# taz.de -- Fans des Fußballklubs 1860 München: Dümmer als Toastbrot
       
       > Fans von 1860 München beleidigen einen Kicker rassistisch. De Pöbeleien
       > machen die Runde und rücken den üblen Teil des Löwen-Anhangs in den
       > Fokus.
       
 (IMG) Bild: Zusammenhalt: Ralph Gunesch und Danny da Costa (v.r.)
       
       Ralph Gunesch hat seiner Empörung freien Lauf gelassen. „Einen
       dunkelhäutigen Gegenspieler permanent als ’Scheiß N***r', ’Zurück in den
       Busch' zu beschimpfen und mit Affenlauten zu begleiten zeigt nur, dass Euer
       IQ knapp über dem eines verbrannten Toastbrotes liegt!“, [1][postete der
       Verteidiger] des FC Ingolstadt nach der verlorenen Zweitligapartie beim TSV
       1860 München am Sonntagnachmittag auf Facebook.
       
       Während des Spiels war Guneschs Mitspieler Danny da Costa mehrfach
       rassistisch beleidigt worden – so schlimm, dass er sich genötigt sah, sich
       bei Schiedsrichter Florian Meyer zu beschweren.
       
       Der ließ über den Stadionsprecher verkünden, dass derart rassistische
       Äußerungen zu unterbleiben haben. Da Costa antwortete auf Guneschs
       Wutposting bei Facebook und stellte klar, dass die Fans eine Grenze bei ihm
       überschritten hatten: „Es wurde einfach zu viel heute, sodass ich dem
       Schiedsrichter Bescheid geben musste. Auch meine Mit- und Gegenspieler
       konnten nur mit dem Kopf schütteln.“
       
       Tags darauf reagierte Robert Schäfer, der Geschäftsführer von 1860 München,
       mit einer Stellungnahme auf die Vorkommnisse und erweckte den Eindruck, als
       habe es sich um einen Einzeltäter gehandelt. „Wir sind unserem
       Ordnungsdienst sehr dankbar, der sofort professionell und konsequent
       reagiert hat. So konnten wir die Person identifizieren und haben sein
       Verhalten zur Anzeige gebracht“, erklärte er und stellte klar: „Bei diesem
       Thema haben wir null Toleranz und verurteilen das aufs Schärfste.“
       
       ## Aus der Aufklärungsschrift wurde nichts
       
       Herbert Schröger kennt solche Sätze aus dem Hause der „Fußball-Firma“
       bestens. So nennt der Aktivist des Bündnisses „Löwenfans gegen rechts“ den
       Bundesligabetrieb des TSV. Oft habe es schon Ankündigungen für große
       antirassistische Aktionen gegeben, die dann doch nicht stattgefunden
       hätten. Vor der Saison wollte das Bündnis gemeinsam mit dem Verein eine
       Infobroschüre zum Thema Rechtsradikalismus herausbringen, hatte sogar schon
       ein Grafikbüro organisiert, das seine Dienste gratis angeboten hätte, doch
       es wurde nichts aus der Aufklärungsschrift. „Das interessiert die Firma
       nicht“, glaubt Schröger.
       
       Er war am Sonntag auch im Stadion, saß auf der Gegengerade nicht weit von
       den rassistischen Pöblern, zu weit indes, um zu erkennen, um wen es sich
       dabei gehandelt haben könnte. Er ist schockiert. „Affenlaute habe ich
       wirklich schon lange nicht mehr gehört“, sagt er, der mit dem Bündnis
       „Löwenfans gegen rechts“ seit 20 Jahren gegen die Versuche von Neonazis
       kämpft, die Fanszene der Löwen zu unterwandern.
       
       Berüchtigt ist der Block 132 in der Arena am Müllberg, wo sich immer wieder
       „stadtbekannte Nazifressen“ (Schröger) einfinden und bei jedem Heimspiel
       eine Blockfahne zeigen. Im Stadion würden sich die Nazis ruhig verhalten,
       sodass es keine Möglichkeit gebe, offiziell gegen sie vorzugehen. Wer aber
       regelmäßig ins Stadion gehe, bekomme mit, wie sich die Nazifans vor den
       Spielen gerieren. „Da hört man dann schon mal das berüchtigte U-Bahn-Lied“,
       sagt Schröger, der sich vorstellen kann, dass die Schreihälse vom Sonntag
       gar nicht aus der rechten Szene kommen. „Es ist ganz schwer, diesen
       alltäglichen Rassismus zu bekämpfen“, meint er.
       
       Im Kampf gegen die Nazis im Fanvolk gab es dagegen vor Kurzem einen
       spektakulären Erfolg. Beim Eröffnungsspiel im frisch restaurierten
       60er-Tempel an der Grünwalderstraße, bei dem die Reserve des TSV in der
       Regionalliga gegen Illertissen antrat, wurden drei Mitglieder der rechten
       Szene Münchens von den Fans in der Stehhalle auf der Gegengeraden
       identifiziert und recht unsanft aus dem Stadion hinauskomplimentiert.
       Minutenlang sangen die 1.500 Anhänger auf den Rängen „Nazis raus!“ und „Wir
       sind Löwen und ihr nicht.“
       
       Auch die Ultras der „Giasinga Buam“, die als die Hauptstimmungsmacher
       gelten, sangen mit. „Ein gutes Zeichen, dass die jungen Kerle da mitgemacht
       haben“, findet Schröger und ist sich sicher, dass er eine derartige
       Solidarisierung gegen rechts in seinem 40-jährigen Fandasein noch nicht
       erlebt hat.
       
       19 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.facebook.com/pages/Ralph-Gunesch/109570432402856?rf=112600432084286
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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