# taz.de -- Verein Rote Hilfe: Unterstützung von links
       
       > Die Solidaritätsorganisation Rote Hilfe feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
       > Sie setzt sich für linke Aktivist*innen und politische Gefangene ein.
       
 (IMG) Bild: Werbung für die Rote Hilfe in Dresden 1924
       
       Berlin taz | Getroffen sind einige, gemeint sind wir alle, ist das Motto
       der Roten Hilfe. Wer bei linken Demonstrationen oder Protestaktionen in
       Konflikt mit dem Gesetz kommt und Ärger mit Polizei und Gerichten hat, kann
       auf die Solidaritätsorganisation zählen. Sie unterstützt durch juristische
       Beratung, vermittelt Anwält*innen und übernimmt auch Teile der
       Prozesskosten. Und sie arbeitet politisch, organisiert Soli-Kampagnen und
       informiert über staatliche Repression.
       
       Aktuell setzt sich dafür ein, die [1][Abschiebung von
       Antifaschist*innen nach Ungarn] zu verhindern. Dieses Jahr feiert der
       Verein, der sich selbst eine „parteiunabhängige strömungsübergreifende
       linke Schutz- und Solidaritätsorganisation“ nennt, sein 100-jähriges
       Bestehen.
       
       Im April 1921 wurden nach einem Beschluss der KPD [2][erste
       Rote-Hilfe-Komitees gegründet], im Oktober 1924 schließlich die Rote Hilfe
       Deutschlands (RHD) als KPD-nahe Organisation. Anfang der 1930er Jahre war
       sie eine Massenorganisation. 530.000 vor allem parteilose Mitglieder hatte
       sie 1933. Die Nazis verboten die RHD 1933, trotz Verfolgung durch die
       Gestapo arbeiteten einige Mitglieder noch bis 1936 im Untergrund weiter,
       dann löste sich die RHD auf.
       
       Nach 1968 und den ersten Verurteilungen linker Aktivist*innen gründeten
       sich ab 1970 in etlichen Städten wieder autonome Rote-Hilfe-Gruppen. Auch
       im Umfeld der KPD/ML und der KPD/AO entstanden Rote-Hilfe-Vereine und
       -Gruppen. In ihrer jetzigen Form gibt es die Organisation seit einer
       politischen Öffnung der zentralen Gruppen in den 1980er Jahren. Seit 1986
       heißt sie Rote Hilfe e.V. und ist dezentral organisiert.
       
       Heute setzt sich die Solidaritätsorganisation strömungsübergreifend für
       viele linke Aktivist*innen und politische Gefangene sowie deren
       Angehörige ein. „Unsere Unterstützung gilt allen, die als Linke wegen ihres
       politischen Handelns (…) ihren Arbeitsplatz verlieren, vor Gericht
       gestellt, verurteilt werden.“ Wer unterstützt werden möchte, muss in der
       Regel als Zeuge oder Beschuldigte*r die Aussage bei Polizei,
       Staatsanwaltschaft und vor Gericht verweigern, um sich und andere
       Beteiligte zu schützen.
       
       ## Mitgliederzahl wächst
       
       Nach einer Einzelfallprüfung kann die Unterstützung durch die Rote Hilfe
       auch gestrichen oder gekürzt werden. Zuletzt hatte der Bundesvorstand im
       Herbst die Unterstützung einer Kampagne gegen die Ausweisung des Sprechers
       der aus der Volksfront zur Befreiung Palästinas hervorgegangenen Gruppe
       [3][Samidoun beendet].
       
       Samidoun hatte nach dem 7. Oktober in Berlin den Überfall der Hamas
       gefeiert, indem Aktivist*innen Süßigkeiten verteilten. Damit hätten sie
       „linke Grundprinzipien“ verletzt, so die Rote Hilfe.
       
       Immer wieder ist die Organisation selbst Ziel staatlicher Repression. Die
       Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern [4][stufen die Rote Hilfe
       als linksextremistisch ein] und werfen ihr insbesondere die Unterstützung
       von Gewalttäter*innen vor.
       
       ## Bundesweite Veranstaltungen
       
       Ende 2018 setzte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nach den
       G20-Protesten in Hamburg 2017 [5][für ein Verbot ein]. Auch deshalb
       [6][wächst seit Jahren die Zahl der Mitglieder] beständig. 2017 hatte die
       Rote Hilfe laut Bundesvorstand 8.500 Mitglieder, im vergangenen Jahr waren
       es schon 14.800.
       
       Gefeiert wird am Samstag in Hamburg mit einer großen Gala. Sie ist auch
       Auftakt für eine bundesweite Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, einer
       Wanderausstellung zur Geschichte der Roten Hilfe sowie einem Film mit
       Aktiven und Menschen, die von Repression betroffen sind.
       
       9 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Prozess-gegen-Autonome/!5985592
 (DIR) [2] https://rote-hilfe.de/downloads1/category/5-broschueren?download=240%3A100-jahre-rote-hilfe-komitees
 (DIR) [3] /Linker-Antisemitismus/!5966630
 (DIR) [4] /!5773340
 (DIR) [5] /Seehofer-will-Verbot-linken-Vereins/!5563563
 (DIR) [6] /Rechtsbeistand-fuer-Linksradikale/!5653609
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Robert Matthies
       
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