# taz.de -- Tansania hetzt gegen LGBT: Hexenjagd und Teufelsaustreibung
       
       > Schwere Zeiten für LGBT in Tansania. Die Regierung beruft sich bei ihrer
       > Repression auf christliche und muslimische Werte.
       
 (IMG) Bild: Tansanias Präsident John Magufuli
       
       Die in Afrika [1][gängige Verfolgung der LGBT-Gemeinschaft] (Lesben,
       Schwule, Bisexuelle und Transgender) hat in Tansania einen neuen Meister
       gefunden. Vor einer Woche rief der Gouverneur der größten tansanischen
       Stadt Daressalam die Bevölkerung auf, Homosexuelle zu denunzieren. Ab
       dieser Woche sollen sie verhaftet werden.
       
       „Mir liegen Informationen über die Anwesenheit vieler Homosexueller in
       unserer Provinz vor“, sagte Gouverneur Paul Makonda vor Journalisten. „Gebt
       mir ihre Namen. Mein Ad-hoc-Team wird ab kommenden Montag beginnen, sie
       dingfest zu machen.“
       
       UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet warnte in Reaktion vor einer
       „Hexenjagd“ und sagte, die Äußerung des Gouverneurs „könnte als Freibrief
       zu Gewalt, Einschüchterung, Belästigung und Diskriminierung“ aufgefasst
       werden. Sie rief Tansanias Regierung auf, die Rechte aller zu schützen.
       
       Da ist die Chilenin Bachelet wohl an den Falschen gestoßen. Tansanias
       Präsident John Magufuli, der bei seiner Wahl 2015 noch als Erneuerer galt,
       tritt zunehmend populistisch und intolerant gegenüber jeder Form
       abweichenden Verhaltens auf. Er unterstützt die „Heilung“ von Homosexuellen
       ebenso wie erzwungene Analuntersuchungen zum Nachweis homosexueller
       Handlungen. Aidskliniken sind geschlossen worden, internationalen
       LGBT-Aktivisten droht bei Einreise Deportation. Die Aufrufe zur
       Denunziation und Festnahme – auf Homosexualität steht in Tansania
       mindestens 30 Jahre Haft – haben aber eine neue Qualität.
       
       Präsident Magufuli und Gouverneur Makonda sind beides christliche
       Fundamentalisten. Magufuli gehört zur Kirche des kontroversen
       nigerianischen Predigers T. B. Joshua, der in seiner Kirche an
       Homosexuellen Teufelsaustreibung vollführt. Tansania ist zu etwa zwei
       Dritteln christlich und zu einem Drittel muslimisch; unter den Christen
       sind evangelikale Sekten sehr einflussreich, und unter Muslimen nehmen
       islamistische Einflüsse zu – das Land beherbergt illegale Trainingslager
       islamistischer Rebellen aus Mosambik.
       
       Die Regierung beruft sich auf christliche und muslimische Werte für ihren
       Feldzug gegen Homosexualität. Sie scheut dabei vor einer internationalen
       Kraftprobe nicht zurück. Ende vergangener Woche warf sie den Vertreter der
       EU aus dem Land, weil er Kritik am zunehmend repressiven Kurs der Regierung
       geübt hatte. Der niederländische Diplomat Roeland van de Geer, sehr
       erfahren in diesem Teil Afrikas, soll nun in Brüssel über die Zukunft der
       EU-Beziehungen zu einem der größten Länder Ostafrikas beraten.
       
       4 Nov 2018
       
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