# taz.de -- Vetternwirtschaft in USA und Deutschland: Houston, wir haben ein Korruptionsproblem
       
       > Donald Trump macht kein Geheimnis daraus, dass er käuflich ist. Das
       > anzuprangern ist leicht. Doch auch Deutschland kann Korruption – bloß
       > diskreter.
       
 (IMG) Bild: US-Präsident Donald Trump und Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, kirchern in Doha, 14. Mai 2025
       
       Vor Antritt seiner Reise in den Nahen Osten vergangene Woche bestätigte
       US-Präsident Trump einen krassen Verdacht – dass er [1][ein 400 Millionen
       Dollar teures Luxusgeschenk von der katarischen Königsfamilie] annehmen
       möchte. Es handelt sich um einen „fliegenden Palast“, eine
       Bling-Bling-Variante der Boeing 747-8 mit goldfarbener, auf Glanz polierter
       Innenausstattung mit reichlich Seide und Leder.
       
       Seinen neuen Präsidentenflieger besichtigte er noch im Februar, als er
       gerade am Flughafen in West Palm Beach parkte. „Ich meine, ich könnte eine
       dumme Person sein und sagen, ‚Nein, wir wollen kein sehr teures
       Gratisflugzeug haben‘, kommentierte Trump seine Entscheidung. Er finde, das
       sei eine großartige Geste von Katar.
       
       Vor Trumps Reise tourten schon seine Söhne Donald Jr. und Eric, die aktuell
       das Familienbusiness verwalten, durch den Nahen Osten und machten Deals
       klar. Doch das sind bei Weitem nicht die einzigen Fälle persönlicher
       Bereicherung im Oval Office. 220 Topbuyer seiner persönlichen
       [2][Kryptowährung $TRUMP] sollen am 22. Mai ein exklusives Abendessen in
       Trumps Golfclub bei Washington erhalten und die Top 25 gar einen
       „ultra-exklusiven privaten VIP-Empfang“ mit ihrem „Lieblingspräsidenten“.
       
       Was an Trumps Verhalten schockiert, ist nicht, dass er korrupt ist, sondern
       wie unverschämt offen er seine Bestechlichkeit zur Schau stellt.
       Dementsprechend groß war die Empörung, die auch in deutschen Medien zum
       Ausdruck kam, als Trump das geschenkte Flugzeug bestätigte. Dabei sollte
       man sich, was Korruption angeht, an die eigene Nase fassen, auch wenn es
       bei uns meist diskreter zugeht.
       
       ## Luxusreise nach Baku
       
       Kürzlich kam heraus, dass einflussreiche Politiker und Ex-Politiker aus
       Deutschland, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner und ehemalige
       Bundeskanzleramtschef Ronald Pofalla, im April zu einem Geheimtreffen mit
       russischen Vertretern in ein Luxushotel in Baku gereist waren. Eigentlich
       war der „Petersburger Dialog“ – ein „deutsch-russisches Gesprächsforum“ aka
       eine Lobbyveranstaltung, die einst Altkanzler Schröder und sein Kumpel
       Putin 2001 ins Leben gerufen hatten – wegen des russischen Angriffskriegs
       gegen die Ukraine ausgesetzt worden. Offenbar folgte jetzt eine Fortsetzung
       hinter verschlossenen Türen.
       
       „Ich finde es immer wichtig, dass man Gesprächskanäle aufrechterhält“,
       [3][sagte Stegner zu seiner Verteidigung.] Und überhaupt sei die Reise
       „privat“ gewesen. Der Politiker gehörte in der vergangenen
       Legislaturperiode dem Kontrollgremium für die Geheimdienste an, dessen
       Vorsitz er aktuell anstreben soll.
       
       Hochgradig fragwürdig in Zeiten, in denen Russland nicht nur täglich
       Zivilist:innen in der Ukraine tötet, sondern auch einen hybriden Krieg
       mit Desinformation, Cyberangriffen und Wegwerfagenten gegen Deutschland
       führt. Besonders bizarr wirkt Stegners Engagement vor dem aktuellen
       Hintergrund, dass Putin am Donnerstag [4][nicht zu seinen selbst
       vorgeschlagenen Friedensverhandlungen nach Istanbul gekommen] war. Hat der
       russische Diktator etwa gar kein Interesse an Frieden? Guten Morgen!
       
       ## Bloß Schröder ist den Deutschen peinlich
       
       Die Baku-Crew ist nicht allein, denn die Liste der Kreml-Freunde in der
       deutschen Politik ist lang, wie Steffen Dobbert und Ulrich Thiele in ihrem
       jüngst erschienenen Nord-Stream-Buch zeigten. Manuela Schwesig etwa ist
       immer noch Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Um US-Sanktionen
       gegen Nord Stream 2 zu umgehen, hatte sie [5][eine vermeintliche
       Umweltstiftung ins Leben gerufen], deren wahrer Zweck die Fertigstellung
       der Pipelines war. Als die russische Großinvasion losging, wollte sie die
       Stiftung plötzlich loswerden.
       
       Zu einem richtigen Skandal wurden die korrupten deutsch-russischen
       Verflechtungen nie, anders als die Maskenaffäre oder Cum-Ex. Dabei hatten
       sie den Krieg gegen die Ukraine in Teilen finanziert. Allein Schröder
       scheint den Deutschen peinlich, vermutlich weil er über die Stränge schlug.
       2005 vollzog er einen fliegenden Wechsel aus der deutschen Politik zum
       Lobbyisten, als Aufsichtsratsvorsitzender der Gazprom-Tochter Nord Stream
       AG, wo er eine Jahresgage von satten 250.000 Euro und zugleich ein
       Ruhegehalt vom deutschen Staat kassierte. Aber nicht nur er verhielt sich
       naiv gegenüber dem Kreml.
       
       In einer am Wochenende veröffentlichten [6][Recherche der SZ ] kam nun
       heraus, dass sich Ex-Kanzlerin Merkel hinter den Kulissen persönlich dafür
       einsetzte, die Gasgeschäfte mit Russland trotz massiver Bedenken – Russland
       hatte seine Aggression gegen die Ukraine bereits begonnen – zu erweitern,
       Nord Stream 2 zu bauen und deutsche Gasspeicher an Gazprom zu verkaufen.
       
       Das ist eine Katastrophe, doch es gibt Hoffnung. Im
       [7][Korruptionswahrnehmungsindex 2024 von Transparency International]
       rutschte Deutschland zwar im Vergleich zum Vorjahr von Rang 9 auf 15 von
       180 erfassten Ländern ab, liegt aber wenigstens noch vor den USA, die es
       auf Rang 28 brachten.
       
       18 May 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [6] https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/gas-nordstream-russland-merkel-e107357/?reduced=true
 (DIR) [7] /Neue-Zahlen-zu-Korruption-in-Deutschland/!6065293
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Yelizaveta Landenberger
       
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