# taz.de -- Eskalation in Nahost: Israel weitet Offensive im Gazastreifen aus
       
       > Raketen der jemenitischen Huthi-Miliz treffen den israelischen Flughafen
       > Ben Gurion. Premier Netanjahu will Zehntausende Reservisten einziehen.
       
 (IMG) Bild: Mehr Panzer, keine Hilfsgüter: Eine Frau protestiert mit rot bemalten Händen für ein Ende des Kriegs, Grenze zu Gaza, 4. Mai
       
       Nach dem Einschlag einer Huthi-Rakete nahe des israelischen Flughafens Ben
       Gurion schaltete Israels Sicherheitskabinett bei einem Treffen am
       Sonntagabend auf Eskalation: Zusätzlich zu einer neuen Offensive im
       Gazastreifen und weitergehenden Interventionen in Syrien standen nun laut
       Medienberichten auch Angriffe auf die Huthis im Jemen auf der Tagesordnung.
       Doch der Konfrontationskurs von Regierungschef Benjamin Netanjahu sorgt
       nicht nur bei der Opposition für Kritik.
       
       „Wer uns Schaden zufügt, den werden wir siebenmal so hart treffen“, drohte
       Verteidigungsminister Israel Katz nach der Explosion nahe des Flughafens.
       Es war das erste Mal seit dem Ende der Waffenruhe im Gazastreifen Mitte
       März, dass eine Rakete der proiranischen Miliz die israelischen
       Abfangsysteme durchbrochen hatte. Laut Rettungskräften wurden sechs
       Menschen mindestens leicht verletzt.
       
       Katz’ Drohungen klingen kämpferisch, ändern dürften sie wenig. Bisher haben
       [1][Luftangriffe laut der Nichtregierungsorganisation ACLED], die Daten
       über bewaffnete Konflikte aufbereitet, wenig erreicht. Auch der
       [2][Regierungsantritt von Donald Trump in den USA] hat daran nichts
       geändert.
       
       Israel will nun eine Ausweitung der Gazaoffensive: Zehntausende Reservisten
       sollen laut der Armee einberufen werden. Das sorgt für Unmut. Zum einen
       wollen viele Reservisten teils aus Erschöpfung, teils aus politischen
       Gründen nicht mehr zum Dienst erscheinen. Von mehr als 100.000
       Zweifler*innen ist die Rede, genaue Zahlen gibt es nicht.
       
       Den Sieg über die Hamas bezeichnete Netanjahu jüngst als „oberstes Ziel“.
       In Umfragen aber befürworten mehr als zwei Drittel ein Ende des Kriegs, um
       eine Freilassung der noch immer 59 in Gaza gefangenen Geiseln zu erreichen.
       Auch Armeechef Eyal Zamir, meist auf Netanjahus Linie, spricht sich für die
       Rückkehr der Geiseln als oberstes Kriegsziel aus.
       
       Auch bei einem weiteren Thema herrscht Streit: Israels Regierung, die
       [3][Hilfslieferungen nach Gaza seit Wochen blockiert], will humanitäre
       Hilfe laut Medienberichten künftig durch die Armee und private
       Sicherheitsfirmen verteilen lassen. Zamir soll sich weigern, unter anderem
       aus Sorge um die Sicherheit der Soldaten. Humanitäre NGOs haben den Plan
       als unvereinbar mit humanitären Prinzipien verurteilt.
       
       Der israelische Vorschlag dürfte am akuten Versorgungsnotstand in Gaza
       wenig ändern. Laut einem Bericht der Washington Post sind für mehr als zwei
       Millionen Menschen pro Tag etwa 60 Lastwagen vorgesehen. Der Chef einer
       internationalen Hilfsorganisation sprach gegenüber der Zeitung von einer
       Taktik, die vor allem internationalen Druck verringern soll. Europäische
       Verbündete, darunter Deutschland, befürworten ein Ende der Blockade.
       
       ## Eskalation auch in Syrien
       
       Auf Eskalation stehen die Zeichen auch an Israels Nordgrenze: Nach einer
       Serie von israelischen Angriffen in Syrien ist die Armeeführung laut der
       Zeitung Haaretz besorgt, in eine Konfrontationen mit der ebenfalls in
       Syrien aktiven türkischen Armee verwickelt zu werden. Israel hatte die
       Angriffe als Warnung nach tödlichen Übergriffen auf Mitglieder der
       drusischen Minderheit im Süden Syriens bezeichnet.
       
       Teile der israelischen Drusen, von denen viele in der israelischen Armee
       dienen, befürworten das. Andere sehen darin eine Gefahr für ihre
       Glaubensbrüder in einem Syrien, dessen zahlreiche Glaubensgemeinschaften
       sich nach Jahren des Bürgerkriegs mühen, wieder zu einem Staat
       zusammenzufinden. Sie verdächtigen die israelische Führung, die Drusen als
       Vorwand zu missbrauchen, um ihren Einfluss auf syrisches Gebiet
       auszudehnen.
       
       4 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://acleddata.com/2025/03/18/expert-comment-us-airstrikes-on-yemen-signal-shift-in-strategy-against-the-houthis/
 (DIR) [2] /100-Tage-im-Amt/!6085275
 (DIR) [3] /Blockade-in-Gaza/!6081454
       
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 (DIR) Felix Wellisch
       
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