# taz.de -- Fazit der Bundesligasaison: Alles außer Bayern
       
       > Was Sie über die Spielzeit der 17 wichtigsten Klubs wissen müssen:
       > Dortmunds Endspurt, Freiburgs Mustertrainer, Kiels kecker Kampf und
       > vieles mehr.
       
 (IMG) Bild: Schönes Miteinander: Vincenzo Grifo und Lucas Höler feiern ein Tor für den SC Freiburg
       
       ## Bayer 04 Leverkusen
       
       Für den Überraschungsmeister und Doublesieger von 2024 war es die
       schwierige dritte Saison unter dem spanischen [1][Heilsbringer Xabi
       Alonso.] Schon der Start geriet rumpelig, bis der Sieg im Pokal bei den
       Bayern so etwas wie die Wende einleitete. Am Ende wurde man locker die
       zweitbeste Mannschaft in Deutschland; für mehr reichten Sprit und Esprit
       nicht. Und so verlor man sogar das DFB-Pokalhalbfinale in Bielefeld: raus
       mit Applaus für die Helden von '24, die es fortan in alle Welt verstreut.
       Nächstes Jahr wird ein völlig anderes Team in noch niedrigeren Sphären
       spielen.
       
       ## Eintracht Frankfurt
       
       Wer träumt bei der Eintracht denn nicht vom Champions-League-Startgeld und
       noch viel mehr? Den größten Geldregen gab es aber schon mitten in der
       Saison. 75 Millionen Euro überwies Manchester City im Januar für den
       Dauertorschützen Omar Marmoush, der in 17 Spielen 15 Mal traf. Dessen
       Sturmpartner Hugo Ekitikè soll der Eintracht im Sommer gar 100 Millionen
       Ablöse einbringen. Für Randal Kolo Muani bekamen die Hessen vor zwei Jahren
       95 Millionen Euro. In Frankfurt fragen sich nicht nur die vielen
       Anzugträger: Ist das noch ein Fußballverein oder schon eine Bank?
       
       ## SC Freiburg
       
       Julian Schuster wurde von den Freiburger Fans mit einem nicht ganz
       ironiefreien Lied bereits gefeiert, bevor er [2][das schwierige Erbe von
       Christian Streich] antrat. „Morgens isst er Müsli, abends geht er früh ins
       Bett; oooh Julian Schuster, du alter Gauner....“ Der Text stammt aus den
       Profizeiten von Schuster im SC-Trikot. Aus dem Musterprofi ist im ersten
       Berufsjahr ein vorbildhafter Trainer geworden – ganz im Sinne des Vereins.
       Stets auf die bescheidene Herkunft des SC verweisend und vor allem auf das
       sehr, sehr schwere Spiel am nächsten Wochenende. Seine Arbeitsweise:
       Unauffällig, aber effizient. Man muss eben nicht unbedingt mehr Tore
       erzielen, als hinnehmen, um international zu spielen.
       
       ## Borussia Dortmund
       
       Weil es weniger darum geht, Champion zu werden, sondern darum, in der
       League der Champions mitzuspielen, [3][ist BVB weiter ein Spitzenverein.]
       Das war der Anspruch auch in dieser Saison, und zum Ende hin scheint das
       auch alles zu klappen. Die letzte Niederlage wurde Mitte März 2025
       kassiert, und seither gab es (fast) nur Siege. Saisonschlussphasenmeister,
       auch ein schöner Titel.
       
       ## 1. FSV Mainz 05
       
       In Mainz hat man für sich eine neue Tabelle entdeckt. In der herkömmlichen
       ist man die letzten Wochen aus dem Champions-League-Bereich
       herausgerutscht. Und damit das am Ende nicht noch als Misserfolg gewertet
       wird, bringt Sportvorstand Christian Heidel dieser Tage die
       Fernsehgeldtabelle ins Spiel. Mindestens drei Plätze habe man in diesem
       Tableau gutgemacht, konstatierte er. Und das beschere dem Verein sechs bis
       sieben Millionen Euro mehr TV-Gelder. Die Stimmung im Verein ist sowieso
       bestens, seitdem der Däne Bo Henriksen das Traineramt übernommen hat. Denn
       der kennt nur die Spaßtabelle. Sein Vergleich zur Vorsaison fällt so aus:
       „Letztes Jahr war auch Spaß, aber nicht so Spaß.“
       
