# taz.de -- Nach der Wahl in Venezuela: Opposition sucht neues Bündnis
       
       > Der Wahlsieg von Nicolás Maduro in Venezuela ist umstritten. Nun
       > diskutiert die Opposition über Strategien, ihn loszuwerden.
       
 (IMG) Bild: Einige Maduro-Gegner_innen protestieren am Montag in den Straßen von Caracas
       
       Caracas taz | Maximaler Druck auf Nicolás Maduro, um seine Absetzung als
       venezolanischer Präsident zu erzwingen. Das ist die Reaktion der
       Vereinigten Staaten nach [1][dessen fragwürdigem Wahlsieg]. Die USA
       verhängten am Montag weitere Sanktionen gegen Maduro und andere Mitglieder
       der sozialistischen Regierung. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete ein
       Dekret, das Strafmaßnahmen gegen Maduros Regierungsmitglieder verschärfen
       und den Zugang zu Devisenquellen erschweren soll. Dies gilt auch für den so
       wichtigen staatlichen Ölkonzern PDVSA sowie Venezuelas Zentralbank.
       
       Zugleich größtmöglichen innenpolitischen Druck aufzubauen, ist die Absicht
       der Opposition. Sie will den Präsidenten des südamerikanischen Landes
       endlich loswerden. Laut regierungstreuer Wahlkommission CNE war [2][Maduro
       am vergangenen Sonntag auf knapp 68 Prozent der abgegebenen Stimmen
       gekommen]. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei historisch niedrigen 46
       Prozent.
       
       Das oppositionelle Wahlbündnis Mesa de la Unidad Democrática (MUD) will
       keine Mittel ausschließen, um gegen Maduro vorzugehen. „Wir fordern sie
       nicht, aber gegen eine Militärintervention sind wir auch nicht“, sagte der
       Abgeordnete Américo de Grazia der taz. Allerdings sei dies nur eine der
       Möglichkeiten, Maduro abzusetzen.
       
       Andere Oppositionelle plädieren für eine Zusammenarbeit mit der Regierung,
       um der umfassenden Krise des Landes zu entkommen und zur Demokratie
       zurückzukehren. Das Parlament hat derzeit kaum politischen Einfluss. Die
       Asamblea Nacional war von Maduro entmachtet und durch eine linientreue
       verfassungsgebende Versammlung ersetzt worden.
       
       ## Opposition will Neuwahl im Oktober
       
       Venezuelas drängendstes Problem ist der Hunger. Etwa 15 Prozent der
       Bevölkerung litten im Jahr 2017 an Unterernährung, gibt die
       Menschenrechtsorganisation Provea an. 280.000 Kindern droht laut der
       katholischen Caritas der Tod, sollte sich die Lage nicht verbessern.
       
       Die einheimische Agrarwirtschaft produziert eigenen Angaben zufolge nur
       noch rund 20 Prozent der nötigen Lebensmittel. Für Importe fehlen die
       Devisen. Die Hyperinflation lähmt die Wirtschaft, allein in der Woche vor
       der Wahl verlor die nationale Währung Bolívar auf dem Schwarzmarkt etwa 25
       Prozent an Wert. Aufs Jahr gerechnet schätzt die Weltbank die Inflation auf
       13.800 Prozent.
       
       Bislang war die venezolanische Opposition zersplittert und konnte sich
       nicht auf ihren Weg für das gemeinsame Ziel einigen. Der gemeinsame Feind
       Maduro schweißt seine Gegner nun zusammen. Doch viele Oppositionelle
       befinden sich im Exil, der populäre Leopoldo López steht unter Hausarrest,
       der ehemalige Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles darf zu keinen
       Wahlen antreten. „Wir brauchen einen gemeinsamen Anführer, wir müssen uns
       auf eine Person einigen“, forderte de Grazia. „Das ist unsere Aufgabe der
       kommenden Tage.“
       
       Noch am Wahlabend hatte das Parteienbündnis Frente Amplio alle anderen
       oppositionellen Gruppen dazu aufgerufen, „Hand in Hand“ gegen Maduros
       Regime vorzugehen. Das MUD ist de Grazia zufolge bereit, ein solches
       Bündnis einzugehen. Dazu gehören auch die unterlegenen Gegenkandidaten
       Henri Falcón, ein ehemaliger Chavist und gemäßigter Linker, sowie Javier
       Bertucci, ein evangelikaler Ex-Prediger. Schon vor Bekanntgabe des
       Ergebnisses hatten sie die Wahl für ungültig erklärt und eine Neuansetzung
       im Oktober gefordert.
       
       Der Vorsitzende der Asamblea Nacional sagte nun, es gebe keine Zeit zur
       verlieren. „Wir kämpfen für gerechte Wahlen im letzten Jahresdrittel“, so
       Omar Barboza vom MUD.
       
       22 May 2018
       
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