# taz.de -- CDU-Abgeordneter zur K-Frage: „Eine offene Angelegenheit“
       
       > Laschet oder Söder? Seit der Fraktionssitzung habe sich die Debatte über
       > den Machtkampf verändert, sagt der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz.
       
 (IMG) Bild: Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur der Union: Laschet und Söder am 11. April im Bundestag
       
       taz: Herr Wanderwitz, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat am Dienstag fast
       vier Stunden lang über die beiden möglichen Kanzlerkandidaten der Union
       diskutiert. Die beiden [1][sind zum Schaulaufen angetreten.] Haben Sie sich
       zu Wort gemeldet? 
       
       Marco Wanderwitz: Ja, habe ich. Ich glaube, die Diskussion hat uns
       weitergebracht, sie war sinnvoll und erforderlich. Die beiden
       Parteivorstände haben sich für jeweils ihren Vorsitzenden ausgesprochen,
       damit waren wir einer Klärung noch nicht näher gekommen.
       
       Nun ja, am Sonntag hat Markus Söder gesagt, er stände bereit, wenn die CDU
       ihn unterstützt. Die CDU hat als größere Schwesterpartei ohnehin das erste
       Zugriffsrecht – [2][und sich für Armin Laschet ausgesprochen.] 
       
       Ich denke, dass sich die Lage am Dienstag weiterentwickelt hat. Es ist klar
       geworden, dass es auch eine große Anzahl von CDU-Bundestagsabgeordneten
       gibt, die sich für Markus Söder ausgesprochen haben.
       
       Haben Sie sich auch für Söder ausgesprochen? 
       
       Er wäre mein Wunschkandidat, ja. Aber ich habe als Vorsitzender eher das
       Stimmungsbild meiner Landesgruppe wiedergegeben. Das ist uneinheitlich. Das
       habe ich auch so geäußert. Bei einer Auswahl zwischen zwei hervorragenden
       Kandidaten. Und darum gebeten, dass die beiden ihrer Verantwortung gerecht
       werden und das schnell miteinander klären.
       
       Was spricht aus Ihrer Sicht für Herrn Söder? 
       
       Er ragt einfach hinaus, was die Umfragen angeht. Wenn man zwei gut
       aufgestellte Ministerpräsidenten der beiden größten Bundesländer als
       mögliche Kandidaten hat und einer ist bei den Wählerinnen und Wählern
       deutschlandweit der beliebtere, dann spricht das einfach für ihn.
       
       Jens Spahn soll gegen Ende der Sitzung noch mal darauf verwiesen haben, wie
       schnell sich Umfragen ändern können – er selbst ist da ja ein gebranntes
       Kind: Steiler Aufstieg als Gesundheitsminister Ende vergangenen Jahres,
       dann der Absturz Anfang diesen Jahres. 
       
       Das stimmt, das hat Armin Laschet eingeführt und Jens Spahn hat es
       bestätigt. Es wurde auch nochmal darauf verwiesen, wie schlecht die
       Umfragen im Vorfeld der nordrhein-westfälischen Landtagswahl waren, die die
       CDU mit Armin Laschet an der Spitze dann ja gewonnen hat. Natürlich kann
       man Umfragen im positiven wie im negativen Sinne „drehen“ im Wahlkampf –
       aber die Werte bei den beiden sind ja nun mal seit vielen Monaten stabil,
       wie sie sind.
       
       Wenn Armin Laschet jetzt weichen muss, demontieren Sie Ihren neuen
       Parteichef. Das würden Sie in Kauf nehmen? 
       
       Ich sehe das überhaupt nicht so. Wir haben zwei sehr gute Bewerber, beide
       sind Parteivorsitzende, deshalb ist es selbstverständlich, dass die beiden
       Parteigremien in der ersten Runde ihre Vorsitzenden unterstützen. Aber
       jetzt sind wir nicht mehr in der ersten Runde und jetzt müssen sich die
       beiden verständigen. Wenn sie das nicht tun, ist die Bundestagsfraktion das
       einzige gemeinsame Gremium, das das klären kann. Und das wäre die
       schlechtere Variante. Stand heute sehe ich keinen der beiden beschädigt,
       wenn es der andere wird. Und natürlich ist das ein normaler demokratischer
       Prozess.
       
