# taz.de -- Nach Schüssen auf Schwulen-Bar in Oslo: Angriff wohl islamistischer Terror
       
       > Der Chef des norwegischen Geheimdienstes sagt, der Festgenommene habe
       > eine entsprechende Vorgeschichte. Der Täter war den Behörden seit 2015
       > bekannt.
       
 (IMG) Bild: Trauer und Solidaritätsbekundungen nach dem Anschlag in Oslo
       
       Oslo afp/dpa | Nach den [1][tödlichen Schüssen in Oslo] gehen die Ermittler
       dem Verdacht auf „islamistischen Terrorismus“ nach. Der festgenommene
       Verdächtige habe eine „lange Geschichte von Gewalt und Drohungen“
       aufzuweisen, sagte der Chef des norwegischen Inlandsgeheimdienstes, Roger
       Berg, am Samstag.
       
       Der Geheimdienst habe ihn seit 2015 auf dem Schirm, zum einen wegen seiner
       möglichen Radikalisierung, zum anderen wegen seiner Zugehörigkeit zu einem
       Islamisten-Netzwerk. Im vergangenen Monat sei er vernommen worden, doch
       seien die Ermittler dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass er keine
       „gewaltsamen Absichten“ hege.
       
       Nach Angaben der Polizei von Oslo handelt es sich bei dem Tatverdächtigen
       um einen 42-jährigen Norweger mit iranischen Wurzeln. Geheimdienstchef Berg
       sagte, es lägen auch Informationen vor, dass seine psychische Gesundheit
       beeinträchtigt sein könnte.
       
       Der Anwalt des Verdächtigen, John Christian Elden, sagte der norwegischen
       Nachrichtenagentur NTB, sein Mandant müsse sich voraussichtlich einer
       psychologischen Untersuchung unterziehen, wie es in solchen Fällen üblich
       sei. Bisher hat sich der Verdächtige geweigert, Fragen der Ermittler zu
       beantworten.
       
       ## Pride-Parade abgesagt
       
       In der Nacht zum Samstag waren in der Innenstadt von Oslo [2][zwei Menschen
       durch Schüsse getötet] und 21 weitere Menschen verletzt worden, zwei von
       ihnen schwer. Die Schüsse fielen unter anderem vor einer bekannten
       Schwulen-Bar. Der Verdächtige wurde kurz nach den Schüssen festgenommen.
       
       Die für Samstag geplante [3][Pride-Parade in Oslo] wurde abgesagt. Der
       norwegische Geheimdienst erhöhte die Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe
       und auch die Polizeipräsenz in der Hauptstadt wurde verstärkt. Die
       Polizisten, die in Norwegen normalerweise keine Waffen tragen, wurden
       angewiesen sich zu bewaffnen.
       
       Trotz der Absage der Pride-Parade zogen im Laufe der Tages tausende
       Menschen mit Regenbogenfahnen durch die Osloer Innenstadt und riefen in
       Sprechchören: „Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht
       verschwinden.“
       
       Oslos Bürgermeister Raymond Johansen kündigte inzwischen an, dass die
       offizielle Parade zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll.
       
       ## Gedenkgottesdienst in Oslo geplant
       
       Kronprinz Haakon von Norwegen und Kronprinzessin Mette-Marit wollen am
       Sonntagvormittag an dem Gottesdienst im Osloer Dom teilnehmen, wie der
       Sender NRK unter Berufung auf die Kirche berichtete.
       
       Auch Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und weitere Politiker wurden
       erwartet. „Dies rüttelt unsere ganze Gesellschaft auf“, sagte eine
       Vertreterin der Kirche, Kristin Gunleiksrud Raaum, NRK zufolge. „Alle von
       uns, die queer sind, müssen nun von allen anderen Solidarität und
       Unterstützung erfahren.“
       
       Viele Menschen legten auch Regenbogenfahnen und Blumen in der Nähe des
       immer noch abgesperrten Anschlagsortes nieder. Auch Støre, Haakon und
       Mette-Marit besuchten den Anschlagsort.
       
       26 Jun 2022
       
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