# taz.de -- Trump in Saudi-Arabien: Reise an den Golf – ohne Station in Israel
       
       > US-Präsident Trump hat mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman
       > einen Wirtschaftsvertrag unterzeichnet. Mit dabei war auch Tesla-Boss
       > Elon Musk.
       
 (IMG) Bild: Wo Trump ist, ist auch Musk – wie am Dienstag in Riad
       
       Kairo taz | Es ist eine Nahost-Reise des US-Präsidenten Donald Trump, die
       vor allem unter dem Zeichen steht, was dort nicht geschieht und nicht Thema
       ist. Anders als bei Reisen eines US-Präsidenten in die Region üblich, macht
       Trump nicht Station in Israel. Und anders als bei seiner letzten Reise nach
       Saudi-Arabien vor acht Jahren steht nicht die Normalisierung der
       Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel auf dem Programm.
       
       Denn die Saudis haben seit Monaten klargemacht: Ohne ein Ende der
       israelischen Offensive im Gazastreifen und ohne konkrete Schritte hin zu
       einem palästinensischen Staat wird es keine solche Normalisierung geben.
       Das kann sich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman weder
       innenpolitisch noch regional leisten.
       
       Was im Vergleich zu Trumps letzter Reise an den Golf gleich bleibt: Es geht
       um den schnöden Mammon. Trump will in den ölreichen und finanzstarken
       Golfsaaten Investitionen für die US-Ökonomie in Höhe von mehreren hundert
       Milliarden Dollar einsammeln. Dabei schielt er vor allem auf den saudischen
       Staatsfonds, der 925 Milliarden US-Dollar schwer ist.
       
       Es ist kein Zufall, dass Trump viele der großen US-CEOs mit im Schlepptau
       nach Riad gebracht hat, darunter auch Tesla-Chef und Trump-Berater [1][Elon
       Musk]. Trump will zeigen, dass er die US-Ökonomie [2][nach all dem
       Zollstreit] nicht abstürzen lässt. Er braucht dringend ein Signal, dass
       seine „America-First-Politik“ Früchte trägt. Und die will er im ölreichen
       und finanzstarken Wüstenstaat Saudi-Arabien pflücken.
       
       Und tatsächlich haben Trump und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman
       mehrere Abkommen festgezurrt. Zunächst unterzeichneten sie am Dienstag
       einen Wirtschaftsvertrag. Zu den Vereinbarungen gehören eine Zusammenarbeit
       im Energiebereich, die Modernisierung der saudischen Streitkräfte,
       Zusammenarbeit in Justizfragen, die Unterstützung der Zollbehörden und die
       Zusammenarbeit zwischen dem Smithsonian Museum und saudischen
       Einrichtungen. Kronprinz Mohammed versprach, mehrere hundert Milliarden
       Dollar in den USA zu investieren.
       
       Dass Saudi-Arabien die erste Station Trumps ist, ist auch eine Anerkennung,
       dass das Land seit dem letzten Trump-Besuch noch mehr an internationalem
       und regionalem Gewicht gewonnen hat. Es ist derzeit neben der Türkei und
       Iran die wichtigste arabische Regionalmacht. Saudi-Arabien hat vor wenigen
       Tagen dieses Gewicht in die Waagschale geworfen, um eine weitere Eskalation
       im Konflikt zwischen Indien und Pakistan zu verhindern. Es hat auch im
       Ukrainekrieg zu vermitteln versucht. Und natürlich steht auch über diesem
       Trump-Besuch der Titel „Gaza“. Nach neuesten UN-Zahlen sind dort aufgrund
       der seit über zwei Monaten andauernden israelischen Totalblockade fast eine
       halbe Million Menschen von einer akuten Hungerkatastrophe bedroht. Das wird
       zwangsweise auf allen Stationen Trumps am Golf, also ebenso in Katar, aber
       auch in den Arabischen Emiraten Thema sein.
       
       Die große politische Frage, die über der gesamten Trump-Reise steht, ist,
       ob wir derzeit eine Zäsur in der US-Nahost-Politik erleben, die einzig vom
       US-Interesse geleitet ist, unabhängig von Israel. So haben die
       Trump-Unterhändler angefangen, im Oman direkt mit Iran über dessen
       Nuklearpotenzial zu verhandeln. Sie haben mit den Huthi-Rebellen im Jemen
       ein gegenseitiges Stillhalteabkommen getroffen, dass diese im Roten Meer
       keine US-Schiffe mehr beschießen und dafür nicht mehr von den USA
       militärisch angegriffen werden.
       
       Angriffe der Huthis auf Israel sind nicht explizit in diesem Deal
       inkludiert. Auch das ist eine Art Gut-Wetter-Aktion zwischen den USA und
       Iran, dem wichtigsten Verbündeten der Huthis. Und das Neueste: Washington
       hat über Katar nun einen direkten Gesprächsdraht zur Hamas gelegt, der am
       Montag zur [3][Freilassung der letzten lebenden US-Geisel] aus den Händen
       der Hamas geführt hat.
       
       Dieser Gesprächskanal ist weiter offen, nachdem die Hamas, in ihren eigenen
       Worten, in einer „Geste des guten Willens“ in Vorleistung gegangen ist,
       ohne etwas dafür zu erhalten. Dass Trump neben Saudi-Arabien nicht nur die
       Arabischen Emirate, sondern auch Katar bereist, ist sicher kein Zufall. Die
       Verhandlungen dort gehen weiter, und Netanjahu musste nun, wahrscheinlich
       auch auf US-Druck, dort doch wieder eine israelische Verhandlungsdelegation
       hinschicken.
       
       Die Hamas hat in einer letzten Erklärung klar formuliert, dass sie im
       Austausch für alle Geiseln einen permanenten Waffenstillstand, die
       Wiederaufnahme der Hilfslieferungen nach Gaza und den vollkommenen Rückzug
       der israelischen Armee fordert. Hamas hat auch angekündigt, sich aus der
       Verwaltung des Gazastreifens zurückzuziehen. Wie sich Trump und die USA als
       wichtigster Unterstützer Israels hierzu positionieren werden, ist im Moment
       offen.
       
       Wird Trump der Linie Netanjahus folgen und einer Ausweitung der
       israelischen Offensive im Gazastreifen, einschließlich einer weiteren
       Vertreibung der Palästinenser im immer kleiner werdende Reservate folgen?
       Netanjahu hat am Dienstag wieder angekündigt, in den kommenden Tagen „mit
       voller Kraft“ in den Gazastreifen vorrücken zu wollen. Oder wird Trump doch
       auf ein Ende des Krieges und eine politische Lösung pochen?
       
       All zu viel hineinlesen sollte man in all diese neuen US-Signale nicht,
       vollkommen ignorieren sollte man sie aber auch nicht. Und während die
       Kreise Netanjahus und seiner Rechtsaußen-Regierung an der Seitenlinie ein
       wenig unruhig werden, bleibt auf der arabischen und palästinensischen Seite
       auch ein gesundes Misstrauen gegenüber Trump.
       
       13 May 2025
       
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 (DIR) Karim El-Gawhary
       
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