       Die CDU-Gremien sind natürlich auch demokratisch gewählt und eigentlich
       zuständig, durch die Aussagen von Markus Söder werden sie aber als
       Hinterzimmer-Kungelrunden diffamiert. Ist das nicht problematisch? 
       
       Das habe ich am Dienstag nicht so von ihm gehört. Aus dem, was wir in der
       Bundestagsfraktion, aber auch in den Landes- und Kreisverbänden erlebt
       haben, ist aber auch klar: So einhellig wie im Bundesvorstand ist das Bild
       in der CDU eben nicht.
       
       Wie geht es jetzt weiter? 
       
       Wünschenswert wäre, dass die beiden jetzt noch einmal miteinander sprechen
       und sich auf einen der beiden einigen, den der andere dann kraftvoll
       unterstützt.
       
       Aber kann nach dieser Zuspitzung einer der beiden noch ohne Gesichtsverlust
       verzichten? 
       
       Ich denke schon. Wir werden ja dasselbe nächste Woche bei den Grünen
       erleben. Da gibt es zwei, die sich bewerben, und auch dort kann es nur eine
       oder einer werden.
       
       Im Gegensatz zu Ihnen lösen die Grünen die Frage in einem sehr
       disziplinierten und abgesprochenen Verfahren intern. Sie zerlegen sich ja
       quasi auf offener Bühne. 
       
       Man kann auch sagen: Die Grünen kungeln es im Hinterzimmer aus, wir
       diskutieren es im offenen Prozess. Aber Spaß beiseite: Es ist eben mal so
       und mal so. Jetzt ist es eben bei Union mal ein Stück weit strittig.
       
       Und wer wird's? 
       
       Ich glaube, das ist eine offene Angelegenheit. Ich kann mit beiden gut
       Wahlkampf machen, mein Wunschkandidat als Sachse ist der Franke Markus
       Söder.
       
       14 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /K-Frage-bei-der-Union/!5766437
 (DIR) [2] /CDU-fuer-Laschet-CSU-fuer-Soeder/!5760878
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kanzlerkandidatur
 (DIR) CDU
 (DIR) GNS
 (DIR) CDU/CSU
 (DIR) Markus Söder
 (DIR) Armin Laschet
 (DIR) Kolumne Unisex
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) CDU/CSU
 (DIR) Kanzlerkandidatur
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutschland und die K-Frage: Daddy-Dialektik
       
       Söder, Laschet, Habeck, oder Baerbock? Wer mit wem, wer gegen wen und oder
       heißt es am Schluss: #Daddy wird's schon richten?
       
 (DIR) Kampf um Kanzlerkandidatur der Union: Haseloff lässt Armin Laschet fallen
       
       Reiner Haseloff will den beliebteren Anwärter als Unions-Kanzlerkandidat.
       Damit unterstützt der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts indirekt Markus
       Söder.
       
 (DIR) K-Frage bei der Union: Zwei Männer auf dem Egotrip
       
       Selbstherrlich zieht Söder in die Schlacht um die Kanzlerkandidatur und
       schadet damit der Union. Für Laschet gilt es jetzt, die Nerven zu bewahren.
       
 (DIR) K-Frage vor der Unionsfraktion: Laschet und Söder umwerben Fraktion
       
       Söder versucht mit Hilfe der Unions-Abgeordneten doch noch Kanzlerkandidat
       der Union zu werden. Laschet hält dagegen. Es könnte ein langer Abend
       werden.
       
 (DIR) CDU für Laschet, CSU für Söder: Fast ein Kanzlerkandidat
       
       Es hätte so harmonisch werden können. Da stellt sich die CDU einmütig
       hinter Armin Laschet. Doch Markus Söder mag nicht einfach klein beigeben.