# taz.de -- Kroatiens Umgang mit Flüchtlingen: Sie dürfen das Land passieren
       
       > Die Flüchtlinge gehen statt über Ungarn nun über Kroatien. Das Land will
       > sie durchreisen lassen und plant einen Korridor mit dem Nachbarland
       > Slowenien.
       
 (IMG) Bild: Ministerpräsident Milanovic: „Stacheldraht im Europa des 21. Jahrhunderts ist keine Antwort, es ist eine Drohung“.
       
       Zagreb ap/afp/dpa | Kroatien will Flüchtlinge anders als Ungarn Richtung
       Westeuropa reisen lassen. Ministerpräsident Zoran Milanovic sagte am
       Mittwoch vor dem Parlament: Die Flüchtlinge „dürfen Kroatien passieren und
       wir arbeiten intensiv daran, das zu ermöglichen“. Er fügte hinzu: „Wir sind
       bereit, diese Menschen anzunehmen und zu leiten.“ Bereits jetzt seien 150
       Menschen nach Kroatien gekommen, um die geschlossene ungarische Grenze zu
       umgehen.
       
       Die Regierung schickt Minenräumer an die Grenze zu Serbien, wo Flüchtlinge
       eine neue Route in Richtung Deutschland suchen. Dort liegen noch zahlreiche
       scharfe Minen aus der Zeit des jugoslawischen Bürgerkriegs.
       
       Kroatien will sich mit dem Nachbarland Slowenien über die Einrichtung eines
       Korridors für Flüchtlinge verständigen. „Ich habe mit der slowenischen
       Innenministerin (Vesna Györkös Znidar) gesprochen, und wenn es notwendig
       ist, werden wir einen Korridor organisieren“, schrieb der kroatische
       Innenminister Ranko Ostojic am Mittwoch auf dem Twitter-Account seiner
       Regierung.
       
       Der nationale Sicherheitsrat des Landes werde zusammenkommen, um sich mit
       der Lage zu befassen. Angesichts der „von Tag zu Tag immer komplexer
       werdenden Flüchtlingskrise“ warnte die kroatische Präsidentin Kolinda
       Grabar Kitarovic am Mittwoch vor „möglichen sozialen, wirtschaftlichen und
       sicherheitsrelevanten Auswirkungen“.
       
       ## Stacheldraht ist keine Antwort
       
       Nach der Schließung der ungarisch-serbischen Grenze hatte am Mittwochmorgen
       eine erste Gruppe von Flüchtlingen die Grenze zwischen Serbien und Kroatien
       passiert. Wie ein kroatischer Polizeisprecher sagte, kamen „20 Migranten,
       vor allem Frauen und Kinder“ bei Tovarnik an und würden derzeit
       registriert. AFP-Journalisten beobachteten 30 bis 40 Flüchtlinge, die über
       die Grenze in das EU-Land kamen.
       
       In der Nacht war eine Gruppe von rund 30 Flüchtlingen mit einem Bus in der
       serbischen Stadt Sid eingetroffen, die weniger als zehn Kilometer von der
       kroatischen Grenze entfernt ist. Der Bus war am Dienstagabend in Presevo im
       Süden Serbiens gestartet. Die meisten der Flüchtlinge, die in Sid ankamen,
       waren Syrer oder Afghanen.
       
       Mit Blick auf den ungarischen Grenzzaun sagte Ministerpräsident Milanovic:
       „Stacheldraht im Europa des 21. Jahrhunderts ist keine Antwort, es ist eine
       Drohung“.
       
       Am Dienstag hatten die ungarischen Behörden die letzte Lücke in dem vier
       Meter hohen und mit Nato-Draht gesicherten Grenzzaun geschlossen. Zudem
       wurden mehrere Übergänge blockiert, durch die Flüchtlinge bisher zu
       Tausenden von Südeuropa nach Ungarn und weiter nach Westeuropa strömten.
       
       16 Sep 2015
       
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