# taz.de -- Kameradschaft hetzt gegen Flüchtlingsheim: Pusdorfs Kameraden
       
       > In Woltmershausen hetzen BürgerInnen gegen ein geplantes Flüchtlingsheim.
       > Vorne dabei: „Nordic 12“ – eine neofaschistische Bruderschaft.
       
 (IMG) Bild: Hetzen gegen geplantes Flüchtlingsheim: Neonazis in Woltmershausen
       
       Bremen taz | Wie in anderen Stadtteilen auch soll in Woltmershausen eine
       neue Flüchtlingsunterkunft entstehen. Und, wie üblich, regt sich dagegen
       Protest. Während sich in Bremen-Nord die rechten Hooligans der
       „Farge-Ultras“ zwar beteiligten, aber im Hintergrund hielten und
       BürgerInnen rassistische Sprüche losließen, aber keine Neonazis sein
       wollten, ist es in Woltmersausen anders: Eine Gruppe von Neonazis hetzt mit
       Plakaten und auf Versammlungen – und gibt sich offen als rechtsradikal zu
       erkennen.
       
       Es sind Mitglieder der „Nordic 12“, Bremens aktuell wohl aktivster
       Neonazis-Kameradschaft. Mit dabei: die Brüder Lohei, Musiker der
       Neonazi-Band „Endlöser“.
       
       Anlass der Hetze ist eine Notunterkunft, die in Woltmershausen für eine
       Dauer von zwei Monaten auf dem ehemaligen Brinkmann-Gelände eingerichtet
       werden soll. Noch bevor auf einer Einwohnerversammlung Ende Juni darüber
       informiert werden konnte, hängten die Neonazis der „Nordic 12“ schon
       Plakate auf: „Nein zum Heim – Pusdorf ist voll“ stand auf einem
       meterbreiten Transparent.
       
       Auch auf der Einwohnerversammlung selbst tauchte ein Dutzend Neonazis auf,
       in szeneüblicher „Thor Steinar“-Kleidung, so berichten es Zeugen. Dass es
       „Barbaren“ seien, die da als Flüchtlinge kommen, sollen sie gerufen haben,
       und dass sie „so was hier nicht wollen“.
       
       Fabian Jellonnek, Berater bei „pro aktiv gegen rechts – mobile Beratung in
       Bremen und Bremerhaven“ beobachtet die Szene und hält die Bruderschaft für
       gefährlich: Andere rechtsextrem beeinflusste Gruppierungen in Bremen
       tarnten sich als Fußball-Hools oder als Trink- und Freizeitgemeinschaft,
       „die Nordic 12 machen keinerlei Geheimnis um ihre Gesinnung“, so Jellonnek.
       
       Im Stil einer Kameradschaft werde versucht, den öffentlichen Raum zu
       besetzen. „Der Besuch der Nordic 12 bei der Einwohnerversammlung spricht
       für ein bedenkliches Selbstbewusstsein dieser in der rechten Szene gut
       vernetzten Gruppierung.“
       
       Einer der Kameraden ist Thomas W.. Er kommt aus dem Teil Woltmershausens,
       den Alteingesessene „Pusdorf“ nennen. Bei Facebook zeigt W. sich kahl
       rasiert im Thor-Steinar-Hemd und präsentiert eine „Pusdorf“-Tätowierung auf
       seinem Unterarm.
       
       Auch in dem sozialen Netz gründete er die öffentliche Gruppe „Wir sind
       Pusdorf“, als Protestplattform gegen das Flüchtlingsheim. Zu den
       Mitgliedern zählt unter anderem Nina Schaardt, die für die „Bürger in Wut“
       im Woltmershausener Beirat sitzt. Der taz sagte Schaardt, dass sie gehört
       habe, dass W. Neonazi sei, sie aber nur in der Facebook-Gruppe sei, „um
       mitzulesen“.
       
       Gegründet hat sich die Kameradschaft „Nordic 12“ vor einem Jahr in Bremen.
       Auch weitere „Ortsgruppen“ soll es geben, etwa in Schleswig-Holstein.
       Mitglieder posieren in T-Shirts mit der Aufschrift „Deutsches Reich statt
       BRD“, ihr Outfit erinnert an einen Rockerclub: Sie tragen Kutten. Die „12“
       steht unter anderem für die zwölf Strahlen der „Schwarzen Sonne“, einem
       Symbol aus der SS-Ordensburg Wewelsburg, das auch auf der Kleidung der
       Kameraden prangt.
       
       Mitglieder der Gruppe beteiligten sich an den rechten Protesten anlässlich
       des Todes von Daniel S. in Kirchweyhe, unterstützen die militante Bewegung
       „Hooligans gegen Salafisten“ und waren im Frühjahr beim Neonazi-Aufmarsch
       der Partei „Die Rechte“ in Dortmund. Mit dabei: zwei junge Frauen, die sich
       „Nordic Valkyrien“ nennen, „nordischen Walküren“. Als Symbol tragen die
       „Schwestern“ einen heidnischen Lebensbaum mit Thorshammer.
       
       Prominenteste Mitglieder der „Nordic 12“ sind die Brüder Andreas und Robert
       Lohei. Andreas ist Kopf der Bremer Neonazi-Band „Endlöser“. Erst letzte
       Woche platzte ein konspirativ geplantes Konzert der Band. 2007 und 2012
       hatte es Hausdurchsuchungen bei Bandmitgliedern gegeben. Sechs Alben wurden
       als jugendgefährdend indiziert. Auf ihrer CD „Wir geben Gas“ sind die
       Verbrennungsöfen des KZ Dachau abgebildet.
       
       Gemeinsam mit seinem in Hambergen ansässigen Bruder Robert und Anhängern
       von „Nordic 12“ gründete Andreas nun das Musikprojekt „Legion Germania“.
       Der erste Tonträger wird offen beworben, er heißt „BRDigung“.
       
       13 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
 (DIR) Andrea Röpke
       
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