# taz.de -- Fahrraddemo in Berlin: Aus dem Weg Autos!
       
       > Tausende Radfahrer*innen demonstrieren gegen den Radwegebaustopp in
       > Berlin – und erleben hautnah, wie gefährlich die aktuelle Verkehrspolitik
       > ist.
       
 (IMG) Bild: „Radwegestopp? Nicht mit uns“, zeigten am Sonntag mehrere Tausend Fahrradfahrer*innen in Berlin
       
       Berlin taz | Schon lange vor dem Startpunkt an der Max-Schmeling-Halle im
       Mauerpark in Prenzlauer Berg ist am Sonntagnachmittag kein Durchkommen
       mehr: Gefühlt alle Fahradfahrer*innen Berlins sind dem Ruf von
       Fridays for Future, Changing Cities und dem Allgemeinen Deutschen
       Fahrrad-Club (ADFC) gefolgt, um gegen den [1][Radwegebaustopp] von Berlins
       neuer Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) zu protestieren.
       
       Die Polizei spricht auf taz-Anfrage von „weit mehr als den angemeldeten
       6.000 Teilnehmer*innen“, der ADFC von einer acht Kilometer langen Demo, die
       taz hat nach 10.000 Menschen den Überblick verloren, vermutlich sind es
       weit mehr.
       
       „Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg“, steht auf einem Pappschild, „Nicht
       hupen! Suche sicheren Radweg“, ist auf der orangefarbenen Warnweste eines
       Teilnehmers zu lesen und ein Lastenradfahrender Handwerker versucht es mit
       Humor: „Tischler gegen Schreiner – für gewerbetaugliche Radwege“, hat er
       auf ein Holzbrett gemalt.
       
       Tatsächlich dürfte die Verkehrssenatorin das laute Geklingel der vielen
       Radler*innen nur schlecht ignorieren können. Menschen aus allen
       Altersklassen und sozialen Schichten sind gekommen und zeigen, dass sichere
       Radinfrastruktur keine grüne Klientelpolitik ist, wie von der CDU
       behauptet, sondern notwendig, um Leben zu retten.
       
       ## Rücksichtslose Autofahrer gefährden Teilnehmer
       
       Die Sonne strahlt, der Wind weht angenehm um den Fahrradhelm – perfektes
       Radelwetter also. Nur keine perfekten Straßenbedingungen, zumindest nicht
       für Fahradfahrer*innen, wie sich auf der Strecke über Lichtenberg zum Roten
       Rathaus in Mitte immer wieder zeigt. Die autogeplagten Berliner
       Radler*innen schreckt das nicht, überall an der Route warten kleine
       Gruppen, die sich der Demo anschließen und sie immer größer werden lassen.
       
       Den Autofahrer*innen an der Kreuzung der viel befahrenen Schönhauser
       Allee bleibt angesichts der geballten Radel-Power nicht viel übrig, als
       geduldig zu warten und ihren Motor abzustellen. Ist ohnehin besser fürs
       Klima. Abgesperrt hat die Polizei hier nicht, ein einsames Fahrrad mit
       ADFC-Fahne versperrt die Fahrspur. Aber mit nicht gesicherten Radwegen
       kennen sich die Berliner*innen ja leider zur Genüge aus.
       
       Wie rücksichtslos manch einer von Manja Schreiners Autopolitik beflügelter
       Kfz-Fanatiker gegenüber unterlegenen Verkehrsteilnehmer*innen ist,
       zeigt sich kurze Zeit später: Als es nach einer halben Stunde immer noch
       nicht weitergeht, bahnt sich ein Lieferwagen den Weg durch die Demo und
       fährt beim Rechtsabbiegen nicht nur einen Fahrradfahrer über den Haufen,
       sondern überfährt beim anschließenden Fluchtversuch fast auch noch den
       Fahrradpolizisten, der ihn zum Anhalten zu bringen versucht. Die
       Einsichtigkeit des kurz darauf gestoppten Autofahrers für sein
       lebensgefährliches Manöver: null. Er bleibt nicht der einzige
       rücksichtslose Autofahrer an diesem Tag.
       
       2 Jul 2023
       
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