# taz.de -- Streit um Kampfdrohnen verschärft sich: Töten per Mausklick
       
       > Die USA sind offenbar zur Lieferung von Kampfdrohen an Deutschland
       > bereit. Die Opposition lehnt die umstrittene Waffe ab, die CDU zweifelt
       > an einer Zulassung.
       
 (IMG) Bild: „Reaper“ – „Sensenmann“ – heißt die modernste US-Drohne.
       
       WASHINGTON/BERLIN dpa | Ein bevorstehendes US-Angebot heizt den Streit um
       einen Kauf von Kampfdrohnen für die Bundeswehr an. Verteidigungsminister
       Thomas de Maizière erwartet, dass die USA eine deutsche Anfrage für die
       Lieferung des modernsten unbemannten Kampfflugzeugs „Reaper“ (Sensenmann)
       noch im Mai positiv beantworten.
       
       Die Opposition sieht allerdings keine Notwendigkeit für die Investition in
       zweistelliger Millionenhöhe. Selbst in der Koalition gibt es Zweifel, dass
       die Drohnen für den europäischen Luftraum zugelassen würden. Eine
       Entscheidung wird erst nach der Bundestagswahl im September fallen.
       
       [1][Spiegel Online] hatte am Dienstag während des zweitägigen USA-Besuchs
       de Maizières berichtet, dass die USA nach monatelanger Prüfung den Export
       von drei „Reaper“-Drohnen und vier Bodenstationen genehmigen wollen. De
       Maizière bestätigte, dass eine Antwort auf die Anfang 2012 gestellte
       Exportanfrage kurz bevorstehe. „Ich vermute, es wird eine positive Antwort
       sein“, sagte er und kündigte eine gründliche Prüfung an.
       
       Der Minister bekräftigte, dass er dem Bundestag vor der Wahl im Herbst
       keinen Vorschlag mehr zur Entscheidung vorlegen werde. Möglicherweise wird
       sich auch das Ministerium selbst nicht mehr vor dem 22. September
       positionieren. „Das kann ich nicht vorhersagen“, sagte de Maizière. „Es
       müssen viele Fragen geklärt und geprüft werden.“ Ursprünglich hatte der
       CDU-Politiker für dieses Frühjahr eine Entscheidung angekündigt.
       
       Die von den US-Streitkräften „Reaper“ und vom Hersteller General Atomics
       „Predator B“ (Raubtier) genannte Drohne wird von den USA unter anderem für
       die umstrittenen Angriffe auf Aufständische im pakistanischen Grenzgebiet
       zu Afghanistan genutzt. Als Alternative käme für das
       Bundesverteidigungsministerium die israelische Drohne „Heron TP“ (Reiher)
       infrage, die allerdings als nicht ganz so ausgereift gilt. Derzeit nutzt
       die Bundeswehr die unbewaffnete Drohne „Heron 1“ in Afghanistan. Der
       Mietvertrag für die unbemannten Überwachungsflugzeuge läuft aber im Oktober
       2014 aus.
       
       Bei seinem Treffen mit US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in Washington
       sprach de Maizière das mögliche Drohnengeschäft am Dienstag nicht an. „Das
       ist nichts, das auf der Ministerebene nötig ist zu besprechen“, sagte er.
       
       Die Opposition ist gegen die Anschaffung von Kampfdrohnen. „Ich sehe kein
       konkretes Einsatzszenario, wo Kampfdrohnen notwendig sind“, sagte der
       SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der dpa. Auch Grünen-Spitzenkandidat
       Jürgen Trittin erklärte: „Wir sehen dafür bei den deutschen Einsätzen
       überhaupt keine Verwendungsnotwendigkeit.“
       
       Linksfraktionschef Gregor Gysi fragte im Fernsehsender n-tv: „Wozu brauchen
       wir im Augenblick Kampfdrohnen? Wen wollen wir töten?“ Gysi kritisierte vor
       allem den ferngesteuerten Einsatz der Drohnen: „Ich möchte, dass Menschen
       die Verantwortung spüren für das, was sie tun.“
       
