# taz.de -- Kommentar Gaza-Resolution der Linken: Täter, Opfer und Opportunisten
       
       > Beschlüsse zu Israel werden in der Linkspartei zum taktischen Spielball.
       > Das Bekenntnis zu Palästina ist für manche offenbar eine Strategie.
       
 (IMG) Bild: Ausschreitungen im Juli 2018 an der Grenze zu Israel
       
       „Wer sich als Opfer begreift, hat oft keine Probleme damit, andere zum
       Opfer zu machen“, [1][schreibt Herfried Münkler in seinem neuen Buch über
       den 30-jährigen Krieg] und die Schlüsse, die die Deutschen im 19. und 20.
       Jahrhundert daraus zogen. Es ist ein Satz, den viele Linke nicht mögen,
       weil sie Opfern uneingeschränkt vertrauen – auch wenn diese längst eigene
       Untaten begehen.
       
       Vielleicht passt das Münkler-Zitat außenpolitisch in den letzten
       Jahrzehnten auf niemanden so gut wie die Palästinenser und insbesondere die
       Hamas. In den 1990er Jahren und während der Zweiten Intifada hat die Hamas
       den Friedensprozess durch Attentate auf Zivilisten kaputt gebombt. Als sich
       Israel aus Gaza zurückzog, schoss sie von dort Raketen.
       
       Jetzt im Frühjahr unterstützte die Hamas den „Großen Rückkehrmarsch“, der
       schon deshalb politisch verheerend ist, weil es keinen Frieden geben wird,
       solange die palästinensische Seite darauf beharrt, dass die Nachkommen der
       palästinensischen Flüchtlinge von 1948 in das heutige Israel zurückkehren.
       [2][Die Hamas wusste, wie die Israelis auf Angriffe an den Grenzzäunen
       reagieren würde.] Sie brauchte aber Bilder von Opfern – und hat sie
       geliefert bekommen.
       
       Das rechtfertigt nicht das überharte israelische Vorgehen, sollte aber
       davor bewahren, die Sichtweise der Hamas zu übernehmen. Schon aus Sympathie
       für Palästinenser: Je mehr uneingeschränkte Solidarität für die Aktionen am
       Zaun von Gaza eingeht, desto eher wird die Hamas bereit sein, noch mehr
       Jugendliche dort zu verheizen.
       
       Mit Kalkül arbeitet aber nicht nur die Hamas, sondern auch der
       Bundesvorstand der Linkspartei. Nur für einige ist das Bekenntnis zu
       Palästina eine Herzensangelegenheit, für andere offenbar eine taktische
       Maßnahme, um das Bündnis des Parteivorstands mit dem linksradikalen Flügel
       zu sichern. Beschlüsse zu Israel werden zum taktischen Spielball. Das ist
       das fatale Signal, das von dem Gaza-Beschluss der Linkspartei ausgeht. In
       ihm wird nur Israel für sein Vorgehen am Zaun angegriffen – und der
       palästinensische Opfermythos bestärkt.
       
       9 Aug 2018
       
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