# taz.de -- AfD-Drama in Thüringen: Grüne Krisengewinner
       
       > Die Grünen scheinen in Erfurt keine Rolle zu spielen. Doch könnten am
       > Ende ausgerechnet sie am meisten vom „Dammbruch“ profitieren.
       
 (IMG) Bild: Schwein gehabt: Die Grünen profitieren vom Debakel in Thüringen
       
       Die Grünen spielen im [1][Desaster von Thüringen] keine große Rolle – und
       werden daher medial kaum mit Aufmerksamkeit bedacht. Die Grünen wirken
       nebensächlich: Sie kamen nur auf 5,2 Prozent der Stimmen und unterstützten
       treu den linken Ex-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Das Drama scheint vor
       allem die anderen Parteien zu berühren – von den Linken bis zur AfD.
       
       Doch wäre es völlig falsch, die Grünen als uninteressante Restgröße zu
       betrachten. Denn nur die Angst vor den Grünen kann erklären, warum die
       CDU-Spitze auf klaren Konfrontationskurs zu ihrem Thüringer Landesverband
       geht. Die Unionsführung weiß genau: Wenn die eindeutige [2][Abgrenzung zur
       AfD nicht gelingt], wird sie viele Wähler in der Mitte verlieren. Wenn
       nämlich jederzeit denkbar ist, dass Stimmen für die Union am Ende
       Rechtsradikalen an die Macht verhelfen, werden sich nicht wenige Bürger
       nach Alternativen umsehen. Die Grünen wären da die erste Adresse, denn sie
       sind längst in der „bürgerlichen Mitte“ angekommen. Plötzlich könnte
       Realität werden, was bis vor kurzem noch undenkbar war: Die Grünen könnten
       die Kanzlerin oder den Kanzler stellen.
       
       Es war kein Zufall, dass CSU-Chef Markus Söder nach dem Thüringen-Coup
       sofort auf Sendung ging, um knallharte Botschaften an seine Parteifreunde
       in Erfurt zu übermitteln: „Das ist kein guter Tag für Thüringen, kein guter
       Tag für Deutschland und erst recht keiner für die Demokratie in unserem
       Land.“ Es handele sich um einen „inakzeptablen Dammbruch“, und der einzige
       Ausweg seien Neuwahlen.
       
       Söder weiß, wovon er spricht. Für die CSU hat es sich nicht ausgezahlt,
       jahrelang die Forderungen der AfD zu übernehmen. Die bayerische
       Landtagswahl 2018 war eine Katastrophe: Die CSU kam nur noch auf 37,2
       Prozent, während die Grünen auf 17,6 Prozent hochschossen und die AfD 10,2
       Prozent erreichte. Ein Pakt mit den Rechtsradikalen ist der Todeskuss für
       die Union: Die rechten [3][Wähler entscheiden sich lieber für das Original
       AfD], während die liberalen Konservativen zu den Grünen abwandern.
       
       Es ist also paradox: Gerade weil die Grünen so eindeutig die Gegenposition
       zur AfD beziehen, könnten sie am Ende die einzigen Profiteure des Dramas
       von Erfurt sein.
       
       7 Feb 2020
       
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