# taz.de -- Kommentar Roma und EU: 12 Milionen Europäer
       
       > Die Roma sind die größte Minderheit in der EU. Es wird endlich Zeit, dass
       > eine ernsthafte Förderpolitik für sie auf europäischer Ebene in Angriff
       > genommmen wird.
       
       Für Sarkozys Sündenbockpolitik, die auf Kosten der Roma von eigenen
       Problemen ablenken will, gibt es keine Entschuldigung. Doch das Thema hat
       eine Dimension, die über tagespolitische Empörung hinausweist.
       
       Der Romagipfel in Brüssel vor zwei Jahren sollte ein Neustart werden für
       Europas Umgang mit seiner größten Minderheit. Doch viele Projekte wurden
       nicht umgesetzt, die bulgarische und die tschechische Regierung ließen für
       Roma-Projekte bereitgestellte EU-Mittel sogar verfallen.
       
       Ein Flickenteppich guten Willens nützt nichts, wenn die Bedürfnisse und
       Probleme zuvor nicht analysiert wurden. Darauf wiesen die geladenen
       Experten schon beim ersten großen Dialog zwischen EU-Politikern und
       Romavertretern vor zwei Jahren hin.
       
       Entgegen hartnäckig sich haltender Gerüchte wünscht sich die überwiegende
       Mehrheit der Sinti und Roma ein sesshaftes Leben mit gelegentlichen
       Wanderphasen. Die meisten fühlen sich nicht als Angehörige eines
       Nationalstaats, sondern als Europäer.
       
       Ihr Lebensstil und ihr kulturelles Selbstverständnis können nur in einer
       aufgeklärten und toleranten Nachbarschaft gedeihen. Es braucht aber auch
       ein forderndes soziales und schulisches Angebot. Ohne diese
       Rahmenbedingungen sind Ansiedlungsprojekte zum Scheitern verurteilt.
       
       Die Nationalstaaten, das haben die Jahre seit der Grenzöffnung nach Osten
       gezeigt, sind damit überfordert. Was also liegt näher, als ein im wahrsten
       Wortsinn europäisches Problem auch auf europäischer Ebene zu lösen.
       
       Die Zuständigkeit sollte künftig bei einem Kommissar liegen. Auch eine
       Task-Force, wie sie Justizkommissarin Reding vorschlägt, kann nicht
       schaden.
       
       Roma und Sinti müssten ihrerseits klar ihre Ziele und Forderungen
       formulieren. Dann könnte eine ernsthafte Förderpolitik für zwölf Millionen
       Europäer ihren Anfang nehmen.
       
       3 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniela Weingärtner
       
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