# taz.de -- Hilfe für Berlins Kreative: Ein ImmoScout für die Kulturszene
       
       > Ein neues Bündnis soll Kulturmachern Räume sichern. Zumindest in dem
       > Punkt scheint Berlin so für eine Zeit nach Corona besser aufgestellt als
       > bislang.
       
 (IMG) Bild: Kultur braucht Raum. Kulturmachende auch
       
       Berlin taz | Wären es normale Zeiten für die Kunst und Kultur in Berlin, so
       wäre diese Nachricht wohl etwas enthusiastischer aufgenommen worden: Die
       neu geschaffene Kooperative „Kultur Räume Berlin“ will dafür sorgen, dass
       KünstlerInnen über den Senat an kostengünstige Ateliers, Proberäume,
       Produktionsorte kommen. Anfang der Woche hat Kultursenator Klaus Lederer
       (Die Linke) [1][das Konzept vorgestellt,] schon im Laufe dieses Jahres will
       das Bündnis 2.000 Räume zur Verfügung stellen. Die Devise: Immobilien
       langfristig für Kultur sichern, sie dem Markt entziehen,
       Verdrängungsprozesse verhindern.
       
       Diese Strategie, die in dem Zusammenschluss von Playern aus Politik,
       Kultur, Immobilienmanagement und Stadtentwicklung realisiert werden soll,
       ist natürlich richtig und gut – wenn sie auch sehr spät kommt. Wie viel
       Rettungsmanöver für Kulturräume hätte man vermeiden, wie viel Steuergeld
       sparen können, hätte man diesen Weg schon früher eingeschlagen!
       
       Für die AdressatInnen scheint „Kultur Räume Berlin“ bedienerfreundlich zu
       sein: Auf einer [2][Website] können sich KünstlerInnen um die Räume
       bewerben, die Annoncen muten an wie ein Immoscout für die Kulturszene. Die
       Preise sollen sich dauerhaft bei 4 bis 5 Euro pro Quadratmeter einpendeln.
       Ganz so paradiesisch, wie das klingt, wird es aber nicht sein, denn der
       Bedarf ist auch groß: 8.000 bis 10.000 bildende KünstlerInnen leben in
       Berlin, knapp 10.000 MusikerInnen waren 2019 bei der Künstlersozialkasse in
       Berlin und Brandenburg gemeldet, dazu kommen die anderen Sparten. Viele von
       ihnen konnten sich die Übungsraummieten zuletzt nicht mehr leisten.
       
       Und: Es sind eben keine normalen Zeiten. Die Kulturschaffenden sind derzeit
       mit Überleben beschäftigt. Sie haben genug damit zu tun, sich Jobs zu
       beschaffen, Formulare für Überbrückungshilfen auszufüllen, irgendwie
       Perspektiven zu entwickeln in dieser Zeit, in der sich viele von ihnen so
       fühlen, als seien ihre Berufe und Berufungen irgendwie egal, redundant und
       verzichtbar.
       
       Langfristig ist „Kultur Räume Berlin“ sicher eine gute Sache – doch
       ungewollt und nebenbei zeigt der Launch der Initiative eben auch auf, dass
       es ein „langfristig“ derzeit für Künstler*innen nicht gibt. Aktuell
       fragen sie sich: Wie überstehe ich die nächsten Monate? Wie sieht die
       Kulturszene nach der Pandemie aus? Wer ist dann noch da, was ist dann noch
       da? Wie viel Geld bleibt für die Kultur in Berlin? Halte ich durch?
       
       Zumindest in Sachen Kulturraumpolitik scheint das Land Berlin für eine Zeit
       nach Corona besser aufgestellt als bislang. Das ist immerhin etwas.
       
       20 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Mehr-Raeume-fuer-Berliner-Kreative/!5747053
 (DIR) [2] https://kulturraeume.berlin/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
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