# taz.de -- Antisemitismus in Europa: Gedanken ans Auswandern
       
       > Einer Studie zufolge fühlen sich viele europäische Juden unsicher,
       > Angriffe sind Normalität. Besonders feindlich ist die Stimmung in Ungarn
       > und Frankreich.
       
 (IMG) Bild: Junge Frau bei einem Kippa-Spaziergang in Berlin.
       
       WIEN dpa | Eine deutliche Mehrheit der in Europa lebenden Juden sieht
       wachsende antisemitische Tendenzen. Dies ist das Ergebnis einer am Freitag
       in Wien vorgestellten Online-Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte (FRA).
       Drei von vier Befragten sagten, das Internet und soziale Foren seien die
       häufigste Plattform für antisemitische Kommentare. Deutlich dahinter
       rangieren Demonstrationen (42 Prozent) und Sportereignisse (14 Prozent).
       
       Es ist laut Agentur der erste, nicht-repräsentative Versuch eines
       Überblicks zur Situation der Juden in Deutschland, Frankreich, Italien,
       Ungarn, Schweden, Großbritannien, Belgien und Lettland. Es wurden fast 6000
       Menschen befragt.
       
       Die Sorgen und Ängste der etwa 120 000 in Deutschland lebenden Juden sind
       laut Umfrage zwar nicht so groß wie zum Beispiel in Frankreich und Ungarn.
       Allerdings habe auch in der Bundesrepublik jeder vierte der Befragten schon
       einmal an Auswanderung gedacht, weil er sich nicht sicher fühlte. In
       Frankreich - dort leben europaweit mit 490 000 die meisten Juden - und
       Ungarn waren es sogar fast die Hälfte der Befragten. Vergleichsweise sicher
       fühlen sich Juden in Großbritannien (295 000) und Schweden.
       
       Jeder fünfte der Umfrage-Teilnehmer hat in den vergangenen zwölf Monaten
       einen antijüdischen Vorfall in Form von Beleidigung oder gar Angriffen
       erlebt. Insgesamt würden solche Bedrohungen, verbale oder tätliche Angriffe
       von den Betroffenen oft nicht gemeldet, teilte die FRA weiter mit.
       Häufigster Grund für diese Haltung sei der mangelnde Glaube, dass sich
       durch das Einschalten der Polizei etwas ändere. Laut FRA ist das
       spezifische Sammeln von Daten über antisemitische Vorfälle in vielen
       Ländern unzureichend organisiert, wodurch Übergriffe, Attacken und
       Beleidigungen schlecht erfasst würden.
       
       Als großes Problem wird der Antisemitismus von den Betroffenen vor allem in
       Ungarn und Frankreich wahrgenommen. 90 Prozent der in Ungarn lebenden Juden
       und 85 Prozent der Juden in Frankreich sehen hier eine ausgeprägt
       antijüdische Haltung - mit zunehmender Tendenz. In Deutschland beträgt
       dieser Wert 61 Prozent. Unter den antisemitischen Kommentaren sei das
       Leugnen oder Relativieren des Holocausts weit verbreitet. Außerdem werde
       den Juden eine „naziähnliche“ Haltung gegenüber den Palästinensern
       vorgeworfen.
       
       8 Nov 2013
       
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