# taz.de -- Debatte um Steuersenkungen: FDP blitzt bei der Union ab
       
       > Während die FDP mal wieder nach Steuersenkungen ruft, reagiert die Union
       > mit Ablehnung und verweist auf die Schuldenbremse. Ein neuer Streit ist
       > programmiert.
       
 (IMG) Bild: Noch in dieser Legislatur: Fraktionschef Rainer Brüderle will Steuersenkungen.
       
       BERLIN afp | Die FDP macht ihrem Namen als Steuersenkungspartei gerade
       wieder alle Ehre. Nachdem bereits der Parteivorsitzende Philipp Rösler
       angekündigt hatte, dass er die gute Konjunktur für baldige Steuersenkungen
       nutzen will, legt jetzt auch der Fraktionschef nach.
       
       Rainer Brüderle, betrachtet Steuersenkungen noch in dieser
       Legislaturperiode als wirtschaftliche Voraussetzung für Wachstum und die
       Stabilität des Euro. "Gerade weil Deutschlands Stabilität ein Anker für den
       Euro ist, brauchen wir ein stabiles Wachstum auch durch eine Stärkung der
       Binnenkaufkraft", sagte Brüderle der Düsseldorfer Rheinischen Post. Dazu
       dienten steuerliche Erleichterungen für kleine und mittlere Einkommen, wie
       sie die FDP durchsetzen wolle.
       
       Nach der nötigen Haushaltskonsolidierung seien Steuerentlastungen "Chance,
       nicht Risiko", sagte der FDP-Politiker. Rösler hatte im Spiegel gesagt:
       "Wir müssen in der Regierungskoalition zügig eine Steuerentlastung
       verabreden, die noch in dieser Legislaturperiode bei den Bürgern ankommt."
       
       Eine Senkung der Abgaben solle vor allem mittlere und untere Einkommen
       entlasten, sagte Rösler. Der Spielraum dafür sei da: Die Wirtschaftslage
       habe sich besser entwickelt als erwartet, deshalb sei nun beides machbar:
       die Sanierung des Haushalts und die Entlastung der Bürger. "Zum Aufschwung
       haben neben den Unternehmen vor allem die Beschäftigten beigetragen", sagte
       Rösler. "Die Menschen haben ein Anrecht darauf, dass sie nun auch davon
       profitieren."
       
       Beim Koalitionspartner Union stießen die FDP-Vorschläge auf Skepsis. Der
       niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) verwies auf die
       Schuldenbremse im Grundgesetz, die den Spielraum begrenze. "Das Grundgesetz
       verpflichtet die Länder, bis spätestens 2020 keine neuen Schulden zu
       machen", sagte McAllister der Bild-Zeitung. Deshalb könnten die Länder
       keine nennenswerten Einnahmeausfälle mehr verkraften, dies müsse der Bund
       bei seinen steuerpolitischen Überlegungen berücksichtigen.
       
       Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) schlug eine
       radikale Vereinfachung des Steuersystems anstelle rascher Steuersenkungen
       vor. Union und FDP müssten sich "viel offensiver" mit der "dringend
       notwendigen" Vereinfachung des Steuerrechts befassen, sagte sie. Das
       derzeitige Recht sei für viele Bürger nicht verständlich. Die Union müsse
       für ein Steuersystem eintreten, das die Leistungsgerechtigkeit fördere und
       der sozialen Verantwortung gegenüber Familien Rechnung trage.
       
       Vereinfachungsbedarf sah FDP-Chef Rösler vor allem bei der Mehrwertsteuer.
       Er forderte im Spiegel Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf,
       sich rasch um eine Reform zu kümmern. "Im Umsatzsteuerrecht gibt es viele
       Sondertatbestände und skurrile Sonderregelungen", sagte Rösler. Er gehe
       davon aus, "dass der Finanzminister die für die Reform bereits gebildete
       Kommission bald einberuft".
       
       Die FDP war mit der Forderung nach Steuersenkungen in den
       Bundestagswahlkampf 2009 gezogen; der Koalitionspartner Union lehnte eine
       substanzielle Senkung mit Verweis auf die Haushaltslage bislang aber ab.
       
       20 Jun 2011
       
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