# taz.de -- Nachhaltige Entwicklung in der EU: Grüne Banken, echt jetzt?
       
       > Brüssel lässt Experten am Öko-Kapitalismus werkeln. Viel Prominenz wirbt
       > dafür. Wie die Vorschläge umgesetzt werden sollen, ist offen.
       
 (IMG) Bild: Grün und Banken? Schließt sich so manches Mal aus
       
       Brüssel/Berlin taz | Bisher war die „nachhaltige Entwicklung“ ein sprödes
       Thema für Experten. Wer sich mit grünen Aktien und ethischem Investment
       beschäftigte, galt als liebenswerter Exot. Die EU-Kommission will das
       ändern.
       
       Bei einer Fachtagung in Brüssel versprach Vizepräsident Valdis Dombrovskis,
       die EU zum Weltmarktführer bei der nachhaltigen Entwicklung zu machen. Als
       prominenten Kronzeugen hatte er Bianca Jagger auf die Bühne geladen. Die
       Menschenrechtsaktivistin, auch bekannt als Ehefrau von Rockstar Mike
       Jagger, durfte ein leidenschaftliches Plädoyer für Nachhaltigkeit und
       Klimaschutz halten. „Business as usual ist keine Option“, mahnte sie.
       
       Sie habe beim Schreiben ihrer Rede zum ersten Mal erkannt, wie wichtig die
       „Externalisierung“ für den Kapitalismus ist, bekannte das Ex-Model. Soziale
       und ökologische Kosten dürften länger ausgeblendet werden.
       
       Doch wie lassen sich diese Kosten in die Marktpreise integrieren? Wie kann
       eine neoliberale, auf Wettbewerb und Wachstum getrimmte Wirtschaftsordnung
       wie die EU auf Nachhaltigkeit umgesteuert werden?
       
       ## Hochtrabende Pläne – zumindest auf dem Papier
       
       Dazu hat Brüssel zumindest auf dem Papier hochtrabende Pläne. Nachdem die
       Finanzmärkte wieder stabil seien, müssten sie nun fit gemacht werden, um
       die Umsetzung der Klimaschutzziele von Paris und die Agenda 2030 der
       Vereinten Nationen zu ermöglichen. Der für Wirtschaftspolitik zuständige
       Kommissar Dombrovskis nahm einen Expertenbericht entgegen, der immerhin
       erste Anregungen dazu enthält.
       
       Christian Thimann, Vorsitzender der eigens eingesetzten „High Level Group“,
       und seine Mitstreiter empfehlen, dass sich die EU für die Schaffung und
       Regulierung „grüner“ Finanzmärkte einsetzt, mehr für umweltfreundliche
       Infrastruktur tut und verbindliche Regeln für nachhaltige Investitionen
       aufstellt. Unter anderem sollen nachhaltige Geldanlagen künftig EU-weit
       klassifiziert werden und ein Label für sogenannte Green Bonds eingeführt
       werden. Bisher gibt es keine einheitlichen Standards dafür, wann eine
       Geldanlage als „grün“ oder „nachhaltig“ gilt, entsprechenden Wildwuchs
       gibt es.
       
       Diese und andere Empfehlungen sollen nun in öffentlichen Expertenanhörungen
       und mit Onlinekonsultationen weiter ausgearbeitet werden. Im Dezember soll
       dann der fertige Nachhaltigkeitsbericht vorliegen. Wenn alles gut geht,
       wird die Europäische Kommission einige Empfehlungen umsetzen.
       
       Allerdings dürfte es noch Jahre dauern, bis die Reformen auch beim
       Verbraucher ankommen. Experten schätzen, dass erst 1 Prozent der weltweiten
       Geldanlagen ökologischen und sozialen Zielen dienen.
       
       19 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
 (DIR) Ingo Arzt
       
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