# taz.de -- Neuer Staatstrojaner geplant: Hier programmiert der Chef noch selbst
       
       > "Wo Staat draufsteht, soll auch Staat drin sein" – deswegen entwickelt
       > das Bundeskriminalamt nun eine eigene Software zum Abhören von
       > Internet-Telefonaten.
       
 (IMG) Bild: Hier wird bald hart programmiert: Das BKA-Hauptquartier in Wiesbaden.
       
       BERLIN taz | Nach heftigen Diskussionen um den Einsatz von Späh-Trojanern
       haben sich die Innenminister von Bund und Ländern darauf verständigt, dass
       der Staat solche Programme in Zukunft selbst entwickelt.
       
       Bisher hatten private Firmen wie DigiTask aus Hessen den Behörden Software
       zum Abhören von Internet-Telefonaten ("Quellen-TKÜ") programmiert. Doch der
       von Bayern eingesetzte Trojaner konnte mehr als erlaubt, wie der Chaos
       Computer Club aufgedeckt hatte. So konnten neben dem Abhören von
       Internet-Telefonaten auch Screenshots erstellt werden, also die
       Computerbildschirm-Inhalte von Verdächtigen abfotografiert werden.
       
       Bei einer Telefonschalte mit seinen Länderkollegen hat Bundesinnenminister
       Hans-Peter Friedrich (CSU) am Donnerstag angekündigt, dass das
       Bundeskriminalamt (BKA) nun selbst eine Software zum Abhören von
       Internet-Telefongesprächen entwickele. So solle verloren gegangenes
       Vertrauen in die Arbeit der Behörden zurückgewonnen werden.
       
       Mehrere Länder kündigten nach der Telefonschalte an, diese Software dann
       auch selbst einzusetzen. "Wo Staat draufsteht, soll auch Staat drin sein",
       sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD). Bis der
       Trojaner einsatzfähig sei, könne aber noch gut ein Jahr vergehen, hieß es.
       
       ## Kampf um den Quellcode
       
       Bis dahin wollen aber die Innenminister nicht auf den Einsatz der
       bisherigen, von Privatfirmen entwickelten Software verzichten. Vielmehr
       soll eine unabhängige Stelle die Spähprogramme überprüfen. Unklar ist, ob
       sie dafür in Zukunft auch den Bauplan des Trojaners einsehen können, den
       sogenannten Quellcode. Nach Ansicht von Computerexperten kann man nur so
       herausfinden, was ein Programm wirklich kann und wie sicher es ist.
       
       Bisher hatte sich die hessische Firma DigiTask aber geweigert diesen
       Bauplan herauszugeben. Wenn die Firmen dazu nicht bereit seien, bleibe der
       Einsatz solcher Software ausgesetzt, hieß es aus dem
       baden-württembergischen Innenministerium. Dort war von der Polizei bisher
       in vier Fällen ein Trojaner eingesetzt worden.
       
       Insgesamt haben in den letzten drei Jahren die Sicherheitsbehörden von Bund
       und Ländern rund 100 Mal durch auf den Computer geschmuggelte Trojaner die
       Online-Kommunikation von Verdächtigen überwacht.
       
       20 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
       
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