# taz.de -- Krise der Autoindustrie: Sozialplan für Brüsseler Audi-Werk kurz vor Toresschluss
       
       > Das Brüsseler Audi-Werk schließt Ende Februar. Unternehmen und
       > Gewerkschaften einigen sich nach schwierigen Verhandlungen auf
       > Abfindungen.
       
 (IMG) Bild: Vor dem Eingang zum Audi-Werk in Brüssel brennen im vergangenen Herbst die Autoreifen
       
       Brüssel taz | Kurz vor Toresschluss haben sich der deutsche Autohersteller
       Audi und die belgischen Gewerkschaften doch noch auf einen Sozialplan für
       das Werk in Brüssel geeinigt. Die fast 3.000 Arbeiter sollen mit rund 300
       Millionen Euro abgefunden werden. Das [1][Audi-Werk hatte im vergangenen
       Sommer die Produktion eingestellt,] am 28. Februar ist die endgültige
       Schließung geplant.
       
       Audi in Brüssel ist das erste Werk, dass wegen der Krise der deutschen und
       europäischen Autoindustrie schließen muss. Die EU-Kommission hat die Krise
       lange ignoriert, obwohl das Werk im Brüsseler Stadtteil Forest nur wenige
       Kilometer von ihrem Sitz im Europaviertel entfernt ist. Erst als die
       Audi-Konzernmutter Volkswagen weitere Werksschließungen ankündigte, wachte
       die EU-Behörde auf.
       
       Am Donnerstag soll nun ein erster „strategischer Dialog“ zur Zukunft der
       Automobilindustrie stattfinden. Die deutsche Kommissionspräsidentin
       [2][Ursula von der Leyen] (CDU) hat die Vorstandschefs von Herstellern und
       Zulieferern in ihre Behörde geladen. Das Brüsseler Werk wird diese
       Gesprächsrunde aber nicht mehr retten. Dem hochmodernen Fabrikgebäude droht
       sogar der Abriss.
       
       Das Aus ist ein trauriges Symbol für den [3][Niedergang der europäischen
       Autoindustrie]. Bei Audi in Brüssel war das elektrische Oberklasse-SUV Q8
       e-tron hergestellt worden, das als zukunftssicher galt. Doch das teure
       Fahrzeug hat sich schlecht verkauft, Audi und Volkswagen haben keine
       alternative Produktion für Brüssel gefunden. Auch die Suche nach einem
       Investor ist gescheitert.
       
       ## Auch deutsche IG Metall eingeschaltet
       
       Nun zeichnet sich wenigstens eine Lösung für die belgischen Arbeiter ab.
       Sie erhalten eine Abfindung von je 35.000 Euro. Dazu kommt ein Aufschlag
       von 3.300 Euro für jedes Arbeitsjahr, allerdings erst ab dem fünften Jahr
       der Betriebszugehörigkeit. Wer seit 35 Jahren für Audi gearbeitet hat, darf
       nach Angaben der belgischen Tageszeitung Le Soir mit 134.000 Euro rechnen.
       
       Die freiwillige Unternehmensprämie zahlt Audi zusätzlich zum gesetzlichen
       Kündigungsgeld. Insgesamt gebe das Unternehmen mehr als das Doppelte des
       gesetzlich Erforderlichen für die Abfindungen aus, hieß es. Im Dezember
       hatte Audi noch erklärt, dass es keine Einigung auf einen Sozialplan gebe.
       Zuvor waren die Arbeiter auf die Straße gegangen, zeitweise wurde das Werk
       in der Nähe des internationalen Brüsseler Bahnhofs Gare du Midi sogar
       besetzt. Werksleiter Thomas Bogus hat eingeräumt, dass die Verhandlungen
       schwierig waren. Nun sei aber eine faire Lösung gefunden worden.
       
       In die Bemühungen hatte sich auch die deutsche IG Metall eingeschaltet. Die
       deutschen Gewerkschafter hätten Druck bei Volkswagen gemacht, sagte Najar
       Lahouari von der belgischen Industriegewerkschaft FGTB-Métal. Allerdings
       ist für externe Vertragsarbeiter bisher keine Abfindung vorgesehen. Was aus
       dem modernen Werk und dem zentral gelegenen Gelände wird, ist auch unklar.
       
       Für die Stadt Brüssel ist das Aus bei Audi ein herber Schlag. Den Verlust
       von 3.000 Arbeitsplätzen wird die EU-Kapitale nicht so schnell verkraften.
       Eine Zeitlang hatten die Behörden gehofft, dass ein ausländischer Investor
       das Audi-Gelände übernehmen würde, sogar von chinesischen Interessenten war
       die Rede. Letztlich haben sich jedoch alle Zukunftspläne zerschlagen.
       
       28 Jan 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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