# taz.de -- Venezolanische Flüchtlinge in Brasilien: Bundesstaat will Grenze schließen
       
       > Ein brasilianischer Bundesstaat will keine flüchtenden Venezolaner mehr
       > einlassen. Auch in Kolumbien gibt es Proteste gegen die Zuwanderung.
       
 (IMG) Bild: Zahlreiche Menschen verlassen das krisengeschüttelte Venezuela
       
       Rio de Janeiro epd/afp | Nach einer Welle der [1][Gewalt gegen
       venezolanische Flüchtlinge] fordert der brasilianische Bundesstaat Roraima
       die Schließung der Grenze zum nördlichen Nachbarland. Die konservative
       Regierung des Amazonas-Staates beantragte beim Obersten Gerichtshof einen
       Stopp der Einreise von Migranten aus Venezuela, die zu Tausenden vor der
       Wirtschaftskrise in ihrem Land flüchten. Zudem solle die Verteilung der
       Flüchtlinge auf alle 26 brasilianischen Staaten rechtlich festgeschrieben
       werden, wie die Zeitung „O Globo“ in ihrer Onlineausgabe berichtete.
       
       Ein ähnliches Gesuch hatte das Oberste Gericht bereits zu Monatsbeginn
       abgelehnt. Sicherheitsminister Sérgio Echegoyen bezeichnete das Anliegen
       als „undenkbar“. Eine Schließung der Grenze würde niemandem helfen,
       erklärte der Minister am Montag (Ortszeit). Am Samstag hatten aufgebrachte
       Bewohner der Grenzstadt Pacaraima Lager von Flüchtlingen angegriffen, deren
       Behausungen und Habseligkeiten in Brand gesteckt und Hunderte zurück über
       die Grenze nach Venezuela getrieben.
       
       Am Montag trafen 60 Armeeangehörige in Roraima ein. Sie sollen die Grenze
       sichern und für mehr Sicherheit in Pacaraima sorgen. Kritiker werfen
       Regierung und Behörden vor, die Grenzregion im Norden des Landes
       unzureichend zu unterstützen. Mehr soziale Vorsorge und Betreuung der
       Flüchtlinge, die oft mit kleinen Kindern und wenig Gepäck über die Grenze
       kommen, sei notwendig. Täglich kommen nach Angaben der Behörden mehrere
       hundert Venezolaner über die Grenze nach Roraima.
       
       Mehr als 100.000 Venezolaner migrierten seit 2016 nach Brasilien. Rund die
       Hälfte von ihnen zog von dort weiter in andere lateinamerikanische Staaten,
       vor allem nach Ecuador und Peru. Dort ergreifen die Behörden bereits
       Schritte, um die Einreise von Venezolanern zu erschweren. Auch in
       Kolumbien, das noch weit mehr Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen hat,
       gab es bereits Proteste in grenznahen Städten.
       
       Argentinien will vor Gericht ziehen 
       
       [2][Venezuela Land steht kurz vor einem Bankrott], die Versorgung mit
       Grundnahrungsmitteln ist nicht mehr gesichert. Auslöser für die tiefe
       politische und wirtschaftliche Krise des Erdöllands ist ein jahrelanger
       Machtkampf zwischen der Regierung von Präsident Nicolás Maduro und der
       Opposition.
       
       Angesichts des harten Kurses Venezuelas gegen die Opposition will
       Argentinien vor den Internationalen Strafgerichtshof ziehen. „In Venezuela
       werden Menschenrechte systematisch verletzt. Sie haben den Respekt für den
       Wert des Lebens verloren“, beklagte der argentinische Präsident Mauricio
       Macri im Fernsehsender CNN. Er kündigte an, einen entsprechenden Antrag
       gemeinsam mit den Staatschefs von Kolumbien, Chile und Paraguay in wenigen
       Wochen einzureichen.
       
