# taz.de -- Debatte über rot-grün-rote Koalition: Stück ohne Aufführung
       
       > Eigentlich spricht viel für ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken. Doch
       > auch diesmal dürfte R2G kaum Realität werden – vor allem der Außenpolitik
       > wegen.
       
 (IMG) Bild: Wenn Dietmar Bartsch und Janine Wissler mit der SPD reden, müssen sie ein Ja zu Nato mitbringen
       
       Die Debatte über [1][Rot-Grün-Rot] hat etwas Kurioses. Sie ist wichtig, und
       seltsam unernst. Die Union hat R2G als Schreckgespenst aus der Kiste
       geholt. Das wirkt allerdings ziemlich in die Jahre gekommen und sieht eher
       mitleid- als furchterregend aus.
       
       Wer mit AnhängerInnen eines Mitte-links-Bündnisses bei Grünen, SPD und
       [2][Linkspartei] redet, trifft auf keine Entschlossenen, die sich,
       angesichts der möglichen Mehrheit für R2G, kurz vor dem Ziel sehen. Es
       werden keine Strategien ausgetüftelt, wie man nach der Wahl die Macht
       erobert. Man ist eher resignativ als euphorisch gestimmt. Und ahnt, wie das
       Ganze wieder enden wird.
       
       Dabei spricht ja viel für ein Mitte-links-Bündnis. Höhere Steuern für
       Reiche, eine schwungvolle Klimapolitik und ein höherer Mindestlohn sind
       populäre Ideen, die mit FDP oder Union kaum zu machen sind. Das ist der
       ernste Kern der Debatte. Eine energische ökosoziale Reformpolitik kann wohl
       nur R2G auf den Weg bringen.
       
       Doch in diesem großen Bild gibt es viele kleinere Hürden. Olaf Scholz traut
       der [3][Linkspartei] nicht. Die wirbt jetzt zwar für ein Sofortprogramm und
       ein Mitte-links-Bündnis. Aber ob sie im Bund wirklich regieren oder doch
       lieber als ewige Opposition immer recht haben will – diese Entscheidung
       schiebt die Partei seit Jahren auf.
       
       ## Linke und Grüne sind die Gegenpole
       
       In der Außenpolitik verlangt Scholz nun ein Bekenntnis zu Nato und EU. Die
       Spitze der Linkspartei hat darauf erst mal klug geantwortet – nämlich gar
       nicht. Keine Partei kann sich kurz vor der Wahl von der Konkurrenz zu
       Bekenntnissen zwingen lassen. Ab 18.01 Uhr am 26. September sieht das
       allerdings anders aus. Wenn Dietmar Bartsch und Janine Wissler mit der SPD
       reden wollen, werden sie ein Ja zu Nato und EU mitbringen müssen. Das mag
       von Scholz herrisch wirken, hat aber ein rationales Kalkül: Eine
       Reformregierung, der bei Mindestlohn und Vermögensteuer schon genug Wind
       ins Gesicht blasen würde, könnte überflüssige Debatten über Westbindung und
       Nato nicht brauchen.
       
       Es ist aber noch komplizierter. Denn außenpolitisch sind nicht SPD und
       Linke die Gegenpole. Der Graben verläuft zwischen den Grünen, die noch
       nicht begriffen haben, dass die Ära westlicher Interventionen vorbei ist –
       und der Linkspartei, die sich von ihrem Oldschool-Antiimperialismus nicht
       trennen kann. Die SPD ist da eher in der Mitte.
       
       So wird es wohl wie immer. R2G bleibt das oft diskutierte, faszinierende
       Stück, das nie aufgeführt wird.
       
       6 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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