# taz.de -- Forderung nach Corona-Bonds: Solidarität dringend gesucht
       
       > Corona könnte sogar Europa töten. Die EU überlebt nicht, wenn noch nicht
       > mal im Notfall solidarisch gehandelt wird.
       
 (IMG) Bild: Symbol eines untergegangenen Reiches: Kolosseum in Rom. Was droht der EU?
       
       Zwei Zahlen machen das Drama deutlich, das sich gegenwärtig in der Eurozone
       abspielt: [1][Der deutsche Staat plant 750 Milliarden Euro ein,] um die
       hiesige Wirtschaft durch die Coronakrise zu schleusen. Italien hingegen
       will seinen Staatshaushalt nur um 25 Milliarden Euro aufstocken – obwohl
       die Italiener weitaus härter getroffen wurden.
       
       Doch die Italiener haben Mühe, Geld zu beschaffen, weil sie deutlich höhere
       Zinsen zahlen müssen. Die Rettung wären „Corona-Bonds“, also Kredite, die
       die Eurozone gemeinsam aufnimmt. Diese Anleihen wären bombensicher, weil
       alle Eurostaaten haften würden, und daher so begehrt, dass die Zinsen ins
       Minus rutschen würden. Die Eurozone bekäme sogar Geld geschenkt.
       
       Selbst neoliberale Ökonomen werben inzwischen für Eurobonds – und gehen
       [2][Allianzen mit Keynesianern] ein. Trotzdem blockt die Politik. Ob
       Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Olaf Scholz oder
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Stets wird erklärt,
       dass Corona-Bonds ausgeschlossen seien. Stattdessen liebäugelt die Große
       Koalition mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), um einzelne
       Länder zu unterstützen. Der ESM wurde 2012 in der Eurokrise gegründet, und
       dort wären momentan 410 Milliarden Euro abrufbar.
       
       Dieser ESM-Plan ist extrem gefährlich. Denn die Eurozone würde in angeblich
       „gute“ und „böse“ Länder zerfallen, wenn man einzelne Staaten zwingt, um
       ESM-Mittel nachzusuchen. Deutschland wäre der „Superstar“, während Italien
       oder Griechenland wie der offizielle Abschaum wirken würden.
       
       Dieses Signal würden sich die Finanzmärkte für immer merken – und
       prinzipiell höhere Zinsen für die schwachen Eurostaaten verlangen. [3][Die
       Eurokrise würde sich ins Unendliche verlängern.] Größter Verlierer wäre
       übrigens Deutschland, denn bisher ist die Eurozone unser bester Kunde.
       
       Im Augenblick sieht es so aus, als würde das Coronavirus nicht nur Menschen
       töten – sondern auch Europa. Die EU kann nicht überleben, wenn es noch
       nicht einmal im Notfall möglich ist, solidarisch zu handeln.
       
       30 Mar 2020
       
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 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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