       Selbst der CDU-Verteidigungsexperte Ernst-Reinhard Beck ist sich nicht
       sicher, ob die Pläne des Verteidigungsministeriums zu realisieren sind. Er
       bezweifle, dass die Drohnen eine Zulassung bekämen, sagte er der dpa. Der
       Grund: Die deutsche und die europäische Luftfahrtbehörde verlangten
       Einblick in systemrelevante Unterlagen, den die USA nicht gewähren wollten.
       Grundsätzlich befürwortete Beck aber die Anschaffung von Kampfdrohnen. „Ich
       meine, dass die Bundeswehr mittelfristig auf bewaffnete Drohnen nicht
       verzichten kann.“ Sie dienten dem Schutz der Soldaten und der Ausrüstung
       mit modernster Technik.
       
       1 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-usa-genehmigen-drohnen-verkauf-an-deutschland-a-897281.html
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Kampfdrohnen
 (DIR) USA
 (DIR) Deutschland
 (DIR) Verteidigung
 (DIR) Thomas de Maizière
 (DIR) Krieg
 (DIR) Gregor Gysi
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Euro Hawk
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Thomas de Maizière
 (DIR) Thomas de Maizière
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) Drohnen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutsche Soldaten in Afghanistan: US-Drohnen halfen Bundeswehr
       
       Die USA hat deutsche Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan mit Kampfdrohnen
       unterstützt. Sie kamen zwischen 2009 und 2012 viermal zum Einsatz.
       
 (DIR) Gescheiterter Drohnenkauf: Verteidigungsminister im Blindflug
       
       Thomas De Maizière gibt zu, dass die Beschaffung von Rüstungsgerät nicht
       funktioniert. Das Debakel um die Aufklärungsdrohne wird teuer.
       
 (DIR) Kein Kauf von Fluggeräten: Regierung schießt Drohnen ab
       
       Eine Zulassung für den regulären Flugbetrieb scheint wenig aussichtsreich.
       Deswegen steigt Deutschland aus dem Projekt der Auklärungsdrohne Euro Hawk
       wieder aus.
       
 (DIR) Kommentar Drohnen: Fürchtet den Sensenmann!
       
       Die Bundesregierung plant den Kauf der US-amerikanischen Drohne „Reaper“.
       Darüber sollte man sich aufregen. Und zwar jetzt.
       
 (DIR) De Maizière auf US-Besuch: Onkel Thomas erzählt vom Krieg
       
       Der Verteidigungsminister versucht den Amerikanern die Idee vom „sauberen
       Krieg“ auszureden. An den Drohnen sind die Deutschen trotzdem interessiert.
       
 (DIR) Geplanter Drohnenkauf: Bundeswehr will Sensenmann
       
       Schon im Januar 2012 hat die Bundeswehr beim US-Militär wegen des Kaufs von
       Drohnen vom Typ Reaper angefragt. Eigentlich sollte das erst nach der Wahl
       ein Thema sein.
       
 (DIR) Thomas de Maizière über Afghanistan: „Man kann nicht einfach wieder raus“
       
       Sicherheit für den Wiederaufbau will Verteidigungsminister de Maizière.
       Deshalb sollen nach dem offiziellen Abzug bis zu 800 deutsche Soldaten in
       Afghanistan bleiben.
       
 (DIR) Rüstungs-Lobbyist über Waffenhandel: „Merkel-Doktrin? Blödsinn.“
       
       Georg Adamowitsch vom Rüstungsindustrieverband BDSV über
       Geschäftsgeheimnisse, Exportentschiedungen und Waffen für Saudi-Arabien.
       
 (DIR) Militärtechnik und Moral: Gesucht: Rubikon für eine Drohne
       
       Wie böse und wie neu sind unbemannte Flugobjekte – insbesondere wenn sie
       schießen? Eine Tagung mit Friedens- und Militärbewegten fahndet nach
       Antworten.