksamkeit für den Zustand der [1][Meere]
       so groß wie beim UN-Ozeangipfel im südfranzösischen Nizza. Klimawandel,
       Versauerung, Plastikmüll, Überfischung: Die Weltmeere stehen unter massivem
       Druck. Am Freitag riefen die Teilnehmenden der einwöchigen Konferenz zu
       „dringenden Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere“
       auf. Sie verabschiedeten einen Aktionsplan mit freiwilligen Vorhaben – von
       Bemühungen um mehr Schutzgebiete bis zur Dekarbonisierung des
       Schiffsverkehrs. Doch zentrale Fragen blieben offen, verbindliche
       finanzielle Zusagen selten.
       
       Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) sprach von einem Fortschritt:
       „Diese Konferenz hat den Meeresschutz deutlich vorangebracht – trotz
       geopolitisch schwieriger Lage.“ Ein Überblick über strittige Themen der
       Tagung:
       
       ## Hochseeabkommen kurz vor Inkrafttreten
       
       Ein großer Schritt wurde in Richtung Gültigkeit des UN-Hochseeabkommens
       getan, das internationale Gewässer unter Schutz stellen soll. Die Hochsee
       macht rund zwei Drittel der Ozeane aus, ist aber bisher nicht reguliert.
       Mit dem Abkommen soll das Ziel der Vereinten Nationen maßgeblich erfüllt
       werden, bis 2030 rund 30 Prozent der Meeresflächen zu schützen.
       
       Es wurde bereits 2022 beschlossen, tritt jedoch erst in Kraft, wenn es 60
       Staaten ratifizieren. Anders als Umweltverbände befürchtet hatten, kamen in
       Nizza mehr als ein Dutzend Länder hinzu, darunter auch die EU. Damit fehlen
       nur noch zehn Staaten, um künftig mehr Schutzgebiete auf hoher See
       ausweisen zu können.
       
       Gastgeber Frankreich rechnet mit einem Inkrafttreten bis September.
       Deutschland muss für die Ratifizierung noch zwei Gesetze verabschieden.
       Greenpeace-Meeresbiologin Franziska Saalmann mahnte: „Minister Schneider
       hat viel versprochen. Nun kann er zeigen, wie ernst es ihm mit dem
       Meeresschutz ist.“
       
       ## Tiefseebergbau: Der Widerstand wächst
       
       Kontrovers diskutiert wurde der Tiefseebergbau, der bislang nicht
       gesetzlich geregelt ist. Studien warnen vor irreparablen Schäden der
       Ökosysteme. In Nizza erklärten sich 4 weitere Länder für ein Moratorium
       bereit, insgesamt sprechen sich nun 37 Staaten für eine vorsorgliche Pause
       des Tiefseebergbaus aus. Deutschland gehört dazu.
       
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nannte ein Moratorium eine
       internationale Notwendigkeit. UN-Generalsekretär António Guterres warnte
       vor einem „Wilden Westen“ in der Tiefsee.
       
       Sorgen bereiten die USA, die zum ersten Mal nicht an der Konferenz
       teilnahmen. Präsident Trump hat im April ein Dekret unterzeichnet, das den
       Abbau von Mineralien erstmals im Alleingang ermöglicht. 24 Staaten,
       darunter Deutschland, lehnen das ab. Sie fordern, dass die Ressourcen des
       Tiefseebodens nur gemeinschaftlich über die Internationale
       Meeresbodenbehörde verwaltet werden. Im Juli wird dort über ein globales
       Regelwerk verhandelt.
       
       ## Plastikabkommen: Breite Unterstützung, wenig Konkretes
       
       Gespräche gab es auch über die anhaltende Plastikflut im Meer. In Nizza
       sprachen sich 95 Staaten für eine Begrenzung der Primärkunststoffproduktion
       und neue Berichtspflichten aus. Ziel ist ein verbindliches Abkommen gegen
       Meeresvermüllung. Die Verhandlungen darüber sollen im August in Genf
       weitergehen.
       
       ## Fischerei und Ernährung: Sorgen ohne Lösungen
       
       Die Konferenz griff auch die Bedeutung der Meere für die
       Ernährungssicherung und die Küstenfischerei auf. Doch konkrete Pläne gegen
       illegale Fischerei oder zur Unterstützung von Küstengemeinden fehlen
       weitgehend im Abschlusstext.
       
       Immerhin hat die Europäische Kommission im Rahmen ihres Ozeanpakts
       Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro angekündigt, um den Schutz
       der Meere, die Wissenschaft und die nachhaltige Fischerei zu unterstützen.
       
       ## Weitere Initiativen: Kartierung, Lärmschutz, Artenschutz
       
       Neben den großen Themen wurden kleinere Vorhaben angekündigt. Deutschland
       und Frankreich wollen Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee erfassen. Eine
       Staatengruppe plant Maßnahmen gegen Unterwasserlärm. Die UNESCO will die
       Meeresbildung stärken.
       
       Die Deutsche Stiftung Meeresschutz begrüßt ein neues globales Bündnis zum
       Schutz von Haien und Rochen – Schlüsselarten für stabile Ökosysteme.
       Gleichzeitig kritisiert sie Frankreichs Ankündigung, die
       Grundschleppnetzfischerei in ausgewählten Schutzgebieten zu beenden: „Das
       ist Symbolpolitik. In diesen Zonen wird ohnehin nicht gefischt.“
       
       [2][BUND, Greenpeace, Misereor und andere Umweltgruppen] lobten die breite
       Beteiligung und Dialogbereitschaft des Gipfels. Entscheidend sei jedoch die
       Umsetzung.
       
       Nicolas Entrup von der Meeresschutzorganisation OceanCare kritisierte, dass
       zentrale Herausforderungen ausgeklammert blieben: „Die Weltgemeinschaft ist
       weit entfernt von ihren Zielen. Die Beendigung der Suche nach neuen Öl- und
       Gasvorkommen unter Wasser wurde nicht einmal angesprochen.“ Umweltverbände
       hatten vorab ein Verbot neuer fossiler Projekte im Meer gefordert.
       
       15 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Meere/!t5038240
 (DIR) [2] https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/die-un-meereskonferenz-endet-mit-klarem-bekenntnis-zu-globalem-meeresschutz/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maximilian Arnhold
       
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