# taz.de -- Ökotest warnt vor Kleidung von „Shein“: Giftige Chemikalien in Billig-Mode
       
       > Die Produktionszyklen bei Mode werden immer schneller. Nun steht die
       > Ultra-Fast-Fashion-Plattform Shein in der Kritik: vor allem wegen
       > Schadstoffen.
       
 (IMG) Bild: Ultra-Fast-Fashion-Anbieter bringen teilweise Tausende neue Produkte täglich auf den Markt
       
       Berlin taz | Kleidung von der Ultra-Fast-Fashion-Plattform Shein ist
       teilweise stark mit schädlichen Chemikalien belastet. Zu diesem
       [1][Ergebnis kommt die Zeitschrift Ökotest], die zur Probe 21 Produkte über
       die Plattform gekauft und ins Labor geschickt hat. Bei 8 Stücken war die
       Schadstoffbelastung so hoch, dass die Tester:innen das Produkt
       abwerteten. Bei 2 Produkten lagen die gefundenen Chemikalienmengen über den
       gesetzlichen Grenzwerten.
       
       Insgesamt schnitt keines der Produkte besser ab als ausreichend, weil das
       Unternehmen nicht auf Fragen unter anderem zu den Arbeitsbedingungen
       einging. „Wir können dann keine bessere Note vergeben, wenn wir zum
       Beispiel Zwangsarbeit nicht ausschließen können“, so eine Sprecherin von
       Ökotest.
       
       Die Ultra-Fast-Fashion-Plattform Shein kommt aus China, mittlerweile hat
       die Firma ihren Sitz in Singapur. Ultra-Fast-Fashion-Anbieter bringen
       teilweise Tausende neue Produkte täglich auf den Markt. Meist zunächst in
       kleiner Stückzahl, die sie dann bei steigender Nachfrage schnell erhöhen.
       Die Preise sind extrem niedrig: Sandalen gibt es für ein-, Anzüge für
       zweistellige Beträge.
       
       In einer Umfrage des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH vom Mai gaben 22
       Prozent der Befragten an, mindestens einmal im Monat über Shein zu
       bestellen. Doch an den Produktionsbedingungen und der Warenqualität gibt es
       immer wieder Kritik – die das Unternehmen bislang nicht ausräumen konnte.
       
       ## Schadstoffe drin, Sohle gebrochen
       
       Besonders negativ fiel bei dem aktuellen Test beispielsweise ein Paar
       Sandalen auf: Das habe gleich mehrere der in der EU-Chemikalienverordnung
       REACH verankerten Grenzwerte überschritten: Die Schwermetalle Blei und
       Cadmium seien in zu großen Mengen vorhanden gewesen. Blei sei nervengiftig
       und reproduktionstoxisch, Cadmium könne, wenn man über einen längeren
       Zeitraum höheren Dosen ausgesetzt sei, zu Nieren und Knochenschäden führen.
       Beide Chemikalien reicherten sich im Körper an. Zudem habe der in den
       Sandalen gemessene Wert an Phthalaten den gesetzlichen Grenzwert um das
       15-fache überschritten. Die Stoffe stünden im Verdacht, die Fruchtbarkeit
       zu beeinträchtigen und ungeborene Kinder im Mutterleib zu schädigen.
       
       Ökotest kritisierte nicht nur die Belastung mit Schadstoffen, sondern auch
       Mängel bei der Haltbarkeit und der Herstellungsqualität der Produkte. Bei
       den Sandalen, die schon wegen diversen Grenzwertüberschreitungen bei
       Schadstoffen aufgefallen waren, sei im simulierten Lauftest nach rund
       14.000 Schritten die linke Sohle gebrochen. Bei einem anderen Paar Sandalen
       seien beide Schuhe bereits nach rund 5.700 Schritten gebrochen. Wer täglich
       die häufig empfohlenen 10.000 Schritte geht, kommt damit also nicht weit.
       
       Bei Kleidung weiche teilweise die Waschanleitung auf dem Produkt von der
       auf der Webseite angegebenen ab: So weise das Produktlabel teilweise
       Handwäsche aus, während auf der Webseite Maschinenwäsche angegeben worden
       sei. Verbraucher:innen würden aber beispielsweise ein Babyhandtuch wohl
       kaum per Hand waschen.
       
       Das Fazit der Zeitschrift: „Shein schützt sich so vor Reklamationen – und
       produziert im schlechtesten Fall nichts anderes als Einwegtextilien.“
       Manche Stücke aus Polyester hätten sich zudem „so gruselig billig“
       angefühlt, dass keine:r der Testenden es freiwillig hätte anziehen wollen.
       Das Unternehmen äußerte sich auf taz-Anfrage nicht zu den Vorwürfen.
       
       Nicht nur in Sachen Schadstoffen und Produktqualität steht Shein in der
       Kritik – auch die EU-Kommission hat das Unternehmen im Blick: Erst vor
       wenigen Wochen verlangte sie Auskunft über Maßnahmen zum Schutz von
       Verbraucher:innen, speziell von Minderjährigen. Im Fokus stehen dabei
       sogenannte Dark Patterns. Das sind Designtricks, mit denen
       Webseiten-Beitreiber die Nutzer:innen manipulieren können, damit diese
       beispielsweise eher einen Kauf abschließen.
       
       26 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Shein-Mode-im-Test-Schnaeppchen-stecken-teils-voller-giftiger-Chemikalien_14755_1.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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