# taz.de -- Erfolg der Wochenzeitung „Kontext“: Auf de schwäbsche Eisebahne in Gegenrichtung
       
       > Die Wochenzeitung „Kontext“ zeigt, dass Lokaljournalismus leben kann und
       > will. Nun übernimmt der Verlag zwei alteingesessene Anzeigenblätter.
       
 (IMG) Bild: Publizistisches Erbe: Die „Blättle“ werden durch Kontext weiterleben
       
       Heiligs Blättle! Diese Woche ist [1][der Wüstenradar] vorgestellt worden.
       Ein Projekt, das aufzeigt, wo es in Deutschland schlecht mit seriöser
       lokaler oder regionaler Information aussieht. Als wir auf der
       taz-Medienseite vor 20 Jahren die [2][„Einzeitungskreis“]-Serie gestartet
       hatten, war die Lage schon – „Kacke!“, ruft die Mitbewohnerin. Heute heißt
       das in der gelehrten Sprache der Rudolf-Augstein-Stiftung, die das
       Wüstenradar-Projekt unterstützt hat, dass in vielen Ecken Deutschlands „von
       einem Korrektiv- und Präventivelement der Vierten Gewalt nicht mehr
       ausgegangen werden kann“.
       
       Nun ist immer alles schlimm und wird immer schlimmer. Zum Glück stimmt das
       nicht ganz. Vor 13 Jahren hatten ein paar verrückte
       Ex-Stuttgarter-Zeitung-Journalist*innen die Idee, ihrem alten Blatt zu
       zeigen, wie echter Journalismus geht. Dabei heraus kam [3][Kontext]. Die
       Wochenzeitung aus Stuttgart fürs ganze Ländle und weit darüber hinaus ist
       heute nicht mehr wegzudenken.
       
       Auch nicht aus der wochentaz, der die gedruckte Ausgabe jeden Samstag
       beiliegt. Derweil sind die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter
       Nachrichten eine zusammengelegte Soße und werden immer dünner. Beim Start
       von Kontext ging es in erster Linie darum, [4][einen gewissen Günther
       Oettinger] zu ärgern. Heute geht es um viel mehr, von [5][Stuttgart 21]
       über Reichsbürger-Umsturzpläne und Hetzpredigten in Freikirchen bis zum
       [6][CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz]. Kontext behauptet dabei nicht
       nur, sie machten demokratischen Journalismus. Sie tun es wirklich.
       
       Jetzt folgt das nächste Abenteuer. Kontext expandiert. 2025 übernimmt der
       gemeinnützige Verlag zwei alteingesessene Schtuegerter Anzeigenblätter, die
       Stadtteilzeitungen Blättle-West und Blättle-Süd. Als Antwort auf die Lücken
       in der Stuttgarter Presse und als Signal, dass der Lokaljournalismus leben
       kann und will. Die bisherigen Blättle-Macher*innen Christel Werner und
       Titus Häussermann gelten in Stuttgart als „Nachrichtenhelden“. Aber auch
       die wollen irgendwann mal in den Ruhestand. Also geben sie ihre rund
       100.000 Leser*innen in gute Hände ab.
       
       ## Anzeigenblätter statt Tageszeitung
       
       Professionell gemachte Anzeigenblätter sind in vielen Ecken der sich
       ausbreitenden Informationssteppen an die Stelle der lokaljournalistischen
       Altversorger namens Tageszeitung getreten. „Ach schön, da werden wohl alle
       Lexika umgeschrieben? Ein Anzeigenblatt wird doch mehr Zeitung“, meint die
       Mitbewohnerin. Andererseits machen sich gerade im Osten [7][auch alt- und
       neurechte Publizisten breit], die so gar nichts mit demokratischem
       Journalismus am Hut haben.
       
       Umso schöner, dass es mit Kontext auf de schwäbsche Eisebahne in eine
       andere Richtung geht. Wir wünschen viel Dampf unterm Kessel und freuen uns
       schon, wenn’s weitergeht. Auf nach Ulm und Biberach, Mekkebeure,
       Durlesbach!
       
       28 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.wuestenradar.de/
 (DIR) [2] /Bedeutung-von-Lokalzeitungen/!5952271
 (DIR) [3] https://www.kontextwochenzeitung.de/
 (DIR) [4] /Aufregung-um-Oettingers-Flaggen-Idee/!5111978
 (DIR) [5] /Schwerpunkt-Stuttgart-21/!t5017348
 (DIR) [6] /Falschmeldung-bei-Focus-Online/!6050808
 (DIR) [7] /Anzeigenblatt-als-rechtes-Medium/!5738069
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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