# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Israel handelt „höchst rechtswidrig“
       
       > Die UN-Sonderberichterstatterin für Palästina hat Israel Verstöße gegen
       > das Völkerrecht vorgeworfen. Netanjahu lehnt Zweistaatenlösung erneut ab.
       
 (IMG) Bild: Francesca Albanese (hier im Nomvember 2023) wirft Israel Verletzung des Völkerrechts vor
       
       ## UN werfen Israel Misshandlung von palästinensischen Gefangenen vor
       
       Die Vereinten Nationen werfen Israel vor, palästinensische Gefangene im
       Gazastreifen misshandelt und gedemütigt zu haben. Männer seien über Wochen
       festgehalten und geschlagen worden, sagte Ajith Sunghay,
       Menschenrechtsvertreter der UN im Gazastreifen, am Freitag. Er habe Männer
       getroffen, die ihm berichtet hätten, dass ihnen die Augen verbunden worden
       seien. Einige seien spärlich oder nur in Windeln gekleidet freigelassen
       worden, sagte er per Videolink vor der Presse in Genf. Es sei nicht klar,
       wie viele Männer seit dem Beginn des Krieges festgehalten worden seien. Er
       gehe von Tausenden aus.
       
       Israelische Regierungs- und Militärsprecher waren für einen Kommentar
       zunächst nicht zu erreichen. In früheren Stellungnahmen hatte das Militär
       erklärt, Gefangene würden im Rahmen des internationalen Rechts behandelt.
       Um sicherzugehen, dass sie keine Waffen oder Sprengstoff am Körper trügen,
       müssten sie sich oftmals ihrer Kleidung entledigen.
       
       Die radikale Hamas im Gazastreifen hatte Israel am 7. Oktober 2023
       überfallen und dabei 1200 Menschen getötet. Israel reagierte darauf mit
       massiver Vergeltung und greift Stellungen der Palästinenser-Organisation
       aus der Luft, vom Meer aus und mit Bodentruppen an. (rtr)
       
       ## Zahl im Gazastreifen Getöteter auf fast 25.000 gestiegen
       
       Die Zahl der im Gazastreifen bei israelischen Angriffen getöteten
       Palästinenser ist auf fast 25.000 gestiegen. Seit Beginn der Angriffe am 7.
       Oktober seien 24.762 Menschen ums Leben gekommen, teilt die
       Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit. Mehr als 62.000 Menschen seien
       verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 142 Menschen
       getötet und 278 verletzt worden. Die Zahlen könnten noch höher sein, da
       viele Menschen vermisst werden. (rtr)
       
       ## UN-Sonderberichterstatterin wirft Israel Verstöße gegen Völkerrecht vor
       
       Die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete, Francesca
       Albanese, hat Israel Verstöße gegen das Völkerrecht beim militärischen
       Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vorgeworfen. „Israel
       hat eine Reihe von Dingen getan, die höchst illegal, höchst rechtswidrig
       sind“, sagte die italienische Juristin am Donnerstag bei einer
       Pressekonferenz in Madrid.
       
       Israel habe zwar das [1][Recht auf Selbstverteidigung], müsse sich aber an
       das humanitäre Völkerrecht halten, „um Menschen zu schützen, die nicht
       aktiv an Kämpfen beteiligt sind“. Das seien „Zivilisten, Kriegsgefangene
       und die Kranken und Verwundeten“.
       
       So müsse zwischen Kämpfern und der Zivilbevölkerung unterschieden werden,
       sagte Albanese weiter. „Stattdessen hat es mehr als 100 Tage unerbittlicher
       Bombardierungen gegeben.“ In den ersten beiden Kriegswochen seien 6.000
       Bomben pro Woche eingesetzt worden, und das in dicht besiedelten Gebieten.
       
       Außerdem seien zahlreiche [2][Krankenhäuser in dem Palästinensergebiet
       „geschlossen, bombardiert oder von der Armee eingenommen“] worden, sagte
       die UN-Sonderberichterstatterin weiter. Menschen würden sterben, weil es
       keine ausreichende medizinische Versorgung gebe.
       
       Als „schockierend“ bezeichnete Albanese die Zahl der Kinder, denen
       Gliedmaßen amputiert werden mussten. In den ersten beiden Kriegsmonaten
       seien an tausend Kindern ohne Betäubung Amputationen vorgenommen worden.
       „Das ist eine Monstrosität.“
       
       Albanese betonte, dass sie Gewalt von Seiten der islamistischen
       Palästinenserorganisation Hamas „scharf“ verurteile. Sie sprach von
       Kriegsverbrechen und möglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, betonte
       aber zugleich: „Nichts rechtfertigt, was Israel getan hat.“ (afp)
       
       ## Netanjahu: Weiter militärische Kontrolle im Westjordanland nach Krieg
       
       Mit Blick auf mögliche Szenarien nach dem Gaza-Krieg hat der israelische
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betont, dass jede Lösung in absehbarer
       Zukunft die militärische Kontrolle Israels über das gesamte Westjordanland
       beinhalten müsse. Er gestand bei einer Pressekonferenz am Donnerstag ein,
       dass dies der Idee der Souveränität eines palästinensischen Staates
       widerspreche, und fuhr fort: „Was soll man da machen.“ Diese Wahrheit sage
       er auch seinen amerikanischen Freunden.
       