       Zudem äußerte er Zweifel daran, dass der venezolanische Präsident Nicolás
       Maduro tatsächlich Anfang des Monats Ziel einer Drohnenattacke bei einer
       Militärparade war. Sein Verhalten seitdem deute darauf hin, „dass es nicht
       sehr wahrscheinlich ist, dass es so war“, sagte Macri. Seit dem
       mutmaßlichen Anschlag hat Maduros Regierung ihren [3][Kurs gegen
       Oppositionelle noch einmal verschärft], mehr als ein Dutzend Menschen
       wurden festgenommen.
       
       Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer
       tiefen Wirtschaftskrise, die Inflation ist außer Kontrolle geraten. Nach
       Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte die
       Geldentwertung in diesem Jahr eine Million Prozent erreichen. Die
       Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie
       Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu
       schaffen.
       
       Die Opposition macht Maduro für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie
       wirft ihm außerdem vor, die Demokratie in Venezuela auszuhebeln. Nach
       monatelangen Protesten der Opposition im vergangenen Jahr, bei denen 125
       Menschen getötet worden waren, hatte Maduro durch eine Verfassunggebende
       Versammlung de facto das Parlament ausgehebelt, in dem die Opposition die
       Mehrheit hatte.
       
       21 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Venezolaner-in-Brasilien-angegriffen/!5528972
 (DIR) [2] /Wirtschaftsreformen-in-Venezuela/!5529678
 (DIR) [3] /Venezolaner-in-Brasilien-angegriffen/!5528972
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Venezuela
 (DIR) Brasilien
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Nicolás Maduro
 (DIR) Venezuela
 (DIR) Brasilien
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Autoritarismus
 (DIR) Venezuela
 (DIR) Inflation
 (DIR) Wirtschaftskrise
 (DIR) Kolumbien
 (DIR) Venezuela
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flüchtlingskrise in Venezuela: Keine Festung Lateinamerika
       
       Elf Staaten Lateinamerikas erklären sich dazu bereit, Flüchtlinge aus
       Venezuela aufzunehmen. „Propaganda“, heißt es in Caracas.
       
 (DIR) Feuer in Brasilien: Nationalmuseum in Rio abgebrannt
       
       Lichterloh brennt eines der wichtigsten Museen in Rio de Janeiro.
       Feuerwehrleute versuchen, historische Gegenstände aus den Flammen zu
       retten.
       
 (DIR) Flüchtlinge in Südamerika: Tausende verlassen täglich Venezuela
       
       Der Exodus der VenezolanerInnen schafft immer mehr Spannungen in den
       Nachbarländern. Mitte September soll ein Krisengipfel Lösungen finden.
       
 (DIR) Debatte Autoritarismus in Brasilien: Tragödie mit Ansage
       
       Aktivistinnen werden mit dem Tod bedroht, Armut kriminalisiert. Eine neue
       Welle des Autoritarismus überrollt Brasilien.
       
 (DIR) Gericht kippt Einreisebschränkung: Ecuador öffnet seine Grenzen
       
       Venezolaner ohne Reisepass können mit Personalausweis die Grenze nach Peru
       passieren. Hunderte flüchtende Menschen wurden seit Freitag an die Grenze
       gefahren.
       
 (DIR) Inflation in Venezuela: Neuer Bolivar mit fünf Nullen weniger
       
       Präsident Maduro führt eine neue Währung ein. Aber solange er den Haushalt
       über die Notenpresse finanziert, wird die Inflation nicht enden.
       
 (DIR) Wirtschaftsreformen in Venezuela: Facelifting für den Bolívar
       
       Experten vergleichen die Reformen von Präsident Nicolás Maduros bereits mit
       einer Schönheitsoperation: außen Änderung, aber kein Wandel im Inneren.
       
 (DIR) Attentat in Venezuela: Drohnenanschlag auf Maduro
       
       Mehrere Soldaten der Nationalgarde wurden verletzt. Das Attentat galt
       offenbar dem venezolanischen Präsidenten. Maduro beschuldigt Kolumbien der
       Tat.
       
 (DIR) Nach der Wahl in Venezuela: Opposition sucht neues Bündnis
       
       Der Wahlsieg von Nicolás Maduro in Venezuela ist umstritten. Nun diskutiert
       die Opposition über Strategien, ihn loszuwerden.