       ## RB Leipzig
       
       Jürgen Klopp sitzt seit Januar regelmäßig auf der Tribüne, wenn die
       Rasenballer spielen. Er ist ja jetzt Weltkopf des Fußballs beim
       Klubeigentümer Red Bull. Eingefallen ist ihm nicht viel [4][zu dem Gekicke
       der teuren Mannschaft.] Nächstes Jahr darf sie nicht mal in der Champions
       League spielen. Die Fans können sich nun die teuren Auswärtsfahrten nach
       Madrid, London oder Mailand sparen, zu denen sie vielleicht sowieso nicht
       aufgebrochen wären. Und der Filialklub in Salzburg wird wieder nicht
       österreichischer Meister.
       
       ## Werder Bremen
       
       Bei nicht wenigen Werder-Fans sind grundsätzlich die Erinnerungen an die
       legendären Europacupspiele ihres Teams vor über einem Jahrzehnt
       zugänglicher als die an die Zweitligaspiele vor drei Jahren. In den letzten
       Wochen war der Traum von der Rückkehr ins internationale Geschäft besonders
       lebendig, ehe er am vorletzten Spieltag platzte. Diese Saison weckte sowohl
       die schönsten als auch die schlimmsten Erinnerungen. Nach einer passablen
       Hinrunde folgte eine beeindruckende Niederlagenserie, die wiederum durch
       [5][eine beeindruckende Siegesserie] wettgemacht wurde. Eine Frage bleibt
       in dieser Saison ungeklärt: Ist Werder eigentlich gut oder schlecht?
       
       ## VfB Stuttgart
       
       Leergekauft und ausgebuht, mit einer sagenhaft schlechten Heimbilanz: Das
       ist der VfB, nachdem man in der Vorsaison noch die zweitgeilste Truppe der
       Liga stellte. Und doch ist dank des Pokals noch die große Versöhnung drin.
       [6][Mit Schlaks Woltemade] hat man wieder die Zukunft in den eigenen Reihen
       (diesmal bitte nicht wegkaufen lassen); und bis dahin erinnert man sich an
       die Schlachten mit dem BVB und Leverkusen nach einer ansonsten eher trüben
       Saison.
       
       ## Borussia Mönchengladbach
       
       Die größte Stabilität weist bei der Gladbacher Borussia der Trainer auf:
       Seit 2023 darf Gerardo Seoane alles sportlich leiten, was am Niederrhein
       rumläuft, auch wenn nur (oder immerhin) ein magerer Mittelfeldplatz
       herauskam. Wieder. Denn an große Zeiten wird nur erinnert, wenn einer der
       Alten runden Geburtstag feiert. Günter Netzer wurde dieses Jahr 80.
       Glückwunsch, Borussia, zu diesem Ehrentag!
       
       ## FC Augsburg
       
       Auf seine Art ist der FCA ein Bundesliga-Dino. Seit 2011 schleicht er durch
       die erste Liga, und wenn er zu Saisonbeginn überhaupt als irgendwas
       gehandelt wird, dann als Absteiger. Nun hat der FCA eine gute Saison
       hingelegt – nur 2014 und 2015 war er besser -, aber keiner kriegt’s mit.
       Vielleicht weil kurz vor Schluss noch ein 0:4 in Stuttgart passierte?
       Vielleicht weil die wahren Helden des FCA, Helmut Haller und Bernd
       Schuster, zu lange weg sind?
       
       ## VfL Wolfsburg
       
       Ja, man hat sich gewöhnt an den Volkswagenklub, auch wenn es wohl niemanden
       gibt, der behaupten würde, dass er der Liga guttut. Wieder einmal gab es
       viel Fußball zum Wegschauen in Wolfsburg. Absteigen wird der Klub wohl
       dennoch nie. Dafür ist er dem Autokonzern immer noch zu wichtig. Obwohl es
       kriselt im Konzern, hat er für den VfL nochmal tiefer in die Tasche
       gegriffen als in der Vorsaison.
       
