# taz.de -- Deutschland und die K-Frage: Daddy-Dialektik
       
       > Söder, Laschet, Habeck, oder Baerbock? Wer mit wem, wer gegen wen und
       > oder heißt es am Schluss: #Daddy wird's schon richten?
       
 (IMG) Bild: Daddy sein liegt im Auge der Betrachter*in
       
       Es ist wie Pärchenfrühling, nur im Internet. Söder, Laschet, Habeck,
       Baerbock. Paarungen, Spaltungen, Streit, Versöhnung: Wer lässt wem den
       Vortritt beim Abwasch von stapelweise dreckigem Coronageschirr ab Herbst?
       Sollten Baerbock und Habeck als Traumpaar kandidieren? Gibt es schon
       Fanfiction [1][über Söder und Laschet] im Netz? Deutschland fantasiert sich
       eine Fotolovestory um das politische Personal herum, jedenfalls der Teil
       von Deutschland, der gerade nicht mit einem Schnelltest in jedem Nasenloch
       drei psychische Krisen jongliert.
       
       Normalerweise ist mir ist alles recht, was mich von der lästigen Aufgabe
       ablenkt, mich mit politischen Inhalten beschäftigen zu müssen, aber der
       politische Pärchenzirkus ist noch lästiger. Pärchen sind mir ohnehin ein
       Graus, sorry, Annabert. Aber weil die DVD der dritten Staffel der
       Lieblings-2000er-Lesben-Seifenoper von mir und dem Mann erst morgen in der
       Stadtbibliothek bereitgestellt wird, muss ich noch einen Coronatag mit
       Politiker-Kopfkino verdaddeln.
       
       Zum Glück trendet #Daddy in den sozialen Netzwerken. Schon eher mein
       Geschmack. Gemeint ist Söders väterliches Sexappeal. Seien Sie unbesorgt,
       Konservative aller politischen Lager: Bei diesem sexuellen Fetisch spielen
       Inzestfantasien nur eine untergeordnete Rolle.Der Daddy ist meistens ein
       Mann, meistens älter, meistens breit und/oder bärtig, graumeliert und/oder
       haarlos, streng und/oder kuschelig. Ich komme da selbst durcheinander.
       Daddy ist keine straighte Definition, kein Gen, ganz sicher keine
       Identität. Es ist mehr so Daddy-Dialektik. Die Suche nach dem Wohlfühlen in
       der männlichen Aura, aber als Fetisch, und damit uneigentlich.
       
       Die Frage ist also: Wer ist dein Daddy? Pardon, ich wollte sagen: Wer ist
       ein Daddy? Warum ist Markus einer? Ist Armin keiner? „Wer von Daddy Issues
       spricht, meint die Sexualisierung älterer Männer von Jüngeren“, schreibt
       Yasmine M’Barek, [2][die den Söder-Fetisch bei Zeit Online zuerst
       besprochen hat]. „Daddys werden als der dominante, führende Teil in einer
       Beziehung angesehen.“ Finde ich auch. Aber was ich zudem finde: Der Daddy
       ist eine zugängliche Variante von traditioneller Männlichkeit. Eine
       harmlose dazu. Eigentlich ist es eine liebevoll verhohnepipelte. Der Daddy
       ist keine so unausweichliche Autorität, wie „derr Herrr Vaterr“.
       
       Daddy ist ein situativer Zustand, der verliehen wird. Aus Kleidung,
       Auftreten und wie streng jemand dreinschaut leitet die*der
       Fetischisierende die Gewissheit ab, gut geführt zu werden. Wer also Söder
       Daddy nennt, verarbeitet damit das innere Paradox, dass Söder angenehm
       führungsstark wirkt und gleichzeitig unangenehm führerig.
       
       Und was ist mit Laschet [3][und Scholz?] Können die auch Daddys sein?
       Unbedingt. Daddy liegt im Auge der Betrachter*in. Für welchen Fetisch
       Robert Habeck steht, kann ich hingegen beim besten Willen nicht sagen.
       Goretex vielleicht.
       
       16 Apr 2021
       
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 (DIR) [3] /Olaf-Scholz-ueber-die-Kanzlerschaft/!5760440
       
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