# taz.de -- Krise zwischen Berlin und Moskau: Nächster Punkt? Ukraine!
       
       > Die diplomatische Krise zwischen Berlin und Moskau kommt zur Unzeit. Denn
       > bald wird wieder über einen Krieg verhandelt.
       
 (IMG) Bild: Soldaten der ukrainischen Armee an der Front in der Region Donezk
       
       Die Ausweisung zweier russischer Diplomaten aus Deutschland wegen
       unterlassener Hilfeleistung bei den Ermittlungen und die Ankündigung
       Moskaus, „Vergeltungsmaßnahmen“ zu ergreifen, sind ein Déjà-vu. Ein
       ähnliches Szenario spielte sich 2018 nach dem Giftgasanschlag auf den
       russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter im englischen
       Salisbury ab.
       
       Auch wenn die Mittäterschaft Russlands an diesem heimtückischen Verbrechen
       noch nicht abschließend geklärt ist, weiß man nicht erst seit gestern, dass
       der Arm des Kreml-Geheimdienstes lang ist. Das gilt auch für den [1][Mord
       an Zelimkhan Khangoshvili], der jetzt die jüngsten diplomatischen
       Scharmützel zwischen Berlin und Moskau ausgelöst hat.
       
       Der Tschetschene mit georgischem Pass wäre nicht das erste Opfer aus dem
       Kaukasus, das [2][wohl auf Weisung von ganz oben] aus dem Weg geräumt
       wurde. Auch mit dem tschetschenischen Menschenrechtler Umar Israilow und
       seiner Landsfrau Amina Okuyewa, einer Maidan-Aktivistin, wurde kurzer
       Prozess gemacht. Und dass Tschetscheniens Präsident Ramsam Kadyrow, ein
       brutaler Statthalter von Gnaden des russischen Präsidenten Wladimir Putin,
       seine Jagd auf regimekritische Auslandstschetschenen gnadenlos fortzusetzen
       bereit ist, hat er erst kürzlich wieder zu Protokoll gegeben.
       
       Doch unabhängig davon, ob und wie Russland in den Fall Khangoshvili
       verstrickt ist: Der bilaterale Austausch von Unfreundlichkeiten kommt zu
       einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – und er könnte noch ganz andere
       Verwerfungen zeitigen.
       
       ## Gut, dass wir darüber gesprochen haben
       
       In der kommenden Woche soll erstmals seit drei Jahren wieder ein Treffen im
       Normandie-Format zwischen Russland, der Ukraine, Frankreich und Deutschland
       stattfinden. Besonders Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, seit Kurzem
       [3][auf Annäherungskurs mit Moskau,] möchte dort – nicht zuletzt für sich
       selbst – einen Erfolg verbuchen. Auch wenn niemand mit einem großen
       Durchbruch rechnet, gab es bislang etwas Hoffnung, einer Lösung des
       Konflikts in der Ostukraine zumindest ein Stück näher zu kommen.
       
       Ob die Beteiligten und allen voran die Menschen in der Ukraine jetzt auch
       diese Hoffnung fahren lassen müssen, wird sich erst noch zeigen. Aber
       vielleicht findet die Zusammenkunft ja wie geplant statt und nichts weiter
       passiert – alles wie immer eben, an der Front nichts Neues und frei nach
       dem Motto: Gut, dass wir mal wieder darüber gesprochen haben. Das aber
       hieße: Die Waffen in der Ukraine sprechen weiter. Und, so steht zu
       befürchten, nicht nur dort.
       
       4 Dec 2019
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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