# taz.de -- Saisonstart der Zweiten Bundesliga: Die Drei-Klassen-Gemeinschaft
       
       > Der große Boom in der Zweiten Liga ist vorbei. Die Werbegelder fließen
       > spärlicher und die Kluft zur Bundesliga wächst immer weiter.
       
 (IMG) Bild: Hier glänzt die Zweite Liga weniger: Beim VfR Aalen bleiben viele Plätze leer
       
       HAMBURG taz | Geht es mit der Zweiten Fußballbundesliga bergab? Zwei
       Aufsteiger der Vorsaison, Fortuna Düsseldorf und die SpVgg Greuther Fürth,
       stiegen im Mai prompt wieder aus der Ersten Liga ab. In diesem Jahr wirkte
       der Dritte, Kaiserslautern, in den Relegationsspielen gegen den
       Drittletzten der Bundesliga überfordert. Und kurze Zeit später wurde dem
       finanzschwachen Traditionsverein MSV Duisburg die Lizenz verweigert.
       Wenigstens wirtschaftlich steht die lange als Erfolgsmodell gefeierte Liga
       vor einer aufregenden Saison.
       
       Bis kurz vor Anpfiff fehlte fast jedem dritten Klub noch der maßgebliche
       Hauptsponsor, selbst Dickschiffe wie 1860 München und FC St. Pauli fanden
       erst in dieser Woche Geldgeber. Und selbst wenn gerade noch rechtzeitig zum
       Anpfiff alle Trikots beflockt sein sollten, der Boom scheint auszulaufen.
       „Die ganz große Welle nach oben ebbt ab – wir sind oben auf dem Plateau“,
       sagt Professor Dirk Mazurkiewicz von der Hochschule Koblenz: „Das hat man
       letztes Jahr schon gesehen, und ich glaube, in diesem Jahr wird das noch
       offensichtlicher werden.“
       
       Der Sportmanagementwissenschaftler denkt besonders an den Verkauf von
       Dauerkarten und Tickets. Selbst bei Publikumsvereinen, denen
       Eintrittskarten lange aus den Händen gerissen wurden, laufe es
       „schleppend“, sie müssten sich erstmals aktiv um Kundschaft bemühen.
       
       Ebenfalls beim Verkauf von Fanartikeln, VIP-Logen und Werbebanden scheint
       man oben angekommen zu sein. „Das Potenzial ist weitgehend ausgereizt“,
       warnt Professor Henning Vöpel vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut
       (HWWI), „das Wachstum wird sich vermutlich deutlich verlangsamen.“
       
       ## Jeder zweite Zweitligist schreibt rote Zahlen
       
       Generell sei „die Vermarktung schwieriger geworden“, bestätigt auch Henning
       Eberhardt von Sponsors, einem Informationsanbieter im Sportbusiness. Der
       Grund sei einfach: „Der Topf ist auch für das Sportsponsoring in der Krise
       kleiner geworden, die Zahl der Vereine aber gleich geblieben.“ Fazit: „Die
       Zeit des Millionensponsorings ist – abseits der Top-Klubs und -Events –
       vorbei.“ Unterdessen lebt schon jeder zweite Zweitligist über seine
       Verhältnisse und schreibt rote Zahlen.
       
       Immerhin bewegt sich die Liga insgesamt auf hohem Niveau – ihr erwarteter
       Saisonumsatz von etwa 400 Millionen Euro entspricht der Summe aller drei
       Profiligen im Handball, Eishockey und Basketball. So finden sich auch
       optimistische Stimmen. Jan Kremer, Experte der Sport Business Gruppe der
       Münchner Unternehmensberatung Deloitte, sieht noch Potenzial nach oben:
       „Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.“
       
       Selbst Klubs, die längere Zeit in der Zweiten Liga verharrten, „können mit
       einem cleveren Management Euphorie entfachen“. Gleichzeitig scheint sich
       eine Drei-Klassen-Gemeinschaft zu verfestigen: Für die Saison 2011/12
       ermittelte der Ligaverband DFL für das obere Drittel mit über 11 Millionen
       Euro einen mehr als doppelt so hohen Lizenzspieleretat als für das untere
       Drittel mit 5 Millionen Euro.
       
       ## Einnahmengefälle bei Trikotwerbung
       
       Aktuelle Zahlen von Sponsors bestätigen den Eindruck: Die da unten können
       mit der Trikotwerbung kaum mehr als 250.000 erlösen und spielen gegen den
       Abstieg (Sandhausen, Aue, Aalen). Der Mittelbau erzielt immerhin etwa
       500.000 bis 800.000 Euro (Bochum, Dresden, FSV Frankfurt, Cottbus) und die
       da oben erlösen über 1 Million Euro und können vom Aufstieg träumen (Köln,
       Düsseldorf, Lautern, Ingolstadt, 1860 München, bislang St. Pauli).
       
       Gleichwohl zeigte die zurückliegende Spielzeit, dass Geld allein wohl doch
       keine Tore schießt. Dickschiff St. Pauli wäre fast untergegangen, während
       die Mittelklasseklubs FSV Frankfurt und Vizemeister Eintracht Braunschweig
       über ihrem wirtschaftlichen Niveau abschnitten.
       
       In der Bundesliga müssen sich Aufsteiger dann allerdings gewaltig strecken.
       Zwar wird der größte Einnahmeposten, die Fernsehgelder, in der neuen
       Spielzeit für beide Ligen deutlich zulegen, aber gleichzeitig wird auch der
       Abstand zur Bundesliga in Cent und Euro weiter wachsen. Laut DFL verschob
       sich die Verteilung der Einnahmen zwischen Bundesliga und Zweite Liga mit
       Anteilen von 84:16 seit Jahren kaum.
       
       In absoluten Zahlen bedeutet der „kleine“ Unterschied beim Umsatz aber
       schon eine Kluft von über 1,5 Milliarden Euro! Das Fazit des
       Fußballökonomen Vöpel lautet daher: „Ein Durchmarsch wie einst von
       Kaiserslautern ist wohl undenkbar geworden.“
       
       19 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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