# taz.de -- Atommüll Endlager-Kommission: Umweltverbände unter Druck
       
       > Die Parteien halten am Zeitplan für die Besetzung der Endlager-Kommission
       > fest. Aber die deutschen Umweltverbänder wollen noch nicht.
       
 (IMG) Bild: Gegen Atommüll? Ja! Aber sich am Endlagersuchprozess beteiligen wollen sich die deutschen Umweltverbände noch nicht.
       
       BERLIN taz | Mit ihrer Weigerung, bis zum vorgegebenen Termin Ende letzter
       Woche ihre Kandidaten für die Endlager-Kommission des Bundestags zu
       benennen, sind die deutschen Umweltverbände bei Vertreterinnen von
       Regierung und Opposition auf Kritik gestoßen. „Für eine Verweigerung habe
       ich überhaupt kein Verständnis“, sagte die CDU-Berichterstatterin im
       Umweltausschuss der taz. Und auch Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) findet: „Das
       geht gar nicht.“
       
       In der 33-köpfigen Kommission, die die Kriterien für die Endlagersuche
       entwickeln und den Prozess begleiten soll, sind zwei Plätze für Vertreter
       von Umweltgruppen vorgesehen. Bis zum vergangenen Freitag hätte der
       Deutsche Naturschutzring (DNR) als Dachverband der meisten deutschen
       Umweltverbände zwei Kandidaten benennen sollen. Doch stattdessen teilte
       DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen mit, es gebe noch Beratungsbedarf.
       Eine Entscheidung werde darum „noch einige Wochen in Anspruch nehmen“.
       
       Mit Greenpeace, dem BUND und Robin Wood erklärten zudem drei große
       Verbände, dass sie sich an der Arbeit der Kommission nicht beteiligen
       wollen. Sie kritisieren, dass im Endlager-Gesetz bereits zu viele
       Entscheidungen gefallen sind, bevor die Kommission überhaupt mit der Arbeit
       beginnt.
       
       Die bisherigen Pläne der Politik sehen vor, die stimmberechtigten
       Mitglieder der Kommission – eine Vorsitzende oder ein Vorsitzender, acht
       WissenschaftlerInnen und jeweils zwei VertreterInnen von Wirtschaft,
       Gewerkschaften, Kirchen und Umweltgruppen – bei der Sondersitzung des
       Bundestags am 2. September zu wählen. Und an diesem Zeitplan wollen die
       Fraktionen auch festhalten, denn durch die Bundestagswahl wäre die nächste
       Möglichkeit erst im November. „Damit verlieren wir zu viel Zeit“, meint
       Kotting-Uhl.
       
       Auch Ute Vogt (SPD) sieht „keinen Grund zu warten“. Sie hofft, dass die
       Verbände noch einlenken – und droht: „Sonst werden wir selbst jemanden
       benennen.“ Kotting-Uhl bringt noch eine andere Möglichkeit ins Gespräch:
       „Wenn sie sich nicht rechtzeitig melden, bleiben die Plätze der
       Umweltgruppen eben erst mal unbesetzt.“
       
       ## Überraschung bei den Kirchen-Vertretern
       
       Die übrigen gesellschaftlichen Gruppen haben ihre Vertreter hingegen nach
       taz-Informationen fristgemäß benannt. Der Bund der Deutschen Industrie
       nominierte dabei zwei langjährige Manager der Atomwirtschaft: zum einen
       Ralf Güldner (Eon und Deutsches Atomforum), zum anderen Gerd Jäger (RWE und
       VGE Powertech).
       
       Eine Überraschung gab es bei den Kirchen-Vertretern: Während die
       Evangelische Kirche der Hannoveraner Landesbischof Ralf Meister nominierte,
       der sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zum Standort Gorleben
       geäußert hatte, schickt die Katholische Bischofskonferenz Georg Milbradt in
       die Kommission.
       
       Der ehemalige CDU-Ministerpräsident von Sachsen ist bisher weder als
       Kirchen-Funktionär noch als Endlager-Experte in Erscheinung getreten. „Wir
       trauen ihm zu, auf die hochkomplexen Fragestellungen im Sinne der Kirche
       die richtigen Antworten zu finden“, begründete Prälat Karl Jüsten die
       Entscheidung. Milbradts Parteizugehörigkeit habe keine Rolle gespielt. Der
       DGB hatte bereits vor einer Weile Erhard Ott (Verdi) und Edeltraud Glänzer
       (IG BCE) benannt.
       
       Über Wissenschaftler und Vorsitz entscheidet die Politik allein. Die
       Verhandlungen darüber dauern noch an.
       
       20 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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