# taz.de -- Prinz Eddi I über Karneval in Berlin: „Jetzt haben wir keinen Umzug mehr“
       
       > Weil die Behörden nicht mitspielten, gehört in der Hauptstadt der
       > Straßenkarneval der Vergangenheit an. Ist der amtierende Karnevalsprinz
       > froh darüber?
       
 (IMG) Bild: Berlin Hey-Jo: Zwölf Jahre zogen die Jecken durch die Stadt, nun ist Schluss.
       
       taz: Hey-Jo, Edmund Braun! Oder bestehen sie in diesen Tagen auf ihren
       Titel als Berliner Karnevalsprinz Eddi I? 
       
       Edmund Braun/Eddi I: Offiziell bin ich zur Zeit Eddi I.
       
       Gut, Eddi I. Wie steht es denn um ihre Karnevalsstimmung in diesem Jahr? 
       
       Der Karneval läuft gut. Etwas traurig ist nur, dass wir dieses Jahr keinen
       Karnevalszug mehr haben, weil wir das finanziell nicht mehr stemmen
       konnten.
       
       Sind sie nicht auch ein bisschen erleichtert, dass der Umzug nicht mehr
       stattfindet? 
       
       Wieso das denn?
       
       Vergangenes Jahr mussten sie während des Umzugs Blumenbeete auf dem
       Tauentzien beschützen, weil Ihnen sonst das Grünflächenamt aufs Dach
       gestiegen wäre. Das kann doch nicht lustig gewesen sein. 
       
       Wir sollten darauf aufpassen, weil gerade neu gepflanzt wurde. Ich kann
       aber auch nicht sagen, warum da so ein Theater gemacht wurde. Ansonsten ist
       ein Karnevalsumzug natürlich für jede Region etwas ganz Besonderes.
       
       Wer hat denn das größere Hindernis für den Berliner Karnevalsumzug
       dargestellt: Die Behörden mit ihren Beschränkungen oder die Berliner, die
       missmutig am Straßenrand standen, sich nicht verkleideten und nur ein paar
       Kamelle zusammenraffen wollten? 
       
       Das Hindernis sind die Behörden. Überall sonst gibt es Ausnahmeregelungen
       für Karnevalsumzüge, dass sie lauter sein dürfen als 70 oder 75 Dezibel,
       nur in Berlin ist das nicht so. Die Regierenden zur Zeit sind eben nicht
       für den Karneval. In Köln wäre das undenkbar, dass man die Lautstärke beim
       Karneval einpegelt. Ohne laute Musik entsteht keine Stimmung und ohne die
       Stimmung, sind die Sponsoren und das Fernsehen nicht interessiert.
       
       Der Christopher Street Day wird dagegen als „kulturell bedeutsam“
       eingestuft und bekommt Ausnahmeregelungen. Empfinden Sie das als ungerecht? 
       
       Natürlich ist das ungerecht. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, wobei
       der Christopher Street Day ja nur eine Randgruppe bedient und der Karneval
       für die breite Bevölkerung ist. In Berlin kann ist es doch auch eher eine
       Minderheit, die Karneval feiern will. Bei unserem ersten Umzug im Jahr 2000
       waren 250.000 Menschen auf den Straßen, die uns zugejubelt haben. In
       unserer Hochzeit hatten wir dann fast 1,2 Millionen Menschen. Das sind doch
       Werte! Sicher ist Berlin keine Hochburg des Karnevals, aber die Berliner
       können genauso feiern wie die Rheinländer und sind genau so ein lustiges
       Völkchen. Das kann ich Ihnen als Rheinländer, der seit 40 Jahren in Berlin
       lebt, sagen.
       
       Für viele Berliner ist doch aber das Pfannkuchenessen am 11.11. der
       karnevalistischen Höhepunkt; dementsprechend war doch dann auch die
       Stimmung beim Umzug nie mit der in Köln zu vergleichen. 
       
       Logischerweise ist das hier anders. Die Kölner haben einhundert Jahre
       gebraucht, um das zu machen, was sie jetzt machen und wir haben das
       innerhalb von zehn Jahren versucht. Es ist Quatsch, dass man nur im
       Rheinland Karneval feiern kann. In Mainz oder München wird auch gefeiert.
       
       Haben sie Verständnis dafür, wenn Nörgler ihren Berliner Karneval als
       überflüssige Kulturrevolution bezeichnen? 
       
       Nein! Die haben keine Ahnung.
       
       Vielleicht gibt es aber doch historische Gründe für die Zurückhaltung: Der
       preußische König Friedrich Wilhelm III. soll seinen Untertanen das
       Verkleiden untersagt haben, weil er fürchtete, dahinter könnten
       Verschwörungen gedeihen. 
       
       Das ist mir unbekannt. Ich weiß, dass der Karnevalsbrauch auch von den
       alten Preußen stammt. Die Karnevalsuniformen waren ursprünglich eine
       Persiflage auf den Militarismus zu Zeiten des Alten Fritz.
       
       Was sind Ihre Pläne für den Karneval? 
       
       Nach 20 Jahren Präsidentschaft im Festkomitte Berliner Karneval sollte das
       Amt als Karnevalsprinz noch mal ein Höhepunkt sein. Jetzt bin ich der
       Prinz, nur haben wir keinen Umzug mehr. Bekannte von mir aus Aachen haben
       das mitbekommen und mir für den Rosenmontagszug einen Wagen zur Verfügung
       gestellt. Da fahre ich mit meinem kompletten Hofstaat mit.
       
       Dann wünsche ich noch einen fröhlichen Karneval. 
       
       Danke, danke.
       
       3 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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