# taz.de -- „Normandie“-Gipfeltreffen zur Ukraine: Ein wenig präsenter Krieg
       
       > Die Erwartungen an das Gipfeltreffen zum Ukraine-Konflikt sollten weder
       > zu hoch noch zu niedrig sein. Schon Erleichterungen im Alltag wären
       > wichtig.
       
 (IMG) Bild: Proteste in Kiew, im Vorfeld des sogenannten Normandie-Gipfels zur Ukraine
       
       Über drei Jahre ist das letzte Treffen der Staats- und Regierungschefs der
       Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs im Normandie-Format her.
       Diese Pause war viel zu lang, auch wenn die Kontakte auf der Arbeitsebene
       fortbestanden. Friedensprozesse erfordern eine gewisse Regelmäßigkeit und
       Sichtbarkeit, nicht zuletzt, um ihre Bedeutung für alle Beteiligten immer
       wieder zu bekräftigen.
       
       Der Krieg im Donbass hat über 13.000 Opfer gefordert, mindestens 1,5
       Millionen Menschen zu Binnenflüchtlingen gemacht – diese Zahl macht die
       Ukraine vergleichbar mit Ländern wie Afghanistan und Sudan – und etwa 1
       Million Menschen nach Russland fliehen lassen. Trotz dieser Dimensionen ist
       der Krieg im Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit wenig präsent.
       
       Er ist kein ethnolinguistischer Konflikt oder gar ein Bürgerkrieg, sondern
       ein Krieg, in dem sich Kiew und die von Russland unterstützten
       Separatistenführer der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk
       gegenüberstehen.
       
       Formell geht es in Paris [1][bei den Verhandlungen im Normandie-Format] um
       die Umsetzung des Minsker Abkommens von 2015. Dieses Abkommen verhinderte
       eine Eskalation des Krieges, konnte aber bisher keinen dauerhaften
       Waffenstillstand garantieren. Es bildet die Interessen der Ukraine
       ungenügend ab, vor allem weil es der Kontrolle über die derzeit nicht von
       Kiew kontrollierten Gebiete Lokalwahlen und einen Sonderstatus voranstellt.
       
       Die Erwartungen an das Treffen sollten weder zu hoch noch zu niedrig sein.
       Anders als sein Vorgänger hat sich [2][der ukrainische Präsident Selenski]
       die Beendigung des Krieges zum Ziel gemacht und somit auf die Stimmung im
       Land reagiert. Moskau hat zumindest ein Interesse daran, diesen neuen
       Spielraum auszutesten, denn man ist sich der Kosten des Krieges zunehmend
       bewusst.
       
       Ein neuer Waffenstillstand, ein weiterer Gefangenenaustausch und
       Erleichterungen im Alltag wären für die Bevölkerung vor Ort bereits
       wichtige Schritte, auch wenn eine Gesamtlösung nicht in Sicht ist.
       
       9 Dec 2019
       
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