# taz.de -- Mini-Kameras auf Polizeischultern: Die Angst vor Äppelwoi
       
       > Seit Montag schlappen Polizisten mit Miniatur-Überwachungskameras auf der
       > Schulter durch Frankfurter Gassen. Die „laufende“ Videoüberwachung.
       
 (IMG) Bild: Der Innenminister begründete die „Bodycams“ mit der steigenden Aggressivität gegenüber Polizisten.
       
       Alt-Sachsenhausen in Frankfurt ist ein Ort zum Fremdschämen. Bierselige
       Gruppen belagern Ballermann-Kneipen, deren Musik einzig dem Anspruch
       genügt, dass sie auch im Suff mitgegrölt werden kann. In den Bars der
       Rittergasse quetschen sich die Bedienungen in leuchtfarbene Hotpants und
       weiße Hemdchen.
       
       Man möchte die japanischen Touristen, die sich auf der Suche nach
       Gemütlichkeit und Äppelwoi dorthin verirren, an die Hand nehmen und ihnen
       ein anderes Frankfurt zeigen. Was sollen sie bloß denken?
       
       Jetzt geht es sogar noch skurriler: Seit Montag strawanzen Polizisten mit
       Miniatur-Überwachungskameras auf der Schulter durch die Gassen. Und damit
       auch jeder sieht, dass er sich besser nicht mit den Herren in Uniform
       anlegt, steht auch noch fett „Videoüberwachung“ auf deren Weste. Hinten und
       vorne.
       
       Der Innenminister Boris Rhein (CDU) begründete das Pilotprojekt „Bodycam“
       am Montag mit der steigenden Aggressivität gegenüber Polizisten. Allein in
       diesem Jahr habe die Polizei 18 Fälle von Widerstand gegen Beamte gezählt,
       am Pfingstwochenende hätten 30 Kneipengäste eine Streife mit Gläsern und
       Flaschen beworfen.
       
       Ach wie gut, dass es Überwachungskameras gibt. In Alt-Sachsenhausen sogar
       an Häusern, auf Polizistenschultern und womöglich bald auch auf
       Streifenwagen. Denn wer könnte schon all die Probleme von Alt-Sachsenhausen
       lösen und den Charme der Äppelwoi-Gemütlichkeit verteidigen?
       
       28 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Maria Amberger
       
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