# taz.de -- Preis für Menschenrechte und Frieden: Patti Smith rockt Beethoven
       
       > Die Rocksängerin, Künstlerin und Aktivistin erhält den Beethovenpreis
       > 2020. Auch im Rentenalter setzt sich die 73-Jährige nicht zur Ruhe.
       
 (IMG) Bild: Patti Smith während eines Konzerts auf einem Festival 2019
       
       Berlin taz | „Roll over Beethoven“: Es mag zunächst überraschend scheinen,
       dass eine Punk- und Rocksängerin den internationalen Beethovenpreis 2020
       erhält. Doch zur vielseitigen Künstlerin Patti Smith kann es nur passen.
       
       Geboren 1946 in Chicago, aufgewachsen in einer Arbeitersiedlung im
       vorstädtischen New Jersey, tauchte sie um 1968 in New York auf, sang,
       spielte Gitarre und trug Poesie vor. Cool, aber trotzdem nahbar. Smith
       eroberte die bis dahin männerdominierte Rockszene. Etwa zur selben Zeit
       erschien das dritte Album „Electric Ladyland“ des afroamerikanischen
       Rockgitarristen [1][Jimi Hendrix]. „Keine Frau, kein Mann hat Hendrix je
       getoppt. Es geht bei ihm nicht um Gender, es geht doch darum, von welchem
       Planeten er kommt“, hat sie gesagt. Sie sah in Rock ’n’ Roll immer etwas
       Größeres als nur sich oder das eigene Ego. Der simple Trick, in einem
       Rocksong höhere Kunst zu sehen, hat ihr über alle Tiefen ihrer mehr als
       50-jährigen Karriere geholfen.
       
       Es blieb nicht bei den Helden. Mindestens so viel wie Hendrix vergöttert
       Patti Smith die Schauspielerinnen Jeanne Moreau und Anna Magnani. Patti
       Smith war also nicht nur eine der ersten Künstlerinnen, die selbstbewusst
       ihren Platz im Business einnahmen, sie war mit die Erste, die für ihre
       künstlerische Selbstwerdung außermusikalische Einflüsse geltend machte:
       Film, bildende Kunst, Poesie, alles ist gleich viel wert und zählt für die
       US-Künstlerin, um ihre Rocksongs zu bereichern.
       
       „Somewhere. Over the Rimbaud“ war ein Text über Patti Smith im US-Magazin
       Crawdaddy 1975 betitelt, da hatte sie gerade ihr Debütalbum „Horses“
       veröffentlicht, aufgenommen im Electric Ladyland Studio: simple, energische
       Rocksongs mit anspielungsreichen Texten, die etwa auf den französischen
       Dichter Arthur Rimbaud verweisen, aber auch Punkhärte an den Tag legen. Bis
       heute sind zehn weitere Alben, Gedichtbände, [2][Romane], autobiografisch
       geprägte Werke von Patti Smith erschienen. Sie ist eine Legende.
       
       ## Smith interpretiert Rock ‚n‘ Roll inklusiv
       
       Inzwischen mag es gesellschaftlich sanktioniert sein, Smith war die
       Avantgarde der genderfluiden Rock-’n’-Roll-Inszenierung. Mit Jackett,
       zerrissenem T-Shirt und Röhrenjeans gab sie sich schon als junge Frau ein
       flamboyantes Tomboy-Image. Von der machistischen Kulturszene ließ sie sich
       nie einschüchtern. „Ich begann als Missionarin, aber ich habe nur
       Glaubensrichtungen gefunden, die den Menschen etwas vorgaukeln, auf Kosten
       von anderen Menschen, die sie ausschließen.“
       
       So wie Patti Smith Rock ’n’ Roll interpretiert, ist er inklusiv und lädt
       zum Mitmachen ein. Auch im Rentenalter hat sich die 73-Jährige nicht zur
       Ruhe gesetzt: Im Sommer hat sie mit 240 Künstler:innen die
       „[3][Beethoven-Deklaration]“ unterzeichnet. Eine Absichtserklärung, die
       eigene Arbeit in den Dienst einer umweltverträglichen Gesellschaft zu
       stellen.
       
       Beethoven war der Lieblingskomponist ihres verstorbenen Ehemanns, des
       Gitarristen Fred Smith. Bei einem Konzert in Bonn 2012 hat Patti Smith
       erklärt, die Leidenschaft eines Ludwig van Beethoven sei ihr ein Leitstern
       für das eigene Schaffen. Julian Weber
       
       15 Dec 2020
       
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 (DIR) Julian Weber
       
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