# taz.de -- Geflüchtete Frauen in Hamburg: Schutzraum vor dem Aus
       
       > Die einzige Hamburger Unterkunft für geflüchtete Frauen mit ihren Kindern
       > soll in drei Monaten schließen. Wo die Schutzbedürftigen in Zukunft hin
       > sollen, ist noch unklar.
       
 (IMG) Bild: Unklare Aussicht: Die Zukunft der Unterkunft für geflüchtete Frauen steht zur Debatte
       
       Hamburg taz | Die Erstaufnahme für schutzbedürftige weibliche Flüchtlinge
       am Kaltenkircher Platz in Altona wird in Kürze dichtgemacht.
       Voraussichtlich im März kommenden Jahres, soll das ehemalige Hotel, das bis
       zu 150 Frauen und ihren Kindern Platz bietet, nicht mehr belegt werden.
       Damit steht die stadtweit einzige Einrichtung, die ausschließlich für diese
       Flüchtlingsgruppe vorbehalten ist, vor dem Aus.
       
       Daniel Posselt, Sprecher des Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge, mag
       die bevorstehende Schließung noch nicht bestätigen, wohl aber, dass sie
       Thema ist: „Wir sind in der Abstimmung, stehen kurz vor einer endgültigen
       Entscheidung.“ Die ist nach Informationen der taz nur deshalb noch nicht
       auch offiziell gefallen, weil es noch keine Antwort auf die Frage gibt, wo
       die heute am Kaltenkircher Platz lebenden oder künftig noch in Hamburg
       eintreffenden geflüchteten Frauen mit ihren Kindern untergebracht werden
       sollen.
       
       Bis eine Lösung gefunden ist, hält sich der zuständige Koordinierungsstab
       offenbar bedeckt. Denn der Bedarf an einer speziellen Schutzeinrichtung für
       weibliche Flüchtlinge ist unbestritten. Als die Schutzeinrichtung am
       Kaltenkircher Platz vor fast zwei Jahren eröffnet wurde, lobten Politik und
       auch Flüchtlingsinitiativen die neue Einrichtung. Separate Wohnungen gaben
       den Frauen Privatsphäre, ein geschützter Innenhof lud die Kinder zum
       Spielen ein. Damit aber könnte es jetzt vorbei sein.
       
       Da die bevorstehende Schließung in den vergangenen Wochen durchsickerte,
       aber nicht offiziell bestätigt wurde, sind die BetreuerInnen der
       Einrichtung verunsichert, wie es weiter geht. Anfang Dezember übernimmt ein
       neuer Träger die Einrichtung. Das Deutsche Rote Kreuz, das die
       Flüchtlingsherberge bislang betrieb, übergibt die Einrichtung an Fördern &
       Wohnen. Heißt die Aufgabe des neuen Trägers nun nur noch: abwickeln?
       
       Weil weniger Flüchtlinge ankommen, schließen immer mehr Erstaufnahmen wie
       die an der Schnackenburgsallee. Diese wurde Anfang September geschlossen.
       Auch die Schutzunterkunft am Kaltenkircher Platz sei nicht immer
       ausgelastet gewesen, heißt es aus der Behörde.
       
       MitarbeiterInnen der Einrichtung betonen, vor einigen Wochen seien
       kurzfristig ganz viele Frauen innerhalb weniger Tage ohne erkennbaren Grund
       in andere Einrichtungen verlegt worden. Die nur in den Folgetagen geringe
       Auslastungsquote werde nun dazu missbraucht, zu behaupten, die Einrichtung
       sei überdimensioniert und damit zu teuer. „Es geht darum, Kosten zu
       sparen“, vermutet die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Christiane
       Schneider. Schneider kann „kein einziges fachliches Argument für die
       Auflösung der Einrichtung“ erkennen.
       
       Währenddessen überlegen Innen- und Sozialbehörde zusammen mit dem Zentralen
       Koordinierungsstab, wo und wie die Frauen mit ihren Kindern untergebracht
       werden können.
       
       ## Umfangreiches Schutzkonzept
       
       Sie sollen, auch wenn viele von ihnen ausreisepflichtig sind, in Zukunft
       gleich in einer Folgeeinrichtung untergebracht werden. Das würde den Frauen
       die Möglichkeit geben, für sich und ihre Kinder selber zu kochen und der
       Stadt die teuren Catering-Kosten einsparen. Klar ist auch: Anders als bei
       anderen Folgeeinrichtungen soll es für die neue Heimat für schutzbedürftige
       Mütter und Kinder ein umfangreiches Schutzkonzept geben – mit Bewachung
       durch eine Security Firma rund um die Uhr.
       
       Schneider befürchtet „katastrophale Folgen für viele Betroffene, die aus
       ihrer Alltagsumgebung herausgerissen werden und ihren Schutzraum
       verlieren“. Es müsse umgehend geklärt werden, wie ihr Schutz und ihre
       Unterstützung bei der Verarbeitung der oft furchtbaren Gewalterfahrungen in
       ihrem Herkunftsland und auf der Flucht zukünftig gewährleistet werde.
       
       28 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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