# taz.de -- Kommentar Studie zum Judenhass: Kein Antisemit. Nur „Israelkritiker“
       
       > Die pathologische Manie, mit der Israel bei jeder Gelegenheit zum
       > Beelzebub erklärt wird, ist kein Zufall. Und hat mit berechtigter Kritik
       > nichts zu tun.
       
 (IMG) Bild: Geht es bei mancher Kritik an Israel wirklich um Israel oder nicht in Wahrheit um Juden und die deutsche Vergangenheit?
       
       [1][Antisemitische Äußerungen] im Internet haben massiv zugenommen, stellt
       [2][eine Studie] der Technischen Universität Berlin fest. Schlimm, schlimm,
       werden da die meisten taz-Leser denken, aber glücklicherweise betrifft das
       uns als aufgeklärte linke Zeitgenossen nicht so direkt. Das ist leider eine
       Täuschung. Ja, es wäre schön, wenn Linkssein gegen Antisemitismus und
       Israelhass immunisieren würde. Doch der Dreck kommt von überall her, und es
       reicht kein Kübel mehr, um ihn aufzufangen.
       
       Wer sich so wie ich regelmäßig zu Themen wie dem Holocaust, dem Judenhass
       und der israelischen Gesellschaft äußert, für den ist die Erkenntnis über
       [3][den Judenhass im Internet] alles andere als überraschend. Denn schreibe
       ich über eine 105-jährige Überlebende der Schoah – heraus kommt garantiert
       eine Leserdebatte über die Unterdrückung der Palästinenser. Geht es um die
       Frage, ob Schüler verpflichtend KZ-Gedenkstätten besuchen sollten, folgt
       der Hinweis, dass Israels Politik ja erst den Judenhass provozieren würde.
       Noch jede – auch historische – Debatte über deutsche Schuld endet so in den
       besetzten Gebieten.
       
       Ich glaube nicht mehr, dass das zufällig ist.
       
       Nein, nicht jede Kritik an der Besetzung ist antisemitisch, und schon gar
       nicht gilt das für Kritik an den Texten des Autors. Aber die schon
       pathologische Manie, mit der Israel bei jeder sich bietenden Gelegenheit
       zum Beelzebub erklärt wird, ist verdächtig. Es ist schön, zu hören, wenn
       Leser sich für einen gemeinsamen Staat in Israel/Palästina einsetzen. Noch
       schöner wäre es gewesen, wenn die Leser auch einmal die Betroffenen fragen
       würden, was sie von der Sache halten, bevor das Land am deutschen Wesen der
       Nahostkonflikt genesen möge.
       
       ## Worum geht's hier wirklich?
       
       Geht es bei manch einer Kritik an Israel wirklich um Israel oder nicht in
       Wahrheit um Juden und die deutsche Vergangenheit? Ist diese Art von Kritik
       möglicherweise auch davon motiviert, die deutsche Vergangenheit angesichts
       realer israelischer Menschenrechtsverletzungen zu kompensieren? Das sind
       Fragen, die sich mir stellen, wenn ich zum hundertsten Mal bei unpassender
       Gelegenheit lese, dass nur dieser Staat Verantwortung trägt. Die eingangs
       erwähnte Studie spricht von einer „Israelisierung der Semantik“, in der
       Israel zum „kollektiven Juden“ erklärt wird.
       
       Wie wäre es, lieber „Israelkritiker“, wenn Sie Ihr Engagement einmal einem
       anderen Objekt zuwenden würden, zum Beispiel den Uiguren in China oder
       Journalisten in Russland? Oder wenn Sie, auf gut Deutsch gesagt, einfach
       mal die Fresse hielten? Aber nein, Sie sind gewiss kein Antisemit. Nur ein
       Israelkritiker.
       
       19 Jul 2018
       
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 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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