# taz.de -- Kürzungen bei der SZ: Letzte Lokalrunde
       
       > Wen interessiert schon Ebersberg? Die Süddeutsche Zeitung spart weiter
       > und will jetzt auch die Lokalteile im Münchner Umland dichtmachen.
       
 (IMG) Bild: Hoher Turm, sinkende Auflage: Lokalteile der Süddeutschen Zeitung sollen eingestampft werden
       
       München taz | Die Süddeutsche Zeitung (SZ) ist eine überregionale Zeitung,
       klar. Doch ihr Kraftzentrum liegt in Süddeutschland – wie der Name schon
       verrät, zugleich aber auch in die Irre führt. Denn man kann durchaus noch
       präziser werden: Es ist nicht der gesamt Süden der Republik, es sind
       München und die umliegenden Landkreise, wo die Bedeutung der SZ noch mal
       über die einer der wichtigsten deutschen Qualitätszeitungen hinausgeht.
       Hier ist sie für viele Haus- und Hofzeitung, ringt bislang mit dem Münchner
       Merkur darum, wer im Lokalen die Nase vorn hat.
       
       Die Lokalnachrichten in diesen Gebieten finden sich in einem eigenen Buch,
       also einem eigenen Druckbogen, der jeweiligen Ausgabe. Lange Zeit hörten
       diese Zeitungsteile auch noch auf so schöne Namen wie Ebersberger Neueste
       Nachrichten – angelehnt an den Titel der SZ-Vorgängerzeitung Münchner
       Neueste Nachrichten, welcher sich noch immer im Untertitel der Zeitung
       wiederfindet: „Münchner neueste Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft
       und Sport“, steht da. Gut, von Lokalem ist da tatsächlich keine Rede. Was
       die Aufregung jetzt freilich nicht geringer macht.
       
       Denn: Die Lokalteile in den Landkreisen rund um München sollen eingestellt
       werden, wie die Gewerkschaft [1][Verdi Bayern mitteilte] und die Zeitung am
       Donnerstag bestätigte. Das Modell sei abgestimmt zwischen Chefredaktion,
       Ressortleitung und Verlag, sagte René Hofmann, als Ressortleiter für
       Regionales und Lokales zuständig.
       
       Im Zuge der Reform werde es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben,
       so Hofmann. [2][Dem Spiegel gegenüber g]ab der SZ-Mann jedoch zu, dass es
       für freie Mitarbeiter und Pauschalisten künftig weniger
       Einsatzmöglichkeiten geben werde. Derzeit gibt es sieben Landkreisausgaben.
       
       Laut Verdi verkündete die Chefredaktion den rund 60 betroffenen
       Angestellten in einer außerordentlichen Konferenz, dass die Außenbüros in
       den Landkreisen aufgegeben würden. In der Einladung zur außerordentlichen
       Konferenz sei noch die Rede davon gewesen, man wolle den „publizistischen
       Kompass für die Landkreisredaktionen neu ausrichten“, unter anderem, um
       „die Zukunft des Journalismus in der Redaktion langfristig zu sichern“.
       
       ## Vertrauen verspielt?
       
       Diese Kompassausrichtung sieht nun vor, dass die Landkreisausgaben in
       Freising/Erding, Fürstenfeldbruck, Dachau, Wolfratshausen und Ebersberg
       komplett eingestellt werden. Die Ausgaben in den Landkreisen Starnberg und
       München sollen dagegen eine „gewisse Eigenständigkeit“ behalten, was immer
       das heißen mag. Grund: die relativ stabile Auflage in diesen Gebieten.
       
       Den Bayern- und den München-Teil der Zeitung wird es weiterhin geben. Dort
       sollen dann bei den Zeitungen der Abonnenten in Ebersberg, Dachau und Co.
       künftig auch Reportagen und Berichte aus den Berichtsgebieten der
       ehemaligen Landkreisausgaben einfließen, auf insgesamt zwei Seiten. Die SZ
       werde ihre Regionalberichterstattung nicht aufgeben und auch künftig in den
       Landkreisen rund um München mit ihren Reporterinnen und Reportern unterwegs
       sein, so der SZ-Regionalleiter Hofmann.
       
       Protest gab es auch [3][vonseiten des Bayerischen Journalistenverbands
       (BJV)]. Die Süddeutsche Zeitung verspiele das Vertrauen ihrer Leserschaft“,
       schimpfte der BJV-Vorsitzende Harald Stocker. „Die Süddeutsche Zeitung muss
       auch im Lokalen auf Vielfalt und Sichtbarkeit setzen. Die Pauschalistinnen
       und Pauschalisten der Lokalteile seien als Gesichter und Experten
       unverzichtbar für die Zeitung. „Hier die Axt anzulegen, ist
       unverantwortlich.“
       
       Stocker warnte auch davor, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte:
       „Sollte sich die Süddeutsche Zeitung aus den Regionen zurückziehen, könnte
       dies eine Abwärtsspirale mit Abo-Kündigungen auslösen.“
       
       Für die Verdi zugehörige Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union
       sagte deren Vorsitzender Franz Kotteder, selbst SZ-Redakteur: „Das ist ein
       schwerer Schlag für den Lokaljournalismus und die Pressevielfalt in der
       Region um München.“
       
       25 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://bayern.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++7f57eb76-91e4-11ef-a17a-90b11c4f1b2d
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/sueddeutsche-zeitung-schliesst-lokalredaktionen-a-ba314c18-df8e-4814-8cc8-1fe083e06919
 (DIR) [3] https://www.bjv.de/pressemitteilungen/detail/bjv-verurteilt-kuerzungen-bei-der-sueddeutschen-zeitung/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominik Baur
       
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