# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Erinnerung ans Tanzen
> Wir werden vielleicht älter. Ans Tanzen denken wir trotzdem. Das neue
> Album von The Mole bietet dazu genau die richtigen, zurückgelehnten
> Elektroklänge.
(IMG) Bild: The Mole hat Freude an elektronischer Musik, technolastig ist sein neues Album jedoch nicht mehr
Bei manchen Künstlern merkt man ein bisschen, dass man selbst älter
geworden ist. Der kanadische Produzent Colin de la Plante alias The Mole
hatte 2008, vor 15 Jahren mithin, mit seinem Debütalbum, „As High as the
Sky“, in Montreal entstanden, das Herz des Verfassers im Sturm erobert.
Techno mit viel Sinn für Disco und Funk war damals bei The Mole das Gebot
der Stunde. Heute lebt de la Plante in Berlin und macht weiter Musik zum
Tanzen, doch sie klingt etwas anders.
Sein mittlerweile viertes Soloalbum, „The River Widens“, hat sich vom
Techno weitgehend verabschiedet. Manche dieser 21 Titel, mit denen The Mole
eine knappe Stunde Musik beansprucht, haben sich sogar vollständig vom
Tanzen verabschiedet. Sie lassen elektronische Einfälle und Flächen wie
hingeworfene Skizzen scheinbar ziellos vorbeiziehen, andere Nummern treiben
wellenartig vor sich hin, ohne sich mit einem Beat auf Eindeutigkeit
festlegen zu lassen, manchmal bloß eine Minute lang. Bewegung, doch vor
allem innere.
Wo die Rhythmik bei The Mole vollständig entwickelt ist, gibt es statt
programmierter Geradlinigkeit diesmal meistens Breakbeats, wie im fast
nostalgisch an die Neunziger erinnernden „Break for Ma“ oder „July 11
Creeper“.
Zu seinem alten Groove findet The Mole ansatzweise in „Repepepater“ zurück,
doch auch hier geht alles zurückgelehnter zu. Es ist ein Strom, assoziativ
strukturiert. Eine Erinnerung ans Tanzen? Nun, am Ende ist vielleicht auch
The Mole älter geworden. Steht ihm fabelhaft.
4 Feb 2023
## AUTOREN
(DIR) Tim Caspar Boehme
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