# taz.de -- Russisches Onlineportal „newsru.com“: Freie Presse verschwindet
       
       > In Russland wird das nächste unabhängige Medium eingestellt. Diesmal
       > trifft es das Onlineportal „newsru.com“.
       
 (IMG) Bild: Simferopol 2014: Die Schlagzeile der Gratiszeitung lautet „Die Krim entscheidet sich für Russland“
       
       In Russland geht [1][das Mediensterben weiter]. Am Montag kündigte die
       Redaktion des Onlineportals newsru.com an, ihre Tätigkeit mit sofortiger
       Wirkung einzustellen. Die Gründe dafür seien ökonomische Schwierigkeiten,
       die jedoch von der politischen Situation im Lande verursacht worden seien,
       heißt es in einer Art Abschiedsschreiben auf der Webseite von newsru.com.
       
       Ab 2014 sei klar geworden, dass sich nicht nur Geografie und Außenpolitik,
       sondern auch Russlands inländische Wirtschaft grundlegend verändert hätten.
       Die täglichen Bilder von newsru.com hätten sich immer stärker von den
       Bildern staatlicher Informationsquellen unterschieden. Immer mehr wichtige
       Anzeigenkunden hätten ihre Zusammenarbeit aufgekündigt, die letzten von
       ihnen hätten in diesem Jahr das Weite gesucht, schreibt die Redaktion
       weiter.
       
       Im März 2014 hatte Russland völkerrechtswidrig die Krim annektiert, wenige
       Monate später begannen in der Ostukraine bewaffnete Auseinandersetzungen
       zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Kämpfern. Der Konflikt
       hat bislang rund 13.200 Tote gefordert.
       
       Vor allem in diesem Jahr hatten die Behörden den Druck auf unabhängige
       Medien weiter erhöht. Ein Hebel dafür ist das mehrfach verschärfte Gesetz
       über sogenannte [2][ausländische Agenten] – das heißt Organisationen, die
       aus dem Ausland finanziert werden. Auch mehrere Nachrichtendienste, wie
       verschiedene Sparten von Radio Freies Europa und „Current Time“ sind dieser
       Vorschrift zum Opfer gefallen.
       
       ## Markiert als „ausländische Agenten“
       
       Auch newsru.com rechnete offenbar mit einem ähnlichen Schicksal. So seien
       auch sie gezwungen gewesen, ehrenwerte Leute und vertrauenswürdige Quellen
       als „Agenten“ und „Extremisten“ zu markieren. Unter diesen Bedingungen sei
       hochqualifizierte Arbeit nicht mehr möglich, schreibt die Redaktion.
       
       Newsru.com war 2000 als Produkt des TV-Senders NTW gestartet, fast
       zeitgleich mit dem Amtsantritt von Wladimir Putin. Ein Jahr später wurde
       newsru.com Teil der Holding Gazprom Media, blieb aber unter der Ägide des
       Medienmoguls Wladimir Gussinski. Der verließ Russland, nachdem er bei Putin
       in Ungnade gefallen war. Heute lebt er im israelischen Exil. Im März 2017
       stellte der ukrainische Ableger von newsru.com seine Tätigkeit ein. Zuletzt
       hatte das Portal monatlich drei Millionen Besucher*innen.
       
       1 Jun 2021
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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