# taz.de -- Regenerative Energien in China: Der lange Solarmarsch
       
       > Die Volksrepublik will in Wind- und Solarstrom investieren und zum
       > größten Abnehmer von Solarmodulen werden. Den europäischen Herstellern
       > nutzt das kaum.
       
 (IMG) Bild: In den letzten Jahren haben chinesische Firmen den Löwenanteil der weltweiten Produktion von kristallinen Solarzellen an sich gerissen
       
       BERLIN taz | China will zum größten Solarmarkt der Welt werden. Diese Woche
       verabschiedete der Staatsrat einen Plan, wie der heimischen
       Photovoltaikindustrie aus der Kirse geholfen werden kann. Viele der
       Unternehmen steckten in ernsthaften Schwierigkeiten, der Markt leide unter
       Überkapazitäten und China sei viel zu sehr von Abnehmern im Ausland
       abhängig, lautet die Analyse von Ministerpräsident Wen Jiabao. Als
       Gegenmittel regt die Führung an, Unternehmen zu fusionieren.
       
       Insgesamt sei der Aufbau einer „ökologischen Zivilisation“ von großer
       Bedeutung. Auch Marktanalysten des Beratungsunternehmes IHS Market Research
       prognostizieren, dass China Deutschland 2013 als größten Solarmarkt ablösen
       wird.
       
       In den letzten Jahren haben chinesische Firmen mit einem Marktanteil von 80
       Prozent bei kristallinen Solarzellen den Löwenanteil der weltweiten
       Produktion an an sich gerissen – als Absatzmarkt war das Land bisher
       weniger bedeutend. Bereits im letzten Jahr hat China seine Ausbauziele für
       erneuerbare Energien bekanntgegeben: 100 Gigawatt Windstrom und 10 Gigawatt
       PV-Strom bis 2015.
       
       Windenergie soll bis 2020 sogar auf 200 Gigawatt ausgebaut worden – damit
       lässt sich so viel Strom erzeugen wie mit 40 bis 50 Atomreaktoren. In
       keinem Land wird zudem so viel Wasser mithilfe der Sonne erwärmt wie in
       China.
       
       ## Reine Abnahmegarantie
       
       Europäische Solarmodulhersteller allerdings könnten davon wenig
       profitieren. „Kein ausländisches Unternehmen bekommt in China den Zuschlag
       für ein Solarprojekt. Wir erhalten oft nicht einmal die
       Ausschreibungsunterlagen“, sagte Milan Nitzschke, Präsident des
       europäischen Herstellerverbandes EU ProSun, der taz.
       
       Nur bei Firmen, die Teile lieferten, die in China noch nicht hergestellt
       würden, sei das anders. Das chinesische Solarprogramm sei eine reine
       Abnahmegarantie für chinesische Modulhersteller, meint Nitzschke. EU ProSun
       hat vor der EU-Kommission eine Klage gegen chinesische Hersteller
       eingereicht.
       
       Der Vorwurf lautet, sie würden ihre Firmen illegal subventionieren. Die
       Europäische Union entscheidet bis Mitte nächsten Jahres, ob sie deshalb
       Strafzölle verhängt, wie es bereits in den USA geschehen ist. Frank
       Haugwitz, der seit zehn Jahren als unabhängiger Berater für Solarenergie in
       China lebt, widerspricht. „Es geht nicht darum, dass der Staat der
       Industrie die Hand reicht, um die Lager zu räumen.
       
       Die Führung in Peking hat ein echtes Interesse, erneuerbaren Strom zu
       erzeugen“, sagt er. Bisher sei Energie aus Solaranlagen den Chinesen
       schlicht zu teuer gewesen. Seit vergangenem Jahr gibt es in China ein
       Einspeisetarif für Solarstrom, ähnlich wie in Deutschland.
       
       Trotz der Investition in erneuerbare Energien setzt China auf den
       umfassenden Ausbau von Atom- und Kohlekraftwerken, um seinen Energiehunger
       zu stillen. Seit November geht der Bau eines Atomkraftwerkes in Fujian
       weiter, der nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima ausgesetzt
       worden war. China ist mittlerweile größter Kohle-Importeur der Welt.
       
       21 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ingo Arzt
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