       „Aus jedem Gebiet, aus dem wir uns zurückziehen, bekommen wir Terror,
       schrecklichen Terror“, sagte Netanjahu. Dies sei im Südlibanon, im
       Gazastreifen sowie in Teilen des Westjordanlandes geschehen. Deswegen sei
       die Kontrolle im Westjordanland so wichtig.
       
       Mit Blick auf eine [3][Zweistaatenlösung] auf Drängen der USA sagte
       Netanjahu: „Israels Ministerpräsident muss imstande sein, auch ‚nein‘ zu
       sagen, wenn es nötig ist, selbst zu unseren besten Freunden.“ (dpa)
       
       ## Huthi-Angriff auf Frachter verursachte keine Schäden
       
       Den USA zufolge ist der von den Huthi angegriffene US-Frachter nicht
       beschädigt worden. Aus einem Post des US-Zentralkommandos auf X geht
       hervor, dass zwei ballistische Antischiffsraketen auf das Tankschiff
       abgefeuert wurden. Diese hätten allerdings nur ins Wasser eingeschlagen.
       Zuvor hatte ein Sprecher der Huthi in einer Erklärung mitgeteilt, dass die
       Raketen ihr Ziel getroffen hätten. Zuerst wurde der Vorfall von einer
       Überwachungsfirma gemeldet, die aber ebenfalls keine Schäden am Schiff
       feststellen konnte.
       
       In einer Erklärung teilten die Huthi mit, dass eine Vergeltung für die
       britischen und amerikanischen Angriffe unvermeidlich sei und jede neue
       Aggression nicht ungestraft bleibe. Am Abend hatte bereits eine
       Sicherheitsfirma berichtet, dass ein US-Frachter, der unter der Flagge der
       Marshallinseln fährt, von mehreren Drohnen angesteuert wurde. Schäden soll
       es aber nach Angaben des Unternehmens nicht gegeben haben. Der Frachter,
       der Öl und Chemikalien transportiert, habe seine Fahrt ungehindert
       fortgesetzt. [4][In den vergangenen Wochen haben die Huthi immer wieder
       Schiffe im Roten Meer angegriffen.] (rtr)
       
       ## China will Entwicklungen im Roten Meer genau verfolgen
       
       Das chinesische Handelsministerium will die Entwicklungen im Roten Meer als
       Reaktion auf die eskalierende Situation dort genau verfolgen. „Wir hoffen,
       dass alle betroffenen Parteien die Sicherheit der Schifffahrtswege im Roten
       Meer wiederherstellen und gewährleisten werden“, sagte ein Sprecher des
       Ministeriums und fügte hinzu, dass China betroffenen Export-Unternehmen
       Unterstützung und Hilfe anbieten möchte. (rtr)
       
       ## Früherer Militärchef Israels: Habe damals Angriff auf Hisbollah
       verhindert
       
       Israels früherer Militärchef Gadi Eizenkot hat nach eigenen Angaben nach
       dem Angriff der Hamas an 7. Oktober einen präventiven Schlag Israels gegen
       die Hisbollah im Libanon verhindert. Er habe die Abgeordneten im
       Kriegskabinett damals davon überzeugt, sich zurückzuhalten, obwohl das Land
       kurz davor gestanden habe, die Hisbollah anzugreifen. Dies habe Israel
       davor bewahrt, einen schweren strategischen Fehler zu begehen, sagt er dem
       israelischen Sender „Channel 12“. An der israelisch-libanesischen Grenze
       kommt es täglich zu Gefechten. Sowohl Israel als auch die Hisbollah haben
       aber signalisiert, dass sie einen Krieg vermeiden wollen. (rtr)
       
       ## Israels Armee meldet Raketenbeschuss aus Syrien auf Golanhöhen
       
       Aus Syrien sind am Donnerstagabend nach israelischen Militärangaben drei
       Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert worden. Die Geschosse aus dem
       Nachbarland seien sowohl auf offenem Gelände in der Nähe einer Gemeinde in
       dem Gebiet als auch auf einer Landstraße eingeschlagen, teilte Israels
       Armee auf Nachfrage mit. In der Gegend heulten im Zuge des
       Raketenbeschusses die Sirenen.
       
       Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz
       in London feuerten Milizen, die mit der Hisbollah im Libanon
       zusammenarbeiten, die Geschosse von Syrien aus in Richtung des von Israel
       besetzten Teils der Golanhöhen.
       
       Es sei bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass proiranische Milizen,
       die mit der Hisbollah verbündet sind, Raketen aus Syrien auf Israel
       abgefeuert hätten, hieß es von der Beobachtungsstelle weiter. (dpa)
       
       19 Jan 2024
       
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