# taz.de -- Männer-Bundesligaauftakt: Leverkusen und die Leere
       
       > Die Zauberfüße aus der Pillen-Kleinstadt sind weg, meist nach England.
       > Die Meisterschaft verödet auch, weil viele Klubs wie Farmteams
       > funktionieren.
       
 (IMG) Bild: Zumindest er ist noch da: Alejandro Grimaldo
       
       Sie haben sich mit großen Gefühlen verabschiedet, die Zauberfüße vom Rhein.
       Aber natürlich ändert das nichts an der bitteren Leverkusener Realität des
       Verlassenwerdens. [1][Oberzauberfüßler Florian Wirtz], Granit Xhaka,
       Jeremie Frimpong, Jonathan Tah, Lukáš Hrádecký, Amine Adli, alle weg. Auch
       [2][der verehrte Xabi Alonso], der die Pillen-Kleinstadt wachküsste wie
       einst Jürgen Klopp den BVB, ist weitergezogen in jene globalen
       Fußballsphären, in die er gehört.
       
       Es war Herzensbrecher-Zeit in der Männer-Bundesliga, und Leverkusen ist
       leer geräumt. Was eben einem deutschen Klub außer den Bayern blüht, wenn er
       mal zwei Spielzeiten zu gut spielt. Klubs wie Frankfurt oder Dortmund haben
       darauf ein ganzes Geschäftsmodell aufgebaut: Durchgangsstation zu sein für
       Großtalente in die Premier League. Steckt in der Geschichte dieser stillen
       Resignation mehr als das begrenzte Mitleid für einen Pharmaklub?
       
       Die Bundesliga ist mit der Globalisierung der Märkte eine
       [3][FC-Liefering]-Liga geworden, ein Kettenglied irgendwo oberhalb der
       Niederlande und unterhalb Englands. In der Premier League kommt es nun zum
       großen Leverkusener Klassentreffen. Dort, wo jetzt auch Frankfurts
       One-Season-Wonder Hugo Ekitiké für 95 Millionen Euro, Jamie Gittens für 56
       Millionen und Leipzigs Benjamin Sesko für 76 Millionen kicken. Und
       vielleicht werden künftig auch die Golfstaaten aufsteigen zu den ganz
       Großen, die den Krill des Fußballmeeres absaugen – Anzeichen dafür gibt es.
       Der Räumungsverkauf ist für ein Team wie Bayer natürlich nur ein temporäres
       Risiko. Man hat nachgekauft, „spannende Talente“, wie es so gern heißt, und
       mit etwas Glück beginnt alles von vorn.
       
       In einer Liga, wo alle außer dem FC Bayern Liefering-Klubs sind, ist das
       Meisterrennen für dieses Jahr wohl geklärt. Wer sonst soll oben landen?
       Leverkusen in der Restauration? Der BVB, [4][der sich mühsam in die
       Champions League geschuftet hat]? RB Leipzig, das nach alter
       Investorenklub-Tradition für schlechte Arbeit viel Geld verbrennt?
       Frankfurt, Stuttgart? Eher nicht. Es liegt auch eine völlige Leere an
       Zukunftsideen in diesem Hoffen auf sechs Richtige im Lotto eines kaputten
       Systems. Die Bundesliga ist nicht so unähnlich geworden der Liga eines
       obskuren Kleinstaates, wo irgendein mittelmäßiger Primus fast jedes Jahr
       mit 15 Punkten Vorsprung Meister wird. Früher fand man so was schräg.
       
       ## Wir können uns an alles gewöhnen
       
       Dass sich kaum noch jemand dagegen stemmt, mag auf den ersten Blick
       erstaunen. Eine ganze Wagenladung westlicher Popkultur beruht schließlich
       auf Erzählungen von widerständigen Underdogs. Aber in Wahrheit ist der
       Wahlspruch des Kapitalismus seit jeher: Wir können uns an alles gewöhnen.
       Und so passt der Bundesliga-Start ganz gut zu einem Sommer, in dem alles in
       Flammen steht, tatsächlich wie metaphorisch, und fast alle aktiv wegsehen.
       Leverkusen immerhin kann sich mit Sisyphos freuen: Es ist genug Kohle da,
       um neu zu beginnen.
       
       22 Aug 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
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