# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > „Jockel“ Gauck ruft zu den Waffen, Dortmund ist die „Karnevalstiefburg“,
       > und die Dortmunder Ultras machen Sudoku.
       
 (IMG) Bild: Ladies in Red in Düsseldoaff.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Sarrazin muss ganz viele Interviews geben darüber,
       dass seine Meinung unterdrückt wird.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Das interessiert auch keinen mehr.
       
       Die Affäre Wulff endete am Donnerstag vorerst mit dem Freispruch des
       ehemaligen Bundespräsidenten. Wenn Joachim Gauck nun stolpert, kommt dann
       Wulff zurück? 
       
       Jockel „bestes Deutschland ever“ Gauck ruft die Deutschen zu den Waffen und
       weigert sich ausdrücklich, Wulffs Worte zu wiederholen, wonach auch der
       Islam zu Deutschland gehöre. Wie zur Hölle sollte der es hinkriegen, beim
       Verfassungsorgan Bild in Ungnade zu fallen? Schnäppchenpräsi Wulff passte
       darin gut zur „Volks“-Ramschtheke bei Springers; Gauck hingegen diffamiert
       Friedensliebe als „Glückssucht“ und repräsentiert 100 % Blattlinie. Also:
       Wulff kann ausdauernd und nachhaltig am Thema des multikulturellen
       Deutschland arbeiten, damit wird er nichts mehr außer ein anständiger Kerl.
       Das ist doch schon viel mehr als Gauck.
       
       Das Bundesverfassungsgericht hat die Dreiprozenthürde für Parteien bei
       Europawahlen gekippt. Ist das die große Chance für die FDP? 
       
       Ja, auf einen Ehrenplatz auf dem Parteienfriedhof. Das stets letzte
       Argument der FDP – „helft uns über die Hürde“ – ist ohne Hürde auch tot.
       Charmant erneut die Begründung der Richter: Hürden seien nötig etwa für den
       Bundestag, der die Regierung wähle und mit einer handlungsfähigen Mehrheit
       versorge. Heißt umgekehrt: Das Europaparlament dagegen braucht keine Hürde,
       denn es hat eh nichts zu sagen. Vielleicht klagt dagegen mal wieder jemand.
       
       Erstmals in der öffentlich-rechtlichen Rundfunk-Geschichte könnte es auf
       eine Senkung des Beitrags hinauslaufen – die KEF schlägt vor, dass der
       Beitragszahler 73 Cent pro Monat weniger blechen soll. Was wollen Sie sich
       davon gönnen? 
       
       Wir könnten zusammenlegen und der KEF einen Taschenrechner schenken.
       Instinktsicher flankiert sie ihre Pressemitteilung mit dem notorischen
       Äpfel-und-Birnen-Festival zum Thema „Jauch zweieinhalbmal so teuer wie
       Illner“. Das nährt bei Brancheninsassen den Argwohn, von Amateuren
       überwacht zu werden: Denn in den Preisen für Talkshows steckt hier die
       Produktionstechnik mit drin, die dort vom Sender beigestellt und nicht
       gerechnet wird. Auch den täglichen Lanz mit dem wöchentlichen Jauch zu
       vergleichen ist was für Leute, die beim Fachbegriff „Mengenrabatt“ hilflos
       zum Dolmetscher gucken.
       
       Schade, dass die KEF ihr Anliegen mit diesem Kram torpediert. Denn in der
       Sache: Vielfachstrukturen, ineffiziente Mittelverwendung, teure
       Provinzfürstelei gibt es tatsächlich ein massives Gefälle zwischen ÖR und
       kommerziellen Sendern. Natürlich könnte man den ÖR die Werbung streichen,
       wenn die zu viel verdienen. Im Gegenzug müssten RTL und Sat.1 ein paar
       Politiker aus den Gremien übernehmen. Das werden die nie tun.
       
       Julia Timoschenko könnte die Spitzenfrau der Ukraine werden. Gibt es noch
       andere? 
       
       Ja, neben der Gas-Oligarchin Timoschenko gibt es einen Preisboxer, der zur
       Generalmobilmachung aufruft, und einen abgehalfterten Autokraten, der aus
       Russland rübergrüßt. Dagegen wirkt das monarchisch-militärische Personal
       beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs sacht seriöser. Die EU hat seit 1997
       ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen mit Russland, das vor sich hin
       dümpelt und nur sehr gelegentlich weiterverhandelt wird. Ein
       Assoziierungsabkommen mit der Ukraine wäre für Russland völlig harmlos,
       gäbe es vitale Gespräche mit Moskau in ähnlicher Richtung. Etwa ausgehend
       von der verschrobenen Idee, dass wir möglicherweise denselben Kontinent
       bewohnen. Wer das nicht will, will Kalten Krieg. Oder spricht Amerikanisch.
       Oder beides.
       
       Alaaf oder Helau? 
       
       Seit ich auf den Ortsschildern der Nachbarstadt Hagen die Unterzeile „Stadt
       der Fernuniversität“ prangen sah, überlege ich, ob das ein dezenter Hinweis
       ist, Hagen am besten aus sicherer Entfernung zu genießen. Und überlege, auf
       alle Dortmunder Ortsschilder „Karnevalstiefburg“ zu pinseln. Aber dann wäre
       die Stadt heute rappelvoll.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Dortmunder Ultras begrüßten ihre Nürnberger Rangesgenossen mit einem
       rekordkryptischen Banner, auf dem es um Drogen aus Tschechien ging. Das war
       dem Rest der 80.000 Fans so unbegreiflich, dass man fürs nächste Heimspiel
       Plakate auf Chinesisch erwartet. Oder die Ultras halten ein echt schweres
       Sudoku hoch oder so.
       
       Die Fragen stellte LAG.
       
       2 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
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