       ## Union Berlin
       
       Und noch eine Durchschnittssaison für einen Club, der längst im
       Durchschnitt angekommen ist. [7][Die Rückkehr des Haudegens Steffen
       Baumgart,] eben erst in Hamburg geschasst, passt ins Bild: Gras fressen ist
       angesagt am geografisch rechten Rand der Hauptstadt. Aber egal, solange
       Hertha noch weiter unambitioniert im Unterhaus dümpelt. Mindestziel
       Klassenerhalt ist erreicht, das wird auch weiter das Niveau sein an der
       Alten Försterei. Solange, bis der eiserne Gemischtwarenladen, was das
       Spielerpersonal betrifft, wieder mehr Griff hat.
       
       ## FC St. Pauli
       
       Stand Freitag war noch nicht klar, ob es zur nächsten Saison wieder ein
       Stadtderby geben wird. Aber das sind Zweifel rein rechnerischer Natur; die
       sportlichen [8][hat der Kiezklub] in einer recht ordentlichen Saison recht
       ordentlich beiseite gespielt. Mannschaft steht, Trainerstab wackelt nicht,
       Fußballkultur hat Potenzial. Der Weg nach weiter oben stünde frei, bleibt
       man beständig und vermeidet die Fehler der Konkurrenz (siehe Union Berlin).
       Auf der Höhe von Hoffenheim ist man schon mal.
       
       ## TSG Hoffenheim 1899
       
       Aufzuzählen, warum die TSG nicht in eine Liga von lauter, naja,
       Traditionsvereinen gehört, ist passé. Hoffenheim ist auf dem besten Wege,
       ein ganz normaler Fußballclub zu werden: Ein Gerade-so-Nicht-Abstieg heuer,
       und seit RB oben mittut und sogar SAP-Milliardär Dietmar Hopp seine
       Stimmrechtsmehrheit zurückgab, regt sich kaum noch über die TSG auf. Bald
       wird der Verein noch mit Heidenheim verwechselt.
       
       ## 1. FC Heidenheim
       
       Noch ein Jahr Heidenheim im Oberhaus? Gut möglich, auch wenn lange Zeit
       nicht wirklich viel für einen Klassenerhalt gesprochen hat. Ob sich
       außerhalb Heidenheims darüber jemand freut? Im ersten Bundesligajahr hat
       alle Welt noch freudig gestaunt über das niedliche Bundesligakaff, von dem
       nur die wenigsten hätten sagen können, wo es genau liegt. Sogar der FC
       Chelsea musste es herausfinden, weil die Heidenheimer sich für den
       Europapokal qualifiziert hatten. Echt jetzt? Ja, Heidenheim hat in der
       Conference League gespielt und sogar vier Spiele gewonnen. Hätten wir
       beinahe vergessen.
       
       ## Holstein Kiel
       
       In Kiel wird also nicht nur Handball gespielt. Das weiß Fußballland nun
       nach der Stippvisite der sogenannten Störche in der ersten Liga. Dass da
       ein Team, dem niemand etwas zugetraut hat, trotz andauernder Ergebnskrisen
       weiter wacker mitkicken wollte, sollte positiv in Erinnerung bleiben. Fast
       bis zum Saisonende blieb die kühne Vorstellung vom Klassenerhalt eine, die
       rechnerisch noch möglich war. Vielleicht passiert den Kielern ja irgendwann
       mal wieder ein Aufstieg. [9][Es wäre ihnen zu gönnen.]
       
       ## VfL Bochum
       
       Für viele mag der Absteiger der Herzen auf ewig Schalke 04 sein. Aber was
       sich bei der letzten Heimpartie der Bochumer abspielte, war wirklich ganz
       großes Kino. Solch eine ergreifende Herzschmerz-Geschichte hat man schon
       lange nicht mehr gesehen. Als nach dem Abpfiff der bereits siebte Abstieg
       feststand, flossen bei den Spielern die Tränen, während das Publikum seine
       gescheiterten Helden auf den Rängen feierte und ihre klassenunabhängige
       Treue besang. Die Liga verliert mit dem VfL ein großes Stück
       Fußballromantik. Wo kann man noch so rustikales Fußwerk zeigen, ohne Unmut
       zu erzeugen? Wo verbindet die fehlende Aussicht auf eine bessere Zukunft
       das Publikum und Fußballprofis so stark? Den VfL Bochum braucht es in der
       Bundesliga allein deshalb, damit er ein weiteres Mal so schön absteigen
       kann. Und ja, wegen der Grönemeyer-Stadionhymne natürlich auch.Schluchz!
       
       17 May 2025
       
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