# taz.de -- Rodungen in Uganda: „Kein Wald mehr bis 2050“
       
       > In Uganda werden immer mehr Wälder unkontrolliert abgeholzt. Experten
       > warnen vor einer Katastrophe. Dem Tropenland droht der Kahlschlag.
       
 (IMG) Bild: Bald alles abgeholzt? Bäume in Uganda.
       
       Kampala dpa | Das Szenario ist düster: Das einst so grüne Uganda im Osten
       Afrikas könnte in 35 Jahren ein kahles, von Naturkatastrophen gebeuteltes
       Land sein, in dem kaum noch wilde Tiere leben und Ackerflächen das
       Landschaftsbild prägen. „Wenn unsere Wälder weiter mit der gleichen
       Geschwindigkeit wie bisher abgeholzt werden, dann wird 2050 kein einziger
       Wald mehr übrig sein“, warnt Gilbert Kadilo, der Sprecher der nationalen
       Forstbehörde (NFA).
       
       Das werde nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschen haben,
       sondern auch auf Tiere wie etwa die Affen, die in den Wäldern leben, sagt
       der Experte. „Immer mehr Wälder werden in Farmland umgewandelt, um etwa
       Bohnen, Mais und Zuckerrohr anzubauen.“ Grund für den steigenden
       Lebensmittelbedarf ist vor allem das stete Bevölkerungswachstum, das bei
       3,4 Prozent jährlich liegt.
       
       Auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) hat vor dem
       Weltumwelttag am Freitag zu einem bewussteren Konsum und einem
       verantwortungsvolleren Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde
       aufgerufen. „Sieben Milliarden Träume. Ein Planet. Konsumiere mit
       Vorsicht“, lautet in diesem Jahr das Motto für die rund 150 beteiligten
       Länder. Wenn die Erdbevölkerung so weitermache wie bisher, wären bis 2050
       drei Planeten notwendig, um den derzeitigen Lebensstil aufrechtzuerhalten.
       
       Afrika ist besonders von Umweltzerstörung betroffen. Zu den Sägen greifen
       die Bauern nicht nur, um mehr Platz für Felder zur Ernährung ihrer Familien
       zu schaffen. Die Baumstämme werden auch zunehmend als Baumaterial und als
       Feuerholz verwendet.
       
       ## Kontrollen gibt es so gut wie keine
       
       Uganda gehört zum sogenannten Kongo-Becken. Der äquatoriale Regenwald, der
       auch als grüner Gürtel Afrikas bezeichnet wird, erstreckt sich von
       westlichen Ländern wie Kamerun und Gabun über den Kongo bis hin zur Region
       der großen Seen mit Ländern wie Ruanda, Tansania und Uganda im Osten. Nur
       der Urwald im Amazonas-Gebiet in Südamerika ist noch größer. Im
       Bwindi-Nationalpark im Südwesten Ugandas leben einige der letzten
       Berggorillas der Welt.
       
       Aber jedes Jahr nimmt laut Forstbehörde der Baumbestand in dem größtenteils
       von der Landwirtschaft abhängigen Land um mindestens 92 000 Hektar ab.
       Derzeit gibt es noch etwa 3,5 Millionen Hektar. Kontrollen gibt es so gut
       wie keine, denn 70 Prozent der Waldflächen werden privat verwaltet.
       
       „Wir holzen die Wälder ab, um zu überleben und Getreide, Kartoffeln und
       Cassava anzubauen“, erklärt der Farmer Issa Kawenja. Jetzt hat der Vater
       von zwei Kindern, der in dem Dorf Masaba südöstlich der Hauptstadt Kampala
       lebt, jedoch ein neues Problem. „Immer häufiger stürmen Affen auf unser
       Land, um sich Nahrung zu besorgen“, sagt der 36-Jährige. Die Primaten
       hätten zuvor in dem dichten Wald gelebt, den es nun nicht mehr gebe. Auf
       der verzweifelten Suche nach Nahrung suchten die Tiere nun die Felder heim.
       
       ## Die Hüter der Wälder richten am meisten Schaden an
       
       Hungrige Affen sind nicht das einzige Problem, das Uganda bevorsteht. Wenn
       es keine Bäume mehr gebe, müsse das Land künftig Nutzholz teuer
       importieren, sagen Experten. Und noch schlimmer: Ohne grüne Lunge und den
       damit verbundenen funktionierenden Kohlenstoffkreislauf drohe ein
       klimatisches Problem, das schwere Dürren und Überflutungen nach sich ziehen
       könnte. Durch ausbleibende Ernten bahnten sich Hungerkatastrophen an.
       
       „Wir sitzen auf einer Zeitbombe“, warnt der Naturschützer John Makombo von
       der Uganda Wildlife Authority (UWA). „Bereits jetzt wird durch den
       schwindenden Baumbestand immer mehr CO2 freigesetzt, das die Atmosphäre
       belastet.“ Zudem gebe es bereits zunehmend Dürreperioden, die die Ernten
       gefährden. „Wenn wir nicht damit beginnen, neue Bäume zu pflanzen, dann
       steuern wir geradewegs auf eine Krise zu“, so Makombo.
       
       Aktivisten sagen, die Regierung tue nicht genug, um die Wälder zu schützen.
       Manche werfen den Politikern vor, selbst in den lukrativen Holzhandel
       verwickelt zu sein. „Leider richten die, die eigentlich die Hüter der
       Wälder sein sollten, selbst am meisten Schaden an“, betont der
       Naturschützer Robert Ekaju. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann wird
       sich Uganda eines Tages in eine Wüste verwandeln.“
       
       5 Jun 2